Frühlingserwachen: Kleingärten in Bremen so gefragt wie noch nie

Frühling, Sonne, Garten – der Run auf Kleingärten in Bremen ist seit Corona angestiegen und immer noch ungebrochen. Aber man braucht Geduld, wenn man ein schönes Plätzchen will.

Nach wie vor sind es vor allem Kleinfamilien, die einen Garten wollen. Beliebt sind sie zum Beispiel am Werdersee. Dort stehen sage und schreibe 800 Menschen auf der Warteliste. Wir haben einige Parzellenbesitzerinnen und -besitzer getroffen und festgestellt: Auch auf Parzelle ist nicht immer alles friedlich.

Walter Bischofberger siebt Pflanzerde. Und macht sich Sorgen um seinen Garten: Schon zwei Mal wurde hier eingebrochen. "Diesen Winter ist bei uns eingebrochen worden und vor zwei Wochen haben Chaoten bei acht seit drei Jahren gepflegten Obstbäumen alle Tragäste abgebrochen", sagt er. Nun will der gebürtige Schweizer einen hohen Zaun um seine beiden Grundstücke bauen. Denn seine Bäume und Beeren sind sein Ein und Alles.

Vom Mönch zum Gärtner

In seinem Garten steht ein früher Zwetschgenbaum, der schon im Juni, Juli reif wird und ein normaler Zwetschgenbaum, zwei Kirschbäume, eine Mirabelle, Mini-Kiwis und große Kiwis, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Goji-Beeren, Aroniabeeren und drei verschiedene Sorten Brombeeren. Was das Herz halt so begehrt.

Eigentlich wollte er Mönch in einem buddhistischen Kloster werden, doch das Vorhaben hat er nach anderthalb Jahren abgebrochen und ist nach Bremen zu Freunden gezogen.

Was es mir gibt ist vor allem im Frühjahr, da geht man jeden Tag durch und schaut, was treibt aus, was wächst, und das macht mich sehr glücklich.

Walter Bischofberger

Heiko und Sabine Meier geht es ähnlich auf ihrer Parzelle in Bremen-Walle. Dort sind sie um runterzukommen und zu entspannen. Sie haben sich sogar einen kleinen Wasserfall gebaut.

Du kommst zur Ruhe, du bist geerdet und hast ein Naturgefühl so als ob du am Wildbach bist. Meditation!

Heiko Meier

Vor allem während der Corona-Maßnahmen haben sie es genossen, draußen zu sein und nicht so viel vom Lockdown mitzubekommen. Stattdessen schaut mal ein Reh vorbei oder Herr und Frau Fasan machen ihren Abendspaziergang.

Eine Frau in Shorts sitzt im Liegestuhl in ihrem Kleingarten in Bremen
Schön im Kleingarten entspannen – was will man mehr? Bild: dpa | Carmen Jaspersen

100 Kleingartenvereine gibt es im Land Bremen und 17.000 Parzellen. Damit ist Bremen bundesweit auf Platz 6. Die Pacht für eine Parzelle ist niedrig: 18 Cent pro Quadratmeter. Und auch wenn momentan überall die Preise steigen – die Kleingartenpacht ist im Bundeskleingartengesetz festgeschrieben und bleibt günstig. Denn jeder soll sich einen Garten leisten können.

Inga Schlichting hat sich sogar zwei Kleingärten geleistet – einen am Werdersee für Gemüse und einen in Schwachhausen für ihre Bienen. Da sie im Endeffekt doch nie so viel Gemüse erntete, wie sie in der Theorie im Winter ermittelt hatte, kamen dann ziemlich schnell die Bienen dazu. Gerade öffnet sie den Bienenstock zum ersten Mal.

Es begann mit diesem Traum, sich ein bisschen selbst zu versorgen und tatsächlich etwas anzubauen.

Inga Schlichting

Gemüseanbau – das war früher normal in den Kleingärten. Walter Bischofsberger findet es schade, dass diese Zeiten vorbei sind. "Vor 20 oder 30 Jahren, was ich von früher höre, da haben die Familien über die Wochenenden noch hier gelebt in den Gärten, die haben sich getroffen, zusammen gekocht, haben Essen selbst angebaut – das war noch ganz was anderes – da haben die Gärten einen anderen Wert gehabt."

Wer weiß, ob sie bei den derzeit steigenden Lebensmittelpreisen diesen Wert nicht wieder bekommen? Seit Corona jedenfalls ist die Nachfrage nach Parzellen in Bremen gestiegen – die Wartelisten sind lang. In einigen Gebieten, wie am Werdersee, muss man lange warten, in anderen, zum Beispiel in Walle, dauert es manchmal nur ein paar Wochen.

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Autorin

  • Kirsten Rautenberg
    Kirsten Rautenberg Redakteurin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 1. Mai 2022, 15:40 Uhr