Infografik
Neustadt: Viele Abiturienten, aber kein Gymnasium
Die Neustadt ist ein einwohnerstarker Stadtteil. Die Zahl der Schüler soll in den nächsten Jahren noch wachsen. Diese Probleme bereiten den Politikern Sorgen.
1 Einwohner, Schüler und Schulen
Die Neustadt ist Bremens bevölkerungsreichstes Viertel. Gut 45.500 Einwohner haben hier ihren Hauptwohnsitz. Relativ hoch ist auch die Anzahl der Schüler: etwa 3.000. Allerdings gibt es mehrere Stadtteile in Bremen, die höhere Schülerzahlen bei einer kleineren Bevölkerung aufweisen.
Im Stadtteil gibt es derzeit fünf öffentliche Grundschulen und zwei Oberschulen, aber kein Gymnasium. Die Grundschule Helene-Kaisen-Schule im Ortsteil Huckelriede hat kürzlich den Betrieb aufgenommen. Zudem ist in der Neustadt eine öffentliche berufsbildende Schule im Bereich Hauswirtschaft und Sozialpädagogik beheimatet. Eine neue Grundschule soll in den kommenden Jahren in der Gartenstadt Werdersee entstehen.
Trotz natürlicher Schwankungen ist die Quote der Abiturienten in den vergangenen Jahren relativ hoch geblieben. 2018 betrug sie etwa 43 Prozent, der höchste Anteil unter den Schulentlassenen im Stadtteil. Besonders niedrig ist hingegen der Anteil der Schulabgänger ohne Abschlüsse.
Das Bremer Bildungsressort weist darauf hin, dass die Anteile der Schulabschlüsse durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können. Im Jahr 2012 gab es beispielsweise einen doppelten Abiturjahrgang: Die Schüler haben sowohl nach neun als auch nach acht Jahren das Abitur abgelegt. Andere Faktoren können zum Beispiel eine verstärkte Zuwanderung sein, genauso wie Änderungen im Schulsystem oder bei den Schulformen.
2 Probleme und Herausforderungen im Bildungsbereich
Das größte Thema in der Neustadt sei gerade die Sanierung der Schulen – auch wegen des Sanierungsstaus, sagt Beirats-Fraktionssprecherin Melanie Morawietz (CDU). Und der Lehrermangel, der nicht nur die Neustadt betreffe. "Eine Herausforderung für die Zukunft werden die wachsenden Schülerzahlen sein. Positiv ist, dass wir in der Neustadt relativ viele Schulen haben." Ähnlich sieht es Johannes Osterkamp, Grünen-Beiratsmitglied im Fachausschuss Bildung. Die Lage sei gut, doch der Lehrermangel stelle eine Herausforderung dar. Auch sollte das Thema Sozialarbeit an den Schulen stärker in den Fokus gerückt werden.
Ich bin der Überzeugung, dass die Lage in der Neustadt grundsätzlich gut ist und sich in den letzten Jahren viel getan hat. Wir haben sehr engagierte Kollegien in den Schulen, die jeden Tag ihr Bestes geben. Trotzdem muss man sagen, dass die Rahmenbedingungen besser sein könnten, sowohl was die personelle als auch die räumliche Ausstattung der Schulen angeht.
Johannes Osterkamp, Grünen-Beiratsmitglied in der Neustadt
Ebenso werde es ein Kraftakt, den Ausbau des Ganztagsangebots in den nächsten Jahren voranzutreiben, so Osterkamp weiter. Positiv seien die gelungene Integration geflüchteter Kinder und die Gründung der Helene-Kaisen-Schule. Außerdem hat die Grundschule am Buntentorsteinweg 2015 den Deutschen Schulpreis gewonnen.
Auch die Angebote im Bereich der Sprachförderung und der Sonderpädagogik seien im Stadtteil lobenswert, so Morawietz weiter. Der Anteil der Kinder, die ein Jahr vor der Einschulung Probleme mit der deutschen Sprache haben, ist in der Neustadt relativ gering – im Vergleich zu den restlichen Stadtteilen. Er liegt bei knapp 27 Prozent.
Bei der Inklusion weist die Neustadt im Stadtteilvergleich eine relativ niedrige Quote an Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf: Knapp sechs Prozent im Jahr 2018. Davon werden 90,5 Prozent an den Schulen inklusiv unterrichtet, die restlichen besuchen Förderzentren.
Die CDU-Beirätin wünscht sich vor allem eine schlankere Bürokratie, um den eventuellen Aufbau künftiger Schulen schneller voranzutreiben. "Mit wachsenden Kinderzahlen werden auch die Anforderungen steigen", mahnt sie.
3 Rahmenbedingungen und Lebensumstände
Die Neustadt ist ein Stadtteil im Wandel: Neue Bars und kulturelle Veranstaltungen sind hier in den vergangenen Jahren entstanden. Sehr viele Studenten wohnen in der Neustadt wegen der Nähe zur Hochschule Bremen.
Im Jahr 2013 hat die Hälfte der Lohn- und Einkommenssteuerpflichtigen weniger als 19.700 Euro im Jahr verdient. Etwas höher lag das durchschnittliche Einkommen mit etwa 2.200 Euro im Monat. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.
Der Anteil der Kinder, die in Hartz-IV-Familien leben, bleibt in der Neustadt unter dem städtischen Durchschnitt. Knapp ein Viertel der Kinder ist in dem Stadtteil auf die Grundsicherung angewiesen. Im Land Bremen liegt der Schnitt bei 31 Prozent.
Das Armutsrisiko ist bei Alleinerziehenden und kinderreichen Familien etwas größer als bei den anderen. Das kann Auswirkungen auf die Bildungschancen der Kinder haben. Der Anteil der alleinerziehenden Eltern in der Neustadt ist mit knapp 28 Prozent relativ hoch. Insgesamt gibt es in der Neustadt allerdings nicht so viele Haushalte, die aus kinderreichen Familien bestehen.
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. November 2019, 19:30 Uhr