So emotional trauert Werder-Legende Lorenz um seinen Uwe Seeler

Bild: dpa | Malte Christians

Bis zuletzt standen der Bremer und die HSV-Legende in engem Kontakt zueinander. Der Tod seines besten Freundes hinterlässt nun eine große Lücke bei Lorenz.

Auf Vereinsebene waren sie Rivalen, in der Nationalmannschaft Teamkollegen und abseits des Platzes beste Freunde. Keine Frage, Uwe Seeler und Max Lorenz verband mehr als "nur" die gemeinsame Liebe zum Fußball. Nun ist Seeler im Alter von 85 Jahren gestorben und die Trauer groß bei Werder-Legende Lorenz. "Ich habe viel geweint. In meinem Alter sollte man das nicht, aber das hat mich sehr beschäftigt", sagte der 82-Jährige im Gespräch mit dem Sportblitz.

Ich habe ihm sehr, sehr viel zu verdanken.

Werder-Legende Max Lorenz im Sportblitz

Harte Duelle auf dem Platz

Kennengelernt hatten sich Seeler und Lorenz – natürlich – auf dem Platz. Zu einer Zeit, in der noch galt: "Fußball ist kein Nonnenhockey", wie Lorenz sagt. Im Kampf um den Ball gerieten der ehemalige Werder-Verteidiger und der HSV-Stürmer ein ums andere Mal aneinander. Vor allem Seeler bekam ordentlich auf die Knochen. Aber: "Er hat nie gemeckert, wenn du ihn umgefegt hast", erzählt Lorenz lächelnd.

Als Lorenz dann Mitte der 1960er-Jahre zur Nationalmannschaft stieß, nahm Seeler ihn gleich unter seine Fittiche. "Uwe hat mir da die Türen geöffnet. Er mochte mich, das passte einfach zusammen", so Lorenz. Ein gemeinsamer Titel war den beiden bei aller Harmonie aber nicht bescheiden: Bei der WM 1966 in England verlor die DFB-Auswahl um Seeler und Lorenz das Finale von Wembley tragisch, die WM 1970 in Mexiko beendete das Nationalteam auf dem dritten Rang.

Seeler und Lorenz gingen für Adidas auf Tour

Nach der Fußball-Karriere wurden die beiden Arbeitskollegen. Für den Sportartikelhersteller "Adidas" klapperten sie zahlreiche Geschäfte ab. "Ich bin mit ihm auf Reisen gegangen und er hat auf mich aufgepasst", erzählt Lorenz, der viel von Seeler gelernt hat. "Seine Pünktlichkeit, seine Ordnung, seine Ehrlichkeit – das war schon etwas Besonderes."

Uwe war ein prächtiger Kerl. Einer, den man liebhaben und umarmen mochte.

Werder-Legende Max Lorenz im Sportblitz

Trotz seiner eigenen großen Bekanntheit hatte Lorenz im Windschatten von "Uns Uwe" stets nur die Nebenrolle inne. Während sich alles um Seeler drehte, stand Lorenz meist nur daneben – womit der Bremer aber gut leben konnte. "Überall, wo er auftauchte, freuten die Leute sich", so Lorenz.

Ich hab ihn mal gefragt: "Wie machst du das, Dicker?" Und er: "Verrate ich nicht."

Werder-Legende Max Lorenz im Sportblitz
Die damaligen Nationalspieler Uwe Seeler und Max Lorenz scherzen beim Training.
Hatten auch im Nationaldress immer viel Spaß: Uwe Seeler (Mitte) und Max Lorenz (rechts). Bild: Imago | Werek

In der letzten Zeit hielt Seeler sich jedoch immer häufiger im Krankenhaus auf. "Er selbst hat nie über Gebrechen gesprochen, sondern einfach weitergemacht", so Lorenz. Das letzte Mal gesehen haben sich die alten Kumpels dann vor knapp einem Monat bei Seeler zu Hause. "Er war nicht mehr ganz fit", sagt Lorenz. Trotzdem habe man wie eh und je "geschnackt", so sehr, am liebsten wäre der Bremer gar nicht weggegangen.

Dass die HSV-Legende nun endgültig gegangen ist, hinterlässt bei Lorenz eine große Lücke. Seeler habe den Menschen gezeigt, wie man sich fair und anständig verhält. "Er war ein großartiger Mensch, ein toller Freund und ein Vorbild in jede Richtung", so der 82-Jährige. Oder anders gesagt: "Noch einen Uwe Seeler haben wir leider nicht."

Wir sehen uns irgendwann wieder, Uwe. Aber das hat noch ein bisschen Zeit, ich habe ja auch noch einige Sachen, die ich erledigen muss.

Werder-Legende Max Lorenz im Sportblitz

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 22. Juli 2022, 18:06 Uhr