Kommentar

Schiefer Turm ist Glück im Unglück für Bremerhaven: Lasst ihn stehen!

Bild: dpa | Hauke-Christian Dittrich

Er steht noch immer schräg wie ein Seemann im Winde. Redakteur Immo Maus regt ein Gedankenspiel an: Warum den schiefen Leuchtturm nicht als Chance begreifen?

Über eine international unverwechselbare Sehenswürdigkeit zu verfügen, die weit über die Region hinaus mit einer Stadt verbunden wird – davon träumt doch jeder Tourismuschef, jeder Stadtmarketing-Verantwortliche. Da gilt es nun einen Glückwunsch an Bremerhaven auszusprechen. Denn was vor über einer Woche als Drama begann, könnte sich nun als Segen erweisen. Mit dem Absacken der Mole wartet die Seestadt plötzlich mit einer Sehenswürdigkeit auf, die überregional viele Menschen in ihren Bann zieht. Im Marketing-Fachjargon nennt man das "Unique Selling Point" – ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal. Genau das hat Bremerhaven jetzt. Deshalb: Erhaltet diesen schiefen Leuchtturm!

Liebe Skeptiker, ich weiß: Es mag Tausend gute Gründe geben, diesen Gedanken als unrealisierbar, als naiv, vermutlich viel zu teuer und letztlich als völlig bekloppt abzutun. Nein, ich bin kein Ingenieur, kein Statiker, kein Tourismus-Experte – aber vielleicht gerade deshalb sei mir vergönnt, diese tollkühne Anregung zu formulieren. Wir haben bei Radio Bremen in den vergangenen Tagen mit offenen Mündern gestaunt, auf welch enormes Interesse dieser schiefe Turm von Bremerhaven bei Zuschauern, Zuhörern und Usern stößt. Allein diese Beobachtung zeigt, dass das komplette Entfernen des schiefen Turms vielleicht keine gute Idee ist. Gibt es nicht doch eine Möglichkeit die Mole zu erneuern, den Turm aber in seiner ganzen schrägen Pracht zu konservieren? Natürlich mit entsprechend statischer Sicherung und einer neuen knallroten Kuppel.

Bremerhavener, seid mutig! Denkt darüber nach. Und vielleicht vermögt Ihr dieses "Unglück" als Chance begreifen. Wenn dann eines Tages irgendwo auf der weiten Welt in Gesprächen der Name Bremerhaven fällt, könnte stets die erwidernde Anmerkung folgen: "Na klar, das ist doch Stadt mit dem berühmten schiefen Leuchtturm!"  

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 26. August 2022, 19:30 Uhr