10 Tipps für den Anbau in Bremer Gärten in Zeiten des Klimawandels

Blonde Frau, Anfang 30, mit Gießkanne vor Regentonnen
Schwört auf Regenwasser und Regentonnen: Katharina Müller, Urban-Gardening-Expertin beim BUND Bremen. Bild: Radio Bremen | Alexander Schnackenburg

Lange Dürrezeiten und Starkregen zwingen auch Bremens Hobbygärnter zum Umdenken. Fast alles dreht sich beim Anbau heute um den Umgang mit Wasser. Das sollten Sie dazu wissen.

Ob Blumen, Gemüse oder einfach nur Rasen: Was auch immer Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner aussäen, sollte möglichst ohne künstliche Bewässerung gedeihen. Das sagen Katharina Müller, Urban-Gardening-Expertin des BUND Bremen und Carsten Siemering, Landesfachberater der Gartenfreunde Bremen, übereinstimmend. Hier ihre Tipps:

1 Keine nackten Böden!

Sowohl mit Hinblick auf Dürreperioden als auch auf Starkregen komme es im Garten darauf an, für Böden zu sorgen, die viel Wasser aufnehmen und speichern können, sagen Müller und Siemering.

In der Praxis heißt das: Statt etwa Beete offen liegen zu lassen, solle man sie mit umverrotteten Pflanzenresten bedecken. Dadurch verdunste weniger Wasser. "In der Natur gibt es sowieso kaum nackte Böden", sagt Siemering dazu. Müller empfiehlt, Bodendecker wie den Immergrün anzupflanzen. Wer aber den Anblick von Bodendeckern nicht möge, solle seine Beete zumindest regelmäßig harken. Denn der auf diese Weise aufgelockerte Boden könne Wasser besser halten als fester Boden.

2 Kompost in den Boden mischen

Wer den Boden auflockert, ist gut beraten, auch Kompost darunter zu mischen. Auf diese Weise fördere man den Aufbau von Humus, sorge für mehr organische Masse im Boden, sagen Müller und Siemering. Humus könne sowohl Nährstoffe als auch Wasser gut speichern.

3 Mischkulturen anbauen

Blüte einer Sonnenblume mit Biene im Anflug
Nicht nur für die Biene, sondern auch für den Boden von großem Wert: die Sonnenblume. Bild: Radio Bremen | Alexander Schnackenburg

Wer einen Nutzgarten pflegt, sollte Mischkulturen anbauen, sagt Müller. Besonders vorteilhaft sei die Kombination aus unterschiedlich hochwüchsigen Pflanzen, die sich oft auch mit Wasser aus unterschiedlichen Bodenschichten versorgten. Wer etwa Tomaten halte, könne darunter gut Basilikum anbauen, nennt Müller ein Beispiel. Außerdem sei es sinnvoll, immer mal wieder unterschiedliche Gewächse auszusäen.

"Man kann zum Beispiel zwischendurch mal Sonnenblumen einsetzen, die sehr tief wurzeln", so Müller. Dadurch werde der Boden auch in tieferen Schichten aufgelockert.

4 Saatgut aus der Region säen

Das Saatgut, das bei uns im Handel angeboten werde, stamme überwiegend aus Zuchten in Nordafrika und Asien, sagt Siemering: "Es ist nicht an unsere Bodenverhältnisse und unsere Krankheiten angepasst."

Siemering rät Hoobygärtnern daher, hiesiges Saatgut auszusäen. Man erhalte es beispielsweise auf Saatgutbörsen, aber auch direkt bei einigen Erzeugern. "Das sind dann in Regel Gemüsesorten, die sich nicht für den industriellen Anbau eignen, keine hochgezüchteten Geschichten für die maschinelle Ernte", so Siemering. Stattdessen handele es sich um sogenannte Amateur-Erhaltungssorten. Diese seien nicht nur für die genetische Vielfalt wichtig, sondern in der Regel auch wesentlich widerstandsfähiger, gerade mit Hinblick auf extreme Wetterverhältnisse.

5 Regentonnen aufstellen

Regentonnen seien wieder im Kommen, gerade in größeren städtischen Gärten, hat Katharina Müller festgestellt. "Und das ist gut!", fügt sie hinzu.

Nicht nur, dass Regenwasser für die Pflanzen besser sei als Leitungswasser. Denn es sei weicher. Hinzu komme: Wer Regenwasser auffängt, kann kräftige Niederschläge wie Starkregen nutzen, um sich auf mögliche Dürrezeiten vorzubereiten. Obendrein entlaste man mithilfe von Regentonnen unter den Dachrinnen die Kanalisation, die von besonders starken Regengüssen mitunter überfordert werde. Man könne auch mehrere Tonnen nebeneinander stellen und mit Schläuchen verbinden, so dass eine volle Tonne ihr Wasser an andere weitergebe, ehe sie überlaufe, sagt Müller.

6 Wenn kein Regen-, dann Brunnenwasser

Je mehr Wasser ein Boden aufnehmen und speichern kann, desto weniger muss man gießen. Am besten sei es, wenn man gar kein zusätzliches Wasser benötige, finden Siemering und Müller. Das gelte gerade dann, wenn kein gesammeltes Regenwasser zur Verfügung stehe. "Wässern macht das Gärtnern zwar einfacher. Es ist aber keine langfristige Lösung", findet Siemering.

Zumal der Brunnen das Wasser dem Grundwasser entziehe. Und das stehe auch in Norddeutschland nur in begrenzten Mengen zur Verfügung. Hinzu komme, dass es mitunter von fragwürdiger Qualität sei. In Bremen enthalte es etwa oft viel Eisen. "Da hat man dann hinterher einen leicht bräunlichen Belag auf seinem Gemüse", beschreibt Siemering eine offensichtliche Folge des hohen Eisengehalts. Führe aber, aus welchem Grund auch immer, kein Weg an einer Wässerung vorbei, dann sei das Wasser eines Brunnens dem aufwendig aufbereiteten Leitungswasser immer noch vorzuziehen, sagt Katharina Müller.

7 Morgens gießen

Wer seine Pflanzen begießt, sollte das grundsätzlich morgens tun. Denn dann könne nicht so viel Wasser verdunsten wie zur Mittagszeit, weil es noch nicht so heiß sei, sagen Müller und Siemering. Notfalls könne man zwar auch abends gießen. Optimal aber sei das nicht, findet Müller. Denn das Wasser, das sich dabei auf den Pflanzen sammele, könne in der kühlen und feuchten Nacht nur schlecht auf den Blättern und Früchten der Pflanzen trocknen.

In der Folge könnten sich Pilzkrankheiten ausbreiten, etwa der Mehltau. Aus demselben Grund gieße man grundsätzlich, sofern das möglich ist, die Erde, in der die Pflanzen stehen, nicht deren Blätter oder Stengel. Zugleich wirke man durch dieses bodennahe Wässern einer übermäßigen Verdunstung entgegen.

8 Punktuell gießen

Wer gießt, der sollte nur punktuell, also besonders wasserbedürftige Pflanzen gießen, nicht aber große Flächen wie etwa einen ganzen Rasen. Auch solle man nicht regelmäßig gießen, sondern ganz gezielt gerade dann, wenn es wirklich nötig ist. Darin sind sich Katharina Müller und Carsten Siemering einig.

Zum einen, weil sich auf diese Weise Wasser sparen lässt. Zum anderen aber auch, weil sich viele Pflanzen an regelmäßiges Gießen gewöhnen könnten und Flachwurzeln bildeten. Besser sei es, wenn ihre Wurzeln weiter nach unten wüchsen.

9 Es muss nicht nur kurzgemähter Rasen sein

Wildblumenstreifen, im Hintergrund eine Häuserfront
Blühstreifen aus Wildblumen wie hier Ecke Am Dobben/Humboldstraße lassen sich auch im heimischen Garten gut anlegen. Bild: Radio Bremen | Alexander Schnackenburg

Statt nur auf Rasen zu setzen, empfiehlt Müller Hobbygärtnern, zumindest ein Stück des Gartens für Wildblumen mit heimischen Pflanzen frei zu halten. "Vielfalt ist im Garten generell das A und O", findet Müller. Nicht nur, dass man auf diese Weise etwas für die Insektenwelt tue. "Je vielfältiger Gärten sind, desto widerstandsfähiger sind sie in der Regel auch", schlägt sie den Bogen zum Klimawandel und den damit einhergehenden Dürreperioden und Starkregen.

Wer dennoch an seinem Rasen festhalten möchte, dem empfiehlt Siemering, das Gras nicht zu oft zu mähen: "Wenn man den Rasen ein bisschen länger lässt, beschattet er den Boden stärker." Dadurch verdunste das Wasser nicht so schnell.

10 Entsiegeln statt versiegeln

Betonflächen mitten im Garten verhindern nicht nur, dass überschüssiges Wasser versickern kann. Die Wurzeln der Pflanzen können den Beton zudem nicht durchdringen. Wo die Chance dazu besteht, eine versiegelte Fläche zu entsiegeln, also den Beton aus dem Boden zu entfernen, sollte man sie nutzen, sagt Müller. Sie räumt allerdings ein, dass dies in einem städtischen Garten häufig kaum möglich sei.

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