Werder setzt sich Deadline für das Bauprojekt Pauliner Marsch

Werder-Präsident zum NLZ: "Ein Investor braucht konkrete Pläne"

Bild: Radio Bremen

Seit Jahren kommen die Planungen für das umstrittene Nachwuchsleistungszentrum nicht voran. Nun gibt sich Werder noch bis Frühjahr 2023 – sonst muss umgedacht werden.

Der Streitpunkt ist keine Kleinigkeit: Ein Bauvorhaben in einem Überflutungsgebiet – da gibt es naturgemäß viele Bedenken und viel Gegenwind. Werder Bremen bekommt das seit mittlerweile vier Jahren zu spüren und erhöht nun aber den Druck, denn die Zeit arbeitet gegen die Grün-Weißen.

Darum geht es: Der Verein möchte an der Pauliner Marsch, am Weser-Ufer neben dem Weser-Stadion, ein neues Nachwuchsleistungszentrum und ein kleines Stadion für 5.000 Zuschauer errichten. Das Problem: Die Anwohner am Osterdeich haben ein Mitspracherecht bei der Bebauung und viele sind in Sorge wegen der Hochwassergefahr und der ungeklärten Finanzierung. Aus der Bremer Politik gibt es ebenfalls kritische Stimmen.

Überschaubare Resonanz auf "Beteiligungsspaziergänge"

Mehrere Menschen stehen in Bremen am Osterdeich.
Wenig Andrang bei den "Beteiligungsspaziergängen", die für die Anwohner am Osterdeich angeboten wurden. Bild: Radio Bremen | Olaf Rathje

Werder Bremen hat sich zuletzt für ein Moderationsverfahren entschieden, das nach corona-bedingter Verzögerung nun angelaufen ist. Drei sogenannte "Beteiligungsspaziergänge" mit dem Hamburger Markus Birzer, der das Moderationsverfahren leitet, haben bis zum vergangenen Wochenende in der Pauliner Marsch für Interessierte und Anwohner stattgefunden, allerdings mit überschaubarer Resonanz.

Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald ist dennoch zufrieden. "Man kann nicht alle mitnehmen. Es gibt Menschen, die wird man nicht überzeugen können. Die lehnen das ab und haben grundsätzlich ein Problem mit Werder vor Ort", erklärt er im Gespräch mit dem Sportblitz.

"Setze darauf, die kritische Masse zu überzeugen"

Doch er habe bei diesen Spaziergängen viele Menschen gesprochen, fügt Hess-Grunewald hinzu, die grundsätzlich sehr offen und gesprächsbereit seien. "Ich setze darauf, dass wir diese kritische Masse erreichen und in der Mehrheit überzeugen können. Ich hoffe, einen breiten, politischen Konsens hinzubekommen." Und das sehr bald.

Wir haben gesagt, dass wir im Frühjahr 2023 soweit sein wollen, dass wir einen politischen Konsens haben, das Leistungszentrum hier zu errichten. Da hoffe ich sehr, dass wir diesen Plan einhalten können.

Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald im Sportblitz

Werder setzt sich also eine Deadline. Denn ewig kann der Verein das Tauziehen um den umstrittenen Standort Pauliner Marsch nicht mehr mitmachen. Wenn ein Punkt erreicht wird, sagt Hess-Grunewald, an dem klar ist, dass es absolut dort nicht geht, "müsse man sich über andere Dinge unterhalten". Heißt: alternative Standorte suchen.

Auch Werder-Aufsichtsrat macht Druck

Animation des neuen Werder Leistungszentrums
Nicht nur ein neues Nachwuchsleistungszentrum soll an der Pauliner Marsch entstehen, sondern auch ein kleines Stadion für 5.000 Zuschauer. Bild: Radio Bremen

Dass der Druck bei Werder wächst, zeigt auch die jüngste Äußerung des Aufsichtsratsmitglieds Harm Ohlmeyer im "Weser-Kurier": "Unsere Kernbotschaft ist, dass wir ein Ausbildungsverein sind. Dann ist das Leistungszentrum ein wichtiger Bestandteil. Auch da reden wir seit Jahren drüber – und ich frage mich: Was ist denn da jetzt der Plan?" Hess-Grunewald reagiert im Sportblitz auf diese Frage Ohlmeyers.

Er (Ohlmeyer) hat diesen Plan in Zusammenhang gestellt mit der Frage nach einem Investor. Wenn sie dem Investor erklären wollen, warum es sich lohnt, bei Werder zu investieren, müssen sie ihm sagen, was sie vorhaben und wie sie sich entwickeln wollen.

Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald im Sportblitz

Deshalb, so Hess-Grunewald weiter, braucht Werder ein enges Zeitfester für den Bau des Nachwuchsleistungszentrums. "Wenn sie dem Investor sagen, wir bauen erst in fünf oder sieben Jahren, werden Sie keinen finden, der sofort bei Ihnen investiert."

Potenzieller Investor braucht konkrete Pläne

Vier Jahren debattieren, ringen und warten sind bereits verstrichen. Die Zeit drängt längst. "Das ist das Thema, das Harm Ohlmeyer angesprochen hat", sagt Hess-Grunewald: "Dass man hier einen zeitlichen Druck hat und einem Investor konkrete, zeitliche Pläne präsentieren muss."

Sollte Werder nun die Mehrheit der Anwohner sowie die Ortsteilpolitik überzeugen und einen Kompromiss finden, ginge der Prozess dann noch auf der politischen Bühne weiter. Denn auch aus dem Senat gibt es Gegenwind. So oder so: Das Projekt wird sich weiter hinziehen.

Wir waren schon mal weiter. Es gab das klare Bekenntnis von Bürgermeister Carsten Sieling. Der hat gesagt: Das Ding wird gebaut. [...] Aber dann kam die Wahl 2019 und neue politische Verhältnisse und das hat dazu geführt, dass wir den Prozess neu anstoßen mussten.

Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald im Sportblitz

Werder Bremen kämpft weiter für sein neues Leistungszentrum

Bild: Werder Bremen

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 12. Juli 2022, 18:06 Uhr