Bremer Schausteller geben zu: "Frühere Freimarktzahlen waren zu hoch"

Zu wenig Abwechslung oder Tradition? So lief der Freimarkt 2022

Bild: dpa | Sina Schuldt
  • Schausteller: Zahlen des Markt-Amtes sind richtig.
  • Behörde hatte knapp 1,1 Millionen Besucher auf dem großen Freimarkt gezählt.
  • Vor Corona gingen Schausteller und Behörde von rund vier Millionen Besuchern aus.

Der Besucherandrang auf dem Bremer Freimarkt ist über Jahre überschätzt worden. Davon gehen jetzt auch die Bremer Schausteller aus. "Das Zählsystem hat ordnungsgemäß gearbeitet", sagt Susanne Keuneke. Sie ist die Vorsitzende des Verbands der Schausteller und Marktkaufleute.

Das heißt auch, dass wir mit unseren früheren Zahlen zu hoch gegriffen haben.

Susanne Keuneke, Vorsitzende des Verbands der Schausteller und Marktkaufleute

Vor der Corona-Pandemie wurden die Freimarkt-Besucher auf der Bürgerweide nicht gezählt, sondern geschätzt. "Da wurden Luftaufnahmen ausgewertet. Es gab keine richtigen Zählungen", sagt Keuneke. Die Bilder wurden in Planquadrate aufgeteilt. In einzelnen Quadraten wurden die Köpfe gezählt – und das dann auf die gesamte Fläche hochgerechnet. So kamen Gesamtzahlen von um die vier Millionen Besuchern zustande.

Doch der Wert lässt sich nicht halten, wie neue Zahlen der Wirtschaftsbehörde zeigen. Wegen der Corona-Beschränkungen hat die Behörde 2021 ein automatisches Zählsystem eingeführt. Die ernüchternde Bilanz: In 17 Tagen Freimarkt wurden in diesem Jahr nur knapp 1,1 Millionen Besucher auf der Bürgerweide gezählt. "Die Schätzzahl von vier Millionen war deutlich überhöht", sagte ein Sprecher des Bremer Wirtschaftsressorts.Die Zahl wurde auch in den Folgejahren nie hinterfragt. Schon 2021 wurden – wohl auch wegen der Corona-Maßnahmen – lediglich knapp 640.000 Menschen auf der Bürgerweide gezählt.

"Fallen nicht zurück auf die Größe eines Dorfschützenfestes"

Den Titel als größtes Volksfest im Norden, will Susanne Keuneke aber trotzdem nicht aufgeben. Auch bundesweit bleibe der Freimarkt auf Platz drei, ist sie sich sicher: "Das ändert nichts an der Rangordnung: München, Stuttgart, Bremen. Wir fallen dadurch nicht zurück auf die Größe eines Dorfschützenfestes zurück." In Bremen habe man jetzt belastbare Zahlen und müsse die Angaben nach unten anpassen, sagt Keuneke. "Und ich denke, dass auch andere Städte, die nur mit Schätzungen arbeiten, ihre Werte korrigieren müssen."

Auch das Wirtschaftsressort sieht keinen Anlass, die Marketingstrategie zu ändern. "Mit 1,5 Millionen gezählten Besuchern und Besucherinnen ist der Freimarkt nach wie vor das größte Volksfest im Norden", sagte der Sprecher. Andere Volksfeste, wie beispielsweise der Kramermarkt in Oldenburg, der in diesem Jahr 1,3 Millionen Gäste meldete, setzten keine Zählsysteme ein, sondern nutzten nach wie vor Schätzungen. Die, so der Sprecher, "wie in Bremen vermutlich deutlich über den tatsächlichen Zahlen liegen".

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Oktober 2022, 19:30 Uhr