Brennholz-Boom: So gehen Bürgerpark und Umweltbetrieb damit um

Baumfällarbeiten im Bremer Bürgerpark (Archivbild)
Bild: dpa | Carmen Jaspersen

Weil es im Winter ohne Gas aus Russland kalt werden könnte, ist derzeit auch in Bremen Kaminholz gefragt wie nie. Bürgerpark und Bremer Umweltbetrieb stellt das vor neue Herausforderungen.

Neues "Mehl", neues "Sonnenblumenöl", neues "Toilettenpapier" – wer derzeit auf der Suche nach Brennholz ist, kommt an solchen Vergleichen nicht vorbei. Selbst Bremens Bürgerpark, der unter den bundesweiten Brennholzproduzenten sonst nicht einmal eine Fußnote einnimmt, hat dieser Trend inzwischen erreicht. "Unser Holz haben wir bislang vor allem bei der Tombola abgegeben", sagt Bürgerparkdirektor Tim Großmann. Dass jemand Holz direkt beim Bürgerpark gekauft habe, sei eher selten gewesen.

Es wurde immer genölt, wir sind viel zu teuer.

Tim Großmann, Bürgerparkdirektor

Der Grund: Der Park verkaufte den Kubikmeter lange für 100 Euro – und damit über dem Marktpreis. Angeboten wird das Holz auch nicht in kaminfreundlichen kleinen Scheiten, sondern in Meterspalten, die erst noch zerkleinert werden müssen. "Wir machen das ja nicht als professioneller Forstbetrieb", sagt Großmann.

Und doch nahm die Nachfrage seit Beginn der Debatte um einen möglichen Gaslieferstopp immer mehr zu. "Wir waren darüber sehr verwundert und haben dann mal die Preise gegoogelt", sagt der Bürgerpark-Chef und lacht. Das Ergebnis: "In Baumärkten kostete das Holz auf einmal bis zu 200 Euro." Großmann und sein Team entschieden daraufhin, die eigenen Preise auf 150 Euro für den Kubikmeter zu erhöhen. Doch geholfen hat es nicht. Die Nachfrage stieg weiter. Als Großmann und sein Team dann jüngst nochmal die Preise im Netz verglichen, waren diese nicht nur noch weiter gestiegen. "Gleichzeitig war Holz bei vielen Händlern auch schon nicht mehr lieferbar oder es handelte sich nicht um Laubholz, sondern Nadelholz."

Kein abgelagertes Holz mehr verfügbar

Der Parkdirektor erwägt nun erneut Preiserhöhungen oder Ausgabebeschränkungen. Denn auch in Bremens größter Parkanlage werden die Vorräte knapp – obwohl im Jahr 60 bis 80 der rund 12.000 Bäume des Bürgerparks gefällt werden. "Das abgelagerte Holz ist jetzt schon raus", sagt Großmann. Übrig sei nur noch Holz, das im Frühjahr geschlagen worden sei.

Ein Mitarbeiter von Stadtgrün Bremen fällt einen Baum
Die geschädigten Bäume, die Bremens Umweltbetrieb fällt, sind selten als Brennholz geeignet. Bild: Radio Bremen

Gefällt werden vor allem schwer geschädigte Bäume, die nur noch eine geringe Restwandstärke haben und deren Wurzeln angefault sind. "Auch wenn sie oben noch quietschgrün und für Laien gesund aussehen", sagt Großmann. Sicherheit habe Vorrang. "Denn wenn eine Buche oder Eiche mit 30 bis 40 Metern Höhe und 20 Metern breiter Baumkrone umfällt, dann rappelt es schon." Nicht immer gehe das glimpflich aus, sagt Großmann. So wurde im Januar ein Passant, der den Park trotz Sturmwarnung betreten hatte, von einem Baum schwer verletzt.

"Wirtschaftlich bringen uns die höheren Holzpreise hingegen nicht nach vorne", sagt der Parkdirektor. "Wir bekommen hier ja nicht das dicke Geld für Möbelholz." Das liege nicht nur daran, dass das Bürgerpark-Holz vorgeschädigt sei, sondern dass es oft auch Bombensplitter aus dem zweiten Weltkrieg enthalte. "Wir reden hier von Splittern, die sind zehn Zentimeter lang, drei Zentimeter breit und ein Zentimeter dick", sagt Großmann. "Da machen wir uns regelmäßig die Kettensägen mit kaputt."

Lange Wartelisten bei Bremens Betriebshöfen

Auch beim Umweltbetrieb Bremen rattern regelmäßig die Kettensägen. Denn das städtische Unternehmen ist – abgesehen vom Bürgerpark – für fast alle Grünflächen, Parks und Friedhöfe Bremens zuständig ist. Anders als bei einem klassischen Forstbetrieb fällt auch hier Holz vor allem im Zuge der Pflege oder nach Sturmschäden an. Was nicht gehächselt und von den Beriebshöfen weiterverwendet wird, landet dann ebenfalls im Verkauf.

"Aktiv beworben wird da aber nicht", sagt Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebs. "Das Holz der gefällten, kranken Bäume ist auch zum großen Teil nicht mehr als Kaminholz oder sonst wie verwertbar, da es meist von Pilzen zersetzt und geschädigt ist", sagt sie. Dieses Holz werde in der Regel von den Firmen, die die Fällungen vornehmen, entsorgt. Noch verwertbare Stammabschnitte werden hingegen auf den Betriebshöfen des Umweltbetriebs gelagert und zur Verwertung angeboten. Die Preise klingen zwar verlockend: Sie liegen derzeit für einen Kubikmeter Mischholz bei 30 Euro. Der Vorrat sei jedoch begrenzt, sagt Doty. "Es gibt sehr lange Wartelisten."

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