Werder schlägt sich selbst: "So steigen wir nicht auf"
So endete das Spiel zwischen Werder und Kiel
Versagen den Bremern doch die Nerven? Mit der 2:3-Niederlage gegen Holstein Kiel ist der Aufstieg nun wieder in Gefahr. Bei Werder herrschen Entsetzen und Erklärungsnot.
Sie dauerte lange, viel länger als gewöhnlich. Die leidenschaftliche Ansprache, die Werder-Coach Ole Werner nach dem Abpfiff umringt von Spielern und Betreuern am Mittelkreis hielt. Er bemühte sich, seine Männer wieder aufzurichten nach einem Abend im Weser-Stadion, an dem nach einer 2:0-Führung plötzlich alles schief gelaufen war.
"Wir hatten es auf dem Silbertablett liegen", meinte Werner später frustriert. Doch warum seine Mannschaft dieses Spiel gegen Holstein Kiel, im eigenen Weser-Stadion, nach furiosem Start, doch noch aus der Hand gegeben und mit 2:3 verloren hatte, konnte sich der Werder-Coach nicht erklären.
Ich habe so schnell nach dem Spiel keine plausible Erklärung dafür. Mich ärgert am meisten, dass wir uns das am Ende des Tages noch nehmen lassen.
Werder-Trainer Ole Werner
Werder-Trainer Werner: "Hatten es auf dem Silbertablett liegen"
2 Eigentore, 2 Geschenke
Werder war blitzschnell durch Niclas Füllkrug in Führung gegangen, Sturm-Kumpel Marvin Ducksch legte per Handelfmeter nach und der grün-weiße Freundentaumel im ausverkauften Weser-Stadion schien perfekt. Was sollte gegen die überrumpelten Kieler da noch schief gehen? Wie sich zeigte: alles.
Erst bugsierte Füllkrug den Ball unhaltbar ins eigene Netz, dann prallte der Ball auch noch von Anthony Jungs Bein ins Tor. Zwei Eigentore, zwei Geschenke. Dass Werder dabei eigene Chancen über Chancen mal wieder liegen ließ, tat ihr Übriges.
Werder, der große Verlierer des Spieltags

In der Schlussphase wirkten die Grün-Weißen nervös, statt souverän. Die Leichtigkeit war weg, genauso wie die Tabellenführung. Werder könnte zum großen Verlierer des Spieltags werden, sollte Darmstadt 98 am Samstag gewinnen. Dann rutscht man von Platz zwei auf drei.
Erstmals seit 2006 hat Werder wieder eine 2:0-Führung verspielt, und seit der bitteren Niederlage im Nordderby gegen den HSV im vergangenen September hatten die Bremer im eigenen Stadion wieder verloren.
"Werden morgen ins Gespräch gehen"
"Wir haben es selbst verschuldet", ärgerte sich Jung und Marco Friedl betonte: "Wir haben mit dem Feuer gespielt und nachgelassen – so steigen wir nicht auf."
Eigentlich wäre der Samstag ein freier Tag für die Mannschaft mit Regeneration und Pflege, doch nach dem Nackenschlag gibt es dringenden Gesprächsbedarf.
Wir werden morgen ins Gespräch gehen müssen, müssen die Dinge offen ansprechen und auch Erklärungsansätze dafür finden, warum es war, wie es war.
Werder-Trainer Ole Werner
Aufstiegsrennen spannend bis zum Schluss
Der Frust sitzt tief bei Werder, das Entsetzen über das unerwartete Versagen ist groß. "Es geht jetzt erst einmal darum, das Ganze zu verdauen", sagt Werner. Doch es dürfte für viele wohl eine unruhige Nacht werden. Die Bremer, als Tabellenführer mit dem vermeintlich leichtesten Restprogramm aller Aufstiegsaspiranten, sind eiskalt erwischt worden. Was scheinbar eine gut lösbare Aufgabe gewesen ist, wird nun doch zur Nervenprobe.
"Es sind noch zwei Spiele bis Saisonende", sagt Werner, "wir werden alles analysieren und dann müssen wir es gegen Aue besser machen." Nun steht fest: Das enge Aufstiegsrennen bleibt bis zum Ende spannend. Das Ende für Werder ist offen.
4.000 Werder-Fans empfangen den Mannschaftsbus vor dem Anpfiff
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Sport, 29. April 2022, 20:20 Uhr