Wenn der Kiefer streikt: Über den Umgang mit der Krankheit CMD
Wenn der Kiefer krank macht: Leben mit CMD
Knackender Kiefer, verkrampfter Mund, starre Gesichtsmuskeln – die Symptome einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) kennen immer mehr Bremer. Das sagen Betroffene und Experten.
Unter CMD versteht man eine Funktionsstörung des Kiefergelenks. Diese führt dazu, dass der Kauapparat nicht richtig funktioniert. Viele Betroffene haben eine lange Leidensgeschichte mit zahlreichen Arztbesuchen hinter sich.
So auch Bettina Jungfleisch aus der Nähe von Bremen. Vor acht Jahren fing es bei ihr mit einem steifen Kiefer an.
Ich habe gemerkt, dass ich den Unterkiefer nicht mehr nach rechts und links oder nach vorne schieben konnte.
CMD-Betroffene Bettina Jungfleisch
Die Symptome schob sie auf Stress. Doch so einfach war die Suche nach der Ursache dann doch nicht. "Ich konnte kaum noch etwas essen", beschreibt Bettina Jungfleisch den Verlauf ihrer Erkrankung. "Dadurch habe ich zehn Kilo abgenommen."
Physiotherapeutin Bianka Jakobs behandelt in ihrer Praxis in Bremen-Osterholz rund 30 CMD-Patienten pro Woche. Tendenz steigend. Während der ersten Behandlungseinheit findet sie oft noch weitere körperliche Baustellen, die auf den ersten Blick nicht mit dem Kiefergelenk in Verbindung gebracht werden. "Man schaut sich den gesamten Körper des Patienten an und entdeckt dabei häufig eine Störung, die problematisch für das Kiefergelenk sein kann."
Eine CMD-Behandlung fängt bei uns oft an den Füßen an.
Bianka Jakobs
Eine Ursache für die Entstehung von CMD ist oft schwer zu finden, da viele Faktoren eine Rolle spielen können. "Die Menschen sind heutzutage viel mehr gestresst", sagt Bianka Jakobs. "Dadurch werden meist unterbewusst die Zähne mehr zusammengebissen. Viele Menschen leiden auch unter Schlafstörungen und knirschen nachts mit den Zähnen."
Aber auch körperliche Veränderungen, wie ein Beckenschiefstand, können sich auf das Kiefergelenk auswirken. Die CMD ist deshalb ein Problem, das durch den ganzen Körper gehen kann. Bis ein richtiger Therapieansatz für einen betroffenen Patienten gefunden ist, kann es manchmal dauern. So auch bei Bettina Jungfleisch. Sie musste einige Untersuchungen bei Zahnärzten, Kieferorthopäden und Schmerztherapeuten über sich ergehen lassen. Ein langer Weg, bei dem sie oft ratlos zurückblieb. "Man fühlt sich mit der Zeit alleine gelassen und aufgegeben."
Immer mehr Menschen sind von CMD betroffen
Dass CMD ein komplexes Thema ist, weiß auch der Bremer Zahnarzt Christian Köneke. Er hat sich auf die Behandlung von CMD-Patienten spezialisiert. Und das nicht ohne Grund, denn immer mehr Menschen sind von einer CMD-Erkrankung betroffen.
Studien zufolge leiden schätzungsweise 20 Prozent der Menschen an einer solchen Erkrankung. Der Zahnarzt ist oft der erste Ansprechpartner. Doch dieser sei oft überfragt, da über das Krankheitsbild im Studium nur wenig gelehrt werde. "Die Mainstream-Zahnheilkunde beschäftigt sich vorrangig damit, wenn eine Karies entstanden ist, diese zu beseitigen", sagt Köneke. Das Bewusstsein für die Erkrankung steigt jedoch und immer mehr Zahnärzte befassen sich mit dem Krankheitsbild.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 2. Mai 2025, 11:38 Uhr