Infografik
Hemelingen: Sprachprobleme und fehlende Kitaplätze
In Hemelingen können viele Kinder bei der Einschulung nicht richtig Deutsch. Der Ausbau mehrerer Schulen zu Ganztagsschulen lässt auf sich warten.
1 Einwohner, Schüler und Schulen in Hemelingen
Mit rund 43.800 Einwohnern ist Hemelingen ein bevölkerungsreicher Stadtteil. Rund 9,8 Prozent der Hemelinger sind Schüler. Der Stadtteil verfügt über 14 Schulen. Davon sind die Freie Gemeinschaftsschule als Oberschule und drei berufsbildende Schulen in privater Trägerschaft. Alle acht Grundschulen sowie zwei Oberschulen sind öffentlich.
In Bremen wird jeder Wohnstraße eine Grundschule zugeordnet. So soll sichergestellt werden, dass die Kinder möglichst kurze Wege zur Schule haben. Den Standort der weiterführenden Schulen können Eltern und ihre Kinder frei wählen.
Die größte Gruppe der Hemelinger Schulabgänger verließ die Schule im vergangenen Jahr mit dem Abitur (35,7 Prozent). Seit einigen Jahren haben sich die Quoten der Abiturienten und der Absolventen mit mittlerem Schulabschluss einander angenähert. Ein Drittel der Schüler hatte 2018 einen mittleren Schulabschluss in der Tasche. Und ein weiterer Trend ist ablesbar: Schüler schließen seit einigen Jahren deutlich seltener mit der erweiterten und einfachen Berufsbildungsreife (früher Hauptschulabschluss) ab, als noch zuvor. Der Anteil der Schulabbrecher hingegen bewegt sich seit 2017 bei mehr als zehn Prozent. In den Vorjahren waren es jeweils zwischen sechs und 7,5 Prozent.
Das Bremer Bildungsressort weist darauf hin, dass die Anteile der Schulabschlüsse durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können. Etwa im Jahr 2012 durch einen doppelten Abiturjahrgang. In jenem Jahr haben Schüler sowohl nach neun, als auch nach acht Jahren das Abitur abgelegt. Dadurch ging der Anteil der Abiturienten nach oben. Andere Faktoren können beispielsweise eine verstärkte Zuwanderung sein, aber auch Änderungen im Schulsystem und den Schulformen.
2 Herausforderungen und Probleme im Bildungsbereich
Eine der wichtigsten Herausforderungen im Stadtteil ist es, die Ganztagsbetreuung sicherzustellen – da sind sich Stadtteilpolitiker verschiedener Parteien einig. "Es gibt den Ganztag noch nicht in dem Umfang, den wir brauchen", sagt Christian Meyer (CDU), Mitglied im Bildungsausschuss des Hemelinger Beirats. "Das wird alles immer weiter nach hinten geschoben." Ausschusskollegin Waltraut Otten (SPD) kann das bestätigen: "Mit Ganztagsschulen sind wir noch nicht gut bestückt. Und es dauert länger als gedacht. Die Schulen am Alten Postweg, an der Glockenstraße und die Brinkmannschule sollen umgebaut werden. Ich glaube aber nicht, dass die Kinder, die jetzt eingeschult wurden, den Ganztag dort noch erleben."
Ein weiterer Brennpunkt in Hemelingen sind Probleme mit der deutschen Sprache, die rund 44 Prozent der Kinder im Stadtteil ein Jahr vor der Einschulung haben. Damit liegt Hemelingen im Vergleich der Bremer Stadtteile im oberen Mittelfeld. "An der Grundschule an der Glockenstraße und der Grundschule Osterhop sind in manchen Klassen nur ein paar Muttersprachler", sagt Otten. Es gebe aber privat finanzierte Angebote für Kinder, die bei der Sprache Nachholbedarf haben. "Die Vernetzung in Hemelingen ist sehr gut", meint sie. So gebe es auch viele Sprachkursangebote für Eltern.
Meyer lobt die Lehrerinnen und Lehrer: "Das Sprachvermögen wird viel gefördert, oft liegt das an den Lehrkräften. Ich habe den Eindruck, dass sie sehr engagiert sind." Die Sprecherin des Bildungsausschusses, Christa Komar (Grüne), verweist auf einen Zusammenhang zwischen Sprachproblemen und fehlender Ganztagsbetreuung: "Wir sind für Ganztagsschulen, damit man die Sprachprobleme schneller in den Griff bekommt. Die Hilfe sollte aber schon in der frühkindlichen Bildung anfangen. Jedes Kind sollte einen Kitaplatz bekommen." Zurzeit fehlen nach Angaben des Ausschusses bis zu 200 Kitaplätze im Stadtteil.
Laut Komar ist auch Personalmangel ein Thema in Hemelingen. Es gebe unter anderem zu wenige Sonderpädagogen an den Schulen im Stadtteil, an denen allesamt Inklusion stattfindet. In Hemelingen hatten 2018 fast zehn Prozent der Schüler einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Damit liegt der Stadtteil deutlich über dem städtischen Durchschnitt. 93,1 Prozent der Schüler werden an den Schulen inklusiv gefördert, die anderen besuchen Förderzentren.
Waltraut Otten ist trotz aller Nöte zuversichtlich. "Wir sind auf einem sehr guten Weg. Es gibt sehr engagierte Schulleiter und Lehrer. Die tun so viel für die Kinder."
3 Rahmenbedingungen und Lebensumstände in Hemelingen
Hemelingen ist geprägt durch viel Grün einerseits und viel Industrie andererseits. In dem Stadtteil rechts der Weser liegen Seen und Parks, im Ortsteil Sebaldsbrück nimmt beispielsweise das Daimler-Werk einen großen Teil der Fläche ein.
Eine schwierige finanzielle Situation im Elternhaus und Arbeitslosigkeit der Eltern können den Bildungserfolg eines Kindes beeinflussen. Bildungsforscher sprechen deshalb auch von sogenannten Risikolagen. Der Anteil der Kinder, die in einem Haushalt leben, in dem auch von Hartz-IV gelebt werden muss, liegt in Hemelingen bei rund 29 Prozent und damit zwei Prozentpunkte unter dem Bremer Landesschnitt.
Das Durchschnittseinkommen pro Jahr beträgt nach den jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2013 insgesamt 27.500 Euro. Das mittlere Einkommen liegt etwas darunter mit 21.200 Euro. Das bedeutet, dass die Hälfte der Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen mehr verdient, die andere Hälfte weniger.
In rund einem Viertel der Haushalte mit Kindern lebt ein alleinerziehendes Elternteil. Damit liegt Hemelingen im Vergleich der Bremer Stadtteile eher im Mittelfeld. Mit rund zehn Prozentpunkten mehr ist der Anteil in der benachbarten Vahr in der ganzen Stadt am höchsten. Betrachtet man den Anteil der Familien mit drei oder mehr Kindern, so belegt Hemelingen auch dort einen Platz im Mittelfeld (14,5 Prozent).
Beide Anteile machen deutlich, wie groß der Bedarf an Betreuungsangeboten im Stadtteil ist. "Eltern nehmen gerade in Hemelingen gerne Kitaplätze an, wenn sie da sind", weiß die Sprecherin des Bildungsausschusses Christa Komar.
Mit einem Klick zu jedem Stadtteil im Land
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. November 2019, 19:30 Uhr