Infografik
Osterholz: multikultureller Stadtteil mit Politik-Frust
Wähler mobilisieren und Interesse für Politik wecken – in einem der bevölkerungsreichsten Stadtteile ist das bisher nicht gelungen.
1 Die Menschen und das Leben in Osterholz
Der Stadtteil im Osten Bremens ist baulich geprägt durch Betonfassaden, die 21 Stockwerke hoch in den Tenever Himmel ragen, grünen Ecken in Blockdiek, dem Klinikum Bremen-Ost und Bremens größtem Friedhof in Ellener Feld. In den 1970er Jahren wurde im Ortsteil Tenever viel Wohnraum mittels Hochhäuser geschaffen. Seitdem hat sich einiges getan. Diese Gebiete wurden durch Modernisierungsmaßnahmen, Abriß und Umgestaltung attraktiver und auch die Infrastruktur wurde verbessert. Dank des Ausbaus der Straßenbahnlinie 1 sind die Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote auf dem Areal des Weserparks nun für alle Bremer besser zu erreichen.
Osterholz ist ein multikultureller Stadtteil. Der Anteil der Ausländer an der gesamten Einwohnerzahl ist groß und betrug im Jahr 2017 rund 38 Prozent. Neben Gröpelingen (circa 45 Prozent) ist das das höchste Niveau unter den Stadtteilen. Da viele kinderreiche Familien hier leben, gibt es auch mehr junge Menschen (10.056 Personen) als alte (8.620).
Das mittlere Jahreseinkommen liegt mit 18.600 Euro nicht allzu hoch. Da das durchschnittliche Einkommen mit 24.500 Euro deutlich höher ist, kann man davon ausgehen, dass es eine kleine Gruppe von Anwohnern gibt, die besser verdient.
Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger liegt bei circa 6.900 Menschen. Das sind rund 18 Prozent der Anwohner und bedeutet, dass fast jeder Fünfte Leistung bezieht. Arbeitslos sind 1.763 Menschen in Osterholz gemeldet. Die große Diskrepanz zwischen den Zahlen erklärt sich dadurch, dass auch enge Familienmitglieder von Arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger sein können. Zum Beispiel, wenn sie sich gerade in der Ausbildung befinden.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in Osterholz deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2014 waren es noch 319 Einbrüche und vier Jähre später nur noch 84. Die Gewaltkriminalität ist im gleichen Zeitraum auf einem gleichbleibenden Level. Sie hat im vergangenen Jahr leicht zu genommen.
2 Probleme und Herausforderungen
Osterholz ist geprägt von einem kulturübergreifenden Miteinander. Das birgt Chancen, aber auch Herausforderungen. "Die Situation stellt sich nicht einfach dar", sagt Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter. Die Fluktuation in einem der östlichsten Stadtteile Bremens ist hoch. Viele Familien mit Migrationshintergrund kommen nach Osterholz, während es viele Anwohner in die bürgerlicheren Stadtteile zieht. Das mache es schwierig, Ehrenamtliche zu finden, die den Stadtteil unterstützen. Dabei sorgen Einrichtungen wie das Arbeitslosen-Zentrum und das Mütterzentrum dafür, dass die Menschen in Osterholz ankommen.
Ein Großteil der Integration wird von Frauen geleistet. "Die Frauen, die nach Osterholz ziehen, sind offener als die Männer. Das ist fatal, da sie in den häufig traditionell geprägten Familien als Vorbild gelten." Zudem benötigen Kinder aus den bildungsfernen Familien eine entsprechende pädagogische Unterstützung in den Schulen. "All das fordert ein gutes Miteinander und Engagement von vielen Akteuren wie Kitas, Schulen, Revierleitern, Stadtteilgruppen und Ehrenamtlichen über Jahre", sagt Schlüter. Nur so sei es möglich, das Konzept eines guten Miteinander zu leben.
3 Politische Ausgangslage
Weniger als drei Viertel (rund 69 Prozent) der Bevölkerung aus dem Stadtteil Osterholz waren 2015 wahlberechtigt. Dieser geringe Anteil kommt zustande, da der Ausländeranteil im Stadtteil 2015 etwa 36 Prozent betrug. EU-Bürger dürfen an den Wahlen für die Stadtbürgerschaft teilnehmen, Staatsbürger von Drittländern sind von dieser Art politischer Partizipation allerdings ausgeschlossen. Von den 25.954 Osterholzern, die wählen durften, gaben lediglich nur 40,3 Prozent ihre Stimmen ab. Das ist neben Gröpelingen (Wahlbeteiligung von 37,3 Prozent) der geringste Wert in Bremen. In diesem Jahr dürfen 25.023 Osterholzer wählen.
Als stärkste Kraft setzte sich bei der vergangenen Bürgerschaftswahl die SPD mit 40,6 Prozent durch. Nur in Gröpelingen (44,8 Prozent) und in der Vahr (41,4 Prozent) waren die Sozialdemkokraten noch stärker. Auf Platz zwei landete die CDU mit 23,7 Prozent. Drittstärkste Partei waren die Grünen (9,3 Prozent).
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. April 2019, 19:30 Uhr