Hintergrund
150 Jahre Riensberg Friedhof: Berühmte Bremer und ihre Geschichten
Darum hat Bremen seit 150 Jahren einen so zentralen und großen Friedhof
Künstler, Politiker und Visionäre – auf dem Riensberg Friedhof liegen viele bedeutende Bremer Persönlichkeiten begraben. Wir werfen einen Blick auf ihre Lebenswege.
Der Riensberg Friedhof in Schwachhausen eröffnete vor 150 Jahren. Seitdem wurden dort viele verstorbene Bremer und Bremerinnen begraben, und mit ihnen auch jede Menge Geschichten. Die ein oder andere dürften viele Landsleute kennen, denn auf den Grabsteinen befinden sich auch Namen bekannter Bremer Persönlichkeiten. Damit ihre Geschichten nicht vergessen werden, haben wir einige gesammelt.
1 Künstler Clifford Holmeads Phillips

Der Künstler ist durch seine "short hand paintings" (in kurzer Zeit gemalte Bilder) bekannt geworden. Er ist 1889 in den USA geboren und 1975 in Brüssel gestorben. Begraben wurde er aber hier in Bremen. Er sollte eigentlich Nachfolger seines Vaters werden, der war Möbelfabrikant in Pennsylvania.
Phillips ging aber lieber nach Europa und beschloss Zeichner zu werden. 1932 lernt er die Bremer Kaufmannstochter Elisabeth Fritze kennen. In der Liebfrauenkirche heiraten sie später. Seine Frau hat Phillips nach seinem Tod nach Bremen überführen lassen und mit ihm seinem gesamten Nachlass. Ihr ist es zu verdanken, dass viele von Phillips Bildern heute in Bremer Museen hängen.
2 Aline von Kapff oder "Tante Aline"

Aline von Kapff wurde 1842 in Bremen geboren und ist 1936 auch in Bremen gestorben. Sie wird auch als "Pippi Langstrumpf von Bremen" bezeichnet. Sie war hier die erste Frau, die auf einem Hochrad durch die Gegend fuhr – das war damals gesellschaftlich verpönt. Außerdem war sie erfolgreiche Malerin, Kunstliebhaberin und -mäzenin.
Aline von Kapff stammt aus einer reichen, württembergischen Adelsfamilie, die im 17. Jahrhundert nach Bremen kam und mit Wein handelte. Die Malerin lebte in einer pompösen Villa, die ein Treffpunkt für Künstlerinnen und Künstler war. Regelmäßig hat Aline von Kapff zu Teenachmittagen und Kostümbällen eingeladen. Die jungen Leute nannten sie auch "Tante Aline". Sie blieb ihr Leben lang unverheiratet und kinderlos.
3 Schreiberling Christian Hinrich Frischen
Ihn kennt kaum jemand. Dabei war Christian Hinrich Frischen Anfang des 20. Jahrhunderts eine stadtbekannte Persönlichkeit. Er war Sohn eines Zigarrenfabrikanten.
Seine Begabung lag aber woanders. Er hatte eine besonders schöne Handschrift. So kam er nach der Schule zu einem Job in der Bremischen Bürgerschaft. Da hat er dann den "Schreibkram" gemacht. Nebenbei gab er privaten Schreibunterricht. 1900 gründet er sogar eine eigene Schule. Einer seiner Schüler war der spätere Reichspräsident Friedrich Ebert, der 14 Jahre in Bremen lebte.
Im ersten Weltkrieg ging die Nachfrage nach seinen Kursen zurück und 1923 musste seine Schule schließen. Der Fabrikantensohn starb mit 59 Jahren.
4 Vereinsgründerin Ottilie Franziska Hoffmann
Ottilie Franziska Hoffmann wurde 1835 in Bremen geboren und ist 1925 auch in Bremen gestorben. Sie hat dafür gekämpft, dass Alkohol in Bremen weniger Schaden anrichtet. Der Alkohol-Konsum in allen Schichten hat sie nämlich gestört. Sie entschloss sich selbst dafür, keinen Alkohol mehr zu trinken und gründete den Verein "Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur" in Bremen. Den gibt es heute noch.

Sie gründete sogenannte alkoholfreie Speisehäuser. Das erste in der Neuenstraße 14-15. Hier gab es günstiges Essen und vor allem nur alkoholfreie Getränke. Ottilie Hoffmann wollte eine neue Trinkkultur schaffen, aufklären und vorbeugen.
Ihr Traum war es aber Lehrerin zu werden. Und den erfüllte sie sich auch. Sie unterrichtete Englisch und Geschichte und lebte zeitweise sogar in England. Ottilie Franziska Hoffmann bleibt jedenfalls in Erinnerung: 1945 wurde eine Straße in Schwachhausen nach ihr benannt. Und ein paar Jahrzehnte später erschuf ein Künstler eine Bronzeskulptur. Die steht auf dem Ulrichsplatz im Ostertor.
5 Bundespräsident Prof. Dr. Karl Carstens
Karl Carstens ist ein echter Schwachhausener. Er wurde 1914 in der Fitgerstraße in Bremen geboren und 1992 beerdigt. Er ist bei seiner Mutter in der Busestraße aufgewachsen. Seine guten Schulnoten zahlten sich aus: Er wird Jurist und Bürgermeister Wilhelm Kaisen will ihn als seinen Nachfolger.

Seine Karriere zog ihn aber nach Bonn, wo er vom Abgeordneten der CDU zum Bundestagspräsidenten wird. 1979 wurde er dann Staatsoberhaupt. Wichtig waren ihm Werte wie Pflichtbewusstsein, Leistungswillen und Disziplin. Das betonte er in seinen Reden immer wieder. Sein Amt als Bundespräsident war nicht unumstritten, denn Karl Carstens war bis Ende des Krieges Mitglied der NSDAP. Der Grund war womöglich die Furcht vor einer Nichtzulassung zum zweiten Staatsexamen.
Karl Carstens starb am 30. Mai 1992 nach einem Schlaganfall mit 77 Jahren in seinem Haus in Meckenheim. Die Karl-Carstens-Brücke, die über die Weser nach Habenhausen führt, ist den meisten heute wohl eher als Erdbeerbrücke bekannt.
Auf dem Riensberger Friedhof erzählen Gräber Bremer Geschichten
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. Mai 2025, 19:30 Uhr