Niels Högel konnte unkontrolliert Medikamente bestellen

Recherchen von buten un binnen haben ergeben, dass der angeklagte Krankenpfleger ohne ärztliche Kontrolle an die Medikamente kommen konnte.

Bild: Radio Bremen

Im Klinikum Delmenhorst soll Niels Högel den Patienten ein Medikament gespritzt haben, das schwere Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Er steht deshalb in Oldenburg vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dreifachen Mord und zweifachen Mordversuch vor. Der Angeklagte konnte offenbar deshalb relativ einfach an die Medikamente kommen, weil das Bestellsystem nicht von Ärzten kontrolliert wurde. Auf der Intensivstation im Klinikum Delmenhorst konnten Schwestern und Pfleger rezeptpflichtige Medikamente bestellen – ohne Kontrolle durch einen Arzt. Davon machte wohl auch Krankenpfleger Niels Högel Gebrauch.

Sprunghafter Anstieg beim Medikamentenverbrauch

Bevor er auf der Intensivstation anfing (2002), lag der Verbrauch eines bestimmten Herz-Medikaments bei etwa 50 Ampullen pro Jahr. Während der Dienstzeit des Krankenpflegers waren es bis zu 380. Nach der Entlassung von Niels Högel ging der Verbrauch auf 30 Ampullen im Jahr 2006 zurück.

Kurt Schwender war damals als Oberarzt für die Intensivstation zuständig, auf der auch Niels Högel arbeitete. Er sagt, er habe die für das Bestellprogramm zuständige Großapotheke darauf hingewiesen. Erst nachdem Niels Högel 2005 auf frischer Tat gestellt wurde, änderte sich auch die Software. Eilig wurde ein Passwort-Schutz eingerichtet, hat buten un binnen erfahren. Weder die Apotheke noch die Staatsanwaltschaft wollen sich dazu äußern.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. November 2014 19:30 Uhr

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