Getötete Ekaterina B.: Erste Plädoyers fordern lebenslang für Ehemann

Staatsanwaltschaft fordert harte Strafe im Mordfall Ekaterina B.

Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Im Fall um die getötete Ekaterina B. aus Bremerhaven fordert die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Angeklagten. Dem schlossen sich die Nebenkläger an.

Am Vormittag hat die Staatsanwaltschaft am Bremer Landgericht eine lebenslängliche Freiheitsstrafe für den Ehemann der getöteten Ekaterina B. aus Bremerhaven gefordert. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass er seine Frau ermordet hat und außerdem eine besondere Schwere der Schuld. Damit neigt sich der Prozess dem Ende zu.

Die Anwälte des Halbbruders und der Mutter von Ekaterina B. schlossen sich in ihren Plädoyers der Forderung Staatsanwaltschaft an. Sie sehen sogar das Mordmerkmal der Habgier erfüllt, da der Angeklagte weniger gearbeitet habe, um weniger Unterhalt zahlen zu müssen nach einer Trennung. Die dritte Nebenklage-Anwältin, die die Tochter vertritt, forderte ebenfalls lebenslänglich. Sie sagte in Richtung des Angeklagten, er habe seiner Tochter die Mutter genommen und sich als Vater ins Aus gebracht. Sie appellierte an den Angeklagten, die Tat in seinen letzten Worten zu gestehen.

Bevorstehende Trennung soll Ehemann nicht gepasst haben

Die bevorstehende Trennung passte laut Plädoyer der Staatsanwaltschaft nicht in das Welt- und Familienbild des Angeklagten. Der Angeklagte habe seine Frau ermordet, weil diese nicht mehr nach seinen Regeln habe leben wollen. Zudem habe er das Sorgerecht für die Tochter haben wollen. Der Staatsanwalt ist aufgrund der Beweise und Zeugenaussagen überzeugt, dass der heute 47-Jährige Ekaterina B. heimtückisch und aus niederen Beweggründen ermordete.

Er habe sie betäubt und erwürgt, ihre Leiche zerstückelt und in einen Fluss geworfen. Der Angeklagte sei von mehreren Zeugen als Kontrollfreak beschrieben worden, habe im Internet die Dosierung von Betäubungsmitteln recherchiert und wie sich Fleisch in Säure auflöse. Sollte das Gericht im Urteil ebenfalls eine besondere Schwere der Schuld feststellen, könnte der Angeklagte nicht nach 15 Jahren aus dem Gefängnis freikommen. 

Urteil könnte im Mai oder Juni fallen

Der Angeklagte schwieg im Prozess zunächst zu den Vorwürfen, nach einem Geständnis seiner Mutter beschuldigte er sie der Tat. Erst am Dienstag ging beim Landgericht ein Brief ein, in dem die Mutter des Angeklagten die Tat erneut auf sich nimmt und Widersprüche in ihrer Aussage zu erklären versucht. Kommende Woche Montag wird der Prozess mit einem Plädoyer der Verteidigung fortgesetzt. Das Urteil könnte im Mai oder Juni fallen.

Rückblick: "Die Nerven lagen blank" – Prozeß um Ekaterina B. verzögert sich

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Hier finden Sie die wichtigsten Entwicklungen zum Fall in einer Chronologie:

20. April 2023: Die Plädoyers lassen nach wie vor auf sich warten. Der Angeklagte bringt 100 handgeschriebene Seiten mit Beweisanträgen an.

31. März 2023: Erneut bringt der Angeklagte weitere Punkte vor, fast alle werden abgelehnt. Plädoyers werden wieder nicht gehört.

28. März 2023: Der Angeklagte bringt dem Gericht 80 Punkte zur Berücksichtigung vor. Anders als erwartet kommt es noch zu keinen Plädoyers.

20. Februar 2023: Der Ehemann stellt sich den Fragen des Gerichts. Erstmals ist auch Ekaterinas Mutter im Saal.

15. und 16. Februar 2023: Der Ehemann sagt umfassend aus. Er schiebt die Tat auf seine Mutter.

8. Februar 2023: Ekaterinas Ehemann kündigt überraschend an, in der kommenden Woche vor Gericht aussagen zu wollen. Bisher hatte er zu den Vorwürfen geschwiegen.

3. Januar 2023: Erneut äußert ein Rechtsmediziner deutliche Zweifel an der Aussage der Schwiegermutter. Der angeklagte Ehemann bleibt weiterhin in Untersuchungshaft.

28. Dezember 2022: Die Schwiegermutter wiederholt ihr Geständnis vor Gericht.

15. November 2022: Der Ehemann bleibt weiter in Untersuchungshaft. Die Verteidigung hatte nach dem Geständnis der Schwiegermutter der Getöteten einen Antrag auf Entlassung gestellt. Das Schwurgericht weist diesen zurück.

8. November 2022: Ein Rechtsmediziner äußert vor Gericht Zweifel am Geständnis der Schwiegermutter. Unter anderem würden Todeszeitpunkt und angeblicher Zeitpunkt der Zerteilung der Leiche nicht zu den Ergebnissen der Obduktion passen.

2. November 2022: Ekaterinas Schwiegermutter soll erneut vor Gericht aussagen. Sie verweigert aber die Aussage.

19. Oktober 2022: Laut Landgericht hat ein Zeuge der Polizei einen Beutel übergeben, der einen USB-Stick, ein Smartphone und Klamotten enthielt. Die Sachen gehörten offenbar Ekaterina B. Der Zeuge sagte aus, Ekaterinas Schwiegermutter habe ihm die Sachen geschenkt.

18. Oktober 2022: Die Polizei gibt bekannt, dass sie an der Geeste in Bremerhaven ein weiteres Leichenteil entdeckt hat. Die Schwiegermutter hatte im Prozess den Hinweis darauf gegeben.

12. Oktober 2022: Überraschende Wende: Ekaterinas Schwiegermutter gesteht die Tötung vor Gericht. Ins Gefängnis muss sie daraufhin aber nicht.

26. August 2022: Der Prozess gegen den Ehemann startet. Der 46-Jährige schweigt. Laut Anklage soll er seiner Frau Anfang Februar in Bremerhaven ein Beruhigungsmittel gegeben haben. Dann soll er sie getötet, die Leiche zerteilt und in Plastikfolien und Müllsäcke gepackt haben. Diese steckte er laut Anklage in einen Koffer, den er schließlich in die Weser warf.

3. August 2022: Das Gericht hat die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den Ehemann von Ekaterina B. wegen Mordes zugelassen. Der Prozess soll Ende August vor dem Landgericht Bremen beginnen.

16. März 2022: Der Fall ist erneut Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY". Die Polizei informiert über den aktuellen Ermittlungsstand.

3. März 2022: Der Ehemann schweigt. Polizei und THW suchen nach weiteren Beweisstücken.

2. März 2022: Nun herrscht traurige Gewissheit: Die Polizei gibt bekannt, dass die seit vier Wochen vermisste Ekaterina B. tot ist. Einen Tag zuvor war in Höhe des Sail-City-Hotels in Bremerhaven ein Koffer mit Leichenteilen angespült worden. Die Polizei nimmt den Ehemann der Toten fest.

23. Februar 2022: Die Polizei startet einen Suchaufruf in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY".

16. Februar 2022: Bisher blieb die Suche nach Ekaterina B. erfolglos. Nun hat die Polizei ein Foto veröffentlicht, das am Tag ihres Verschwindens aufgenommen wurde.

14. Februar 2022: Seit zehn Tagen wird die 32-jährige Ekaterina B. aus Bremerhaven-Wulsdorf vermisst. Die Polizei sucht nun öffentlich nach ihr.

Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. Mai 2023, 19:30 Uhr