Diese Bremer Palliativlotsin will dem Tod den Schrecken nehmen
Hilfe für Sterbenskranke: Unterwegs mit einer Bremer Palliativlotsin
Sorgen mittragen, Trauer aushalten und Aufgaben verteilen – dabei kann eine Palliativlotsin Sterbenden und Angehörigen helfen. So auch Heide Hafer und ihrer Tochter Anja Faltus.
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Sie fährt mit einem Kleinwagen umher, betreut immer rund zwei Dutzend Schicksale gleichzeitig, berät, vermittelt, hilft: Elke Ehlert ist sozusagen ein deutschlandweit einzigartiges Projekt, laut Initiator gelebte Suizid-Prävention und hat den ersten Platz beim diesjährigen Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin gemacht.

Die Krankenschwester und Sozialpädagogin ist als Palliativlotsin unterwegs. "Wir wissen nicht mehr weiter, uns wächst das alles über den Kopf" – diesen Satz hört sie immer öfter von schwerkranken Krebspatienten und insbesondere auch deren Angehörigen. Denn wenn Menschen nach einer verheerenden Diagnose keine weiteren Behandlungen wollen oder auch bekommen können, sind sie plötzlich auf sich allein gestellt. Der Wunsch, Todkranke bis zum Ende zu Hause zu versorgen, wird zur zusätzlichen Herausforderung für die Familie. In der Regel geht es um ältere Menschen, die bisher meist alleine noch sehr gut klargekommen sind. So wie die 76-jährige Heide Hafer. Manchmal ist sie einfach nur schlapp und müde.
Jeden Tag freue ich mich, wenn es mir gut geht und muss es auch hinnehmen, wenn es mal nicht gut geht. Und dann sag ich das aber auch.
Heide Hafer
Elke Ehlert schaut immer wieder bei Heide Hafer vorbei, unterstützt aber insbesondere deren Tochter Anja Faltus. Die macht sich viele Gedanken und trägt schwer an der Verantwortung für die hilfsbedürftige Mutter.
Wenn die Tage normal sind, ist es in Ordnung, aber wenn mal eine Situation eintritt, wo es Mama eben wirklich nicht gut geht, dann bin ich froh, dass es Frau Ehlert gibt, die ich anrufen kann. Die mir dann auch sagt: Mensch, wir überlegen gemeinsam. Ich sage immer, sie ist mein Rettungsanker.
Anja Faltus
Dabei geht es um soziale Fragestellungen, um Bürokratiebewältigung von Krankengeld bis hin zu Hilfsmittelanträgen und Pflegestufenbestimmung.
Bezahlt wird sie vom Förderverein Palliativstation am Klinikum Links der Weser. Dass es bei ihrer Arbeit ständig um den Tod geht, kann Elke Ehlert gut akzeptieren.
In dem Moment, wo wir auf die Welt kommen ist klar, dass wir auch wieder sterben werden, dass nur der Zeitpunkt nicht klar ist.
Elke Ehlert, Palliativlotsin
Als sie früher noch als Schwester im Krankenhaus gearbeitet hat, dachte sie: Das Leben müsse auf jeden Fall erhalten werden. Heute trägt sie mit all ihrer Erfahrung, ihrem Netzwerk und Management dazu bei, dass Sterbeprozesse als weniger belastend angesehen werden.
Inzwischen habe ich Menschen gesehen, die wirklich lächelnd gestorben sind. Wo ich gedacht habe: Da muss irgendwas sein, was es auch wieder schön macht. Es hat nicht diesen Schrecken, von dem ich immer früher ausgegangen war.
Elke Ehlert, Palliativlotsin
Ängste, Sorgen und Aufgaben werden ernst genommen, auseinanderklamüsert und verteilt. Dann klappt es auch mit einer für alle Beteiligten gut aushaltbaren und letzten Wegstrecke des Lebens.
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 28. September 2021, 19:30 Uhr