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Fast 3 von 4 Bremern wollen laut Studie weniger Autos in der Stadt

Eine große Mehrheit der Menschen in Bremen befürwortet laut einer aktuellen Umfrage eine umfassende Verkehrswende. Doch viele trauen keiner Partei zu, diese umzusetzen.

Gut Dreiviertel der Bremerinnen und Bremer wollen aufgesetztes Parken durch Autos auf Gehwegen reduzieren. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Hamburger Umfrageinstitut GMS im Auftrag der Bremer Initiative "Einfach Einsteigen" durchgeführt hat. Ein weiteres Ergebnis: Eine große Mehrheit fordert eine umfassende Verkehrswende. Die Daten der Umfrage liegen buten un binnen exklusiv vor.

Insgesamt 1.004 Personen aus Bremen ab 16 Jahre wurden telefonisch zwischen dem 2. und 20. Juni befragt. Davon finden 77 Prozent die Idee gut, den Fuß-, Rad- und Nahverkehr zu stärken und dafür den Autoverkehr zu reduzieren. Ebenfalls Dreiviertel (75,4 Prozent) sprechen sich dafür aus, das die Stadt Bremen Alternativen zum Auto fördern – also den Nahverkehr oder Radwege verbessern sollte.

Wenn Sie sich für einen Bereich entscheiden müssen, sollte die Stadt Bremen…

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"Es gibt eine überwiegende Mehrheit, die eine Verkehrswende möchte, auch wenn dies zu Lasten des Autoverkehrs geht", sagt Einfach-Einsteigen-Sprecher Wolfgang Geißler zum Ergebnis der Umfrage. Diese Mehrheit gebe es auch, wenn es konkret werde. "Also auch, wenn die Schritte für eine nachhaltige Mobilität mit gewissen Kosten oder einer Einschränkung des Parkraums verbunden sind", sagt Geißler.

"Am meisten hat mich das deutliche Ergebnis überrascht, dass Dreiviertel der Befragten sich freie Gehwege wünschen und entsprechend möchten, dass endlich etwas gegen aufgesetztes Parken getan wird", sagt Geißler. Auch beim Anwohnerparken und dem kostenpflichtigen Parken gebe es immer noch Mehrheiten.

Parkplätze

Doch diese sind nicht ganz so deutlich: Zwar stimmen 73 Prozent "komplett" oder "eher" zu, dass aufgesetztes Parken auf Gehwegen durch Autos reduziert werden sollte. Mehr Parkplätze in Anwohnerparkplätze umzuwandeln, wollen aber nur 54 Prozent. Dafür, dass Stellplätze für Autos kostenpflichtig werden, spricht sich mit 51 Prozent noch eine knappe Mehrheit aus.

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Die Umfrage zeige, so Geißler, dass sich allgemein die Denkweise verbreitet habe, dass sich der Verkehr wandeln müsse. Das sei auch über alle Parteien hinweg mehr oder weniger deutlich Konsens. Ganz gleich ob die Befragten CDU, SPD, Grüne, Linke oder FDP wählen: Dreiviertel wollen, dass Alternativen zum Auto gefördert werden sollen.

Finanzierung

Die Bremer Initiative "Einfach Einsteigen" hat einen Vorschlag erarbeitet, wie der Nahverkehr in Bremen neu gestaltet werden kann. Es soll allen überall möglich sein, in Bus und Bahn einzusteigen ohne dafür ein Ticket kaufen zu müssen. Der Nahverkehr soll stattdessen über einen Beitrag finanziert werden, der von Einwohnern, Pendlern und Firmen gezahlt wird. Mit dieser neuen Finanzierung bekommt Bremen darüber hinaus die Mittel, um den Nahverkehr massiv auszubauen.

Wären Sie selbst bereit, monatlich 20 Euro für einen deutlich ausgebauten Nahverkehr ohne weitere Kosten zu zahlen?

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67 Prozent der befragten Bremerinnen und Bremer bezeichneten das "Einfach Einsteigen"-Modell als gute Idee, 29 Prozent als schlechte. Und genau so viele, nämlich 67 Prozent, wären bereit, 20 Euro pro Monat für einen besseren öffentlichen Nahverkehr zu zahlen.

Welcher Partei trauen Sie am meisten zu, eine Verkehrspolitik in Ihrem Sinne zu machen?

Bei dieser Frage liegen die Grünen (23 Prozent) vor der SPD (17 Prozent) und der CDU (13 Prozent). Allerdings traut gut ein Drittel (32 Prozent) es keiner Partei zu. "Viele Menschen fühlen sich in ihrem Wunsch nach nachhaltiger und soziale Mobilität anscheinend von der Politik nicht abgeholt", sagt Geißler. Doch das könne auch eine Chance für die Parteien im Wahlkampf für die Bürgerschaftswahl im Mai 2023 sein.

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Fast Dreiviertel (71,5 Prozent) wollen noch vor der Bürgerschaftswahl, dass die Koalitionsparteien im Senat einen Beschluss fassen, um den Fuß-, Rad- und Nahverkehr zu stärken und den Autoverkehr zu reduzieren. 62 Prozent der gesamtbremischen Bevölkerung sehen dabei Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) in der Pflicht, eine Einigung der Koalitionsparteien herbeizuführen.

Die kompletten Ergebnisse der Umfrage, differenziert nach dem Alter und dem Geschlecht, sowie einmal nach Bildung und Einkommen, sind zu finden unter: einsteigen.jetzt.

Neue Studie: Bremer wünschen sich umfassende Verkehrswende

Bild: Radio Bremen

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Autor

  • Portrait von Pascal Faltermann
    Pascal Faltermann Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 6. Juli 2022, 6 Uhr