Prozess um Bestechung bei Elsflether Werft: Angeklagter schweigt

Die ehemalige Elsflether Werft an der Hunte mit Gebäuden mit Logo und Kränen die aufs Wasser herausragen
Das Amtsgericht Brake prüft, ob bei Aufträgen der Elsflether Werft von 2015 bis 2018 Bestechung im Spiel war. Bild: dpa | Sina Schuldt

Vor dem Amtsgericht Brake ist der Prozess gegen einen Hamburger Geschäftsmann gestartet. Ihm werden Ungereimtheiten bei Geschäften mit der Elsflether Werft vorgeworfen.

Im Prozess um Geschäfte mit der Elsflether Werft will sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen äußern. Der 51-Jährige steht seit Mittwoch wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Brake. Er soll als Projektleiter eines Hamburger Subunternehmens überhöhte Angebote an die Werft abgegeben haben – darunter auch für die Sanierung der "Gorch Fock".

Blick auf das Firmengelände der Elsflether Werft.
In 2019 meldete die Elsflether Werft Insolvenz an. Bild: Radio Bremen

Im Anschluss soll er der Werft Gutschriften von mehr als 1,2 Millionen Euro gewährt haben. Der Angeklagte soll von 2015 bis 2018 bei 21 Projekten überhöhte Angebote an die Werft an der Unterweser gemacht haben. Ein Projekt betraf laut Staatsanwaltschaft die Sanierung der "Gorch Fock", deren Kosten von geplant zehn Millionen Euro auf schließlich 135 Millionen Euro stiegen.

Gegenüber der Polizei sagte der Angeklagte aus

Der Angeklagte habe nur "als Arbeitnehmer seine Pflichten erfüllt und nicht mehr", sagte dessen Verteidiger zu Prozessbeginn. Als Projektleiter habe sein Mandant in keinster Weise von den Gutschriften profitiert – sondern allein die Elsflether Werft.

Vor Gericht schwieg der Angeklagte, gegenüber der Polizei soll er die Gutschriften zuvor eingeräumt haben. Der 51-Jährige habe das System ohne zu hinterfragen von seinem Vorgänger übernommen und für üblich befunden, berichtete ein Ermittlungsbeamter von der Vernehmung damals. Allerdings habe er keine "Fakerechnung" wie sein inzwischen gestorbener Vorgänger schreiben wollen. Stattdessen habe er die Gutschrift schon beim Angebot miteinkalkuliert und am Ende eine "Rechnungskorrektur" an die Werft geschickt.

Explodierte Kosten für "Gorch Fock" brachten Werft ins Trudeln

Die "Gorch Fock" in Vegesack bei der Lürssen-Werft
Es war ein Skandal: Die Kosten für das Segelschulschiff der Marine waren deutlich teurer als veranschlagt. Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Bei der Abrechnung soll er Gutschriften gewährt haben – in der Regel 15 Prozent, im Fall der "Gorch Fock" 17 Prozent. Auf diese Weise habe der Projektleiter sicherstellen wollen, dass sein Unternehmen bei nächsten Aufträgen bevorzugt wird. Laut Staatsanwaltschaft profitierten die Verantwortlichen der Elsflether Werft insgesamt mit mehr als 1,2 Millionen Euro, das Auftragsvolumen belief sich auf gut 6,9 Millionen Euro.

Die Elsflether Werft sollte für die Deutsche Marine mehrere Schiffe und Boote instand setzen. Die Werft war auch Hauptauftragnehmerin bei der Sanierung der "Gorch Fock". Deren Kosten explodierten von geplant 10 Millionen Euro auf schließlich 135 Millionen Euro. Im Februar 2019 meldete die Werft Insolvenz an. Die Bremer Lürssen-Werft übernahm die Fertigstellung des Segelschiffs und gab es im Herbst 2021 an die Marine zurück.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 27. September 2023, 9 Uhr