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Bremen managt den Himmel: Ein Tag mit einer Fluglotsin
Bremen managt den Himmel: Ein Tag mit einer Fluglotsin
Julia Schult leitet im Bremer Radarkontrollzentrum den Flugverkehr. Gerade im Sommer ist hier viel los, denn dann überwachen sie täglich bis zu 1.800 Flieger.
Rund eine halbe Million Flüge haben die Bremer Fluglotsinnen und -lotsen im vergangenen Jahr überwacht. Denn das Gebiet, für das Bremen zuständig ist, ist riesig: 180.000 Quadratkilotmeter und bis zu einer Flughöhe von 8.000 Metern. Das entspricht knapp der Hälfte der Fläche Deutschlands. Das machen aber nicht nur die Lotsinnen und Lotsen im Tower am Flughafen – der Großteil der Flugüberwachung wird im Radarkontrollzentrum durchgeführt.
Das Radarkontrollzentrum ist ein 1.000 Quadratmeter großer Raum am Bremer Flughafen. Gerade in den kommenden Sommermonaten nimmt der Flugverkehr über Deutschland zu, weil dann viele Menschen in den Urlaub fliegen. In dieser Zeit arbeiten im Radarkontrollzentrum bis zu 40 Lotsinnen und Lotsen gleichzeitig. Sie überwachen jeden Flieger, sobald er den Boden verlässt. Eine von ihnen ist die 28-jährige Julia Schult.
Seit drei Jahren im Beruf

Nach ihrer Theorieausbildung am Standort der Deutschen Flugsicherung in Langen hat sich Julia Schult für die Kontrollzentrale in Bremen entschieden. Im Beruf ist sie jetzt seit drei Jahren und darf seit anderthalb Jahren auch neue Lotsinnen und Lotsen ausbilden.
Nach ihrer Ausbildung konnte Julia Schult sich aussuchen, ob sie in Bremen oder in Langen in der Radarkontrollzentrale arbeiten will. Ihre Wahl fiel auf Bremen, weil Bremen näher an ihrer alten Heimat Magedburg ist, als Langen es werde. Radarkontrollzentren gibt es insgesamt vier in Deutschland: Bremen, Langen, München und Karlsruhe.
"Der Standort ist aber auch attraktiv, weil man direkt am Flughafen ist. Man kann die Flieger gleichzeitig landen und starten sehen. Und Bremen ist eine total schöne Stadt", beschreibt Schult.
Am Bremer Standort ist es eine sehr familiäre Atmosphäre. Man kennt hier eigentlich jeden. Und das macht Bremen für mich sehr attraktiv als Arbeitsplatz.
Julia Schult, Fluglotsin im Radarkontrollzentrum Bremen
Für diesen Luftraum ist Bremen zuständig

Von Bremen aus werden unter anderem die Flughäfen in Hamburg, Bremen, Hannover und Berlin Brandenburg betreut. Hinzu kommen 14 Regionalflughäfen und elf Militärflugplätze. Denn Bremen betreut auch 40 Prozent der militärischen Übungsflüge.
"Unsere Fluglotsen brauchen auch erweiterte Kompetenzen, weil so militärische Flugzeuge sind natürlich ganz anders zu handhaben", beschreibt Anja Naumann, Sprecherin der Radarkontrollzentrale in Bremen. "Wir bearbeiten alles, was gerade an den Flughäfen gestartet ist", so Naumann weiter. Das heißt: Alles, was der Towerlotse nicht mehr mit bloßem Auge sehen kann, geht direkt über in die Verantwortung mit Radarlotsen.
Bremen spielt in der Flugsicherung eine große Rolle
Und das seit 1974. Damals wollte die Deutsche Flugsicherung GmbH die militärische Flugsicherung integrieren, am alten Standort in Hannover gab es aber zu wenig Ausbaufläche, erklärt Anja Naumann. "Da hat man einen neuen Standort gesucht und hat einen im Bundesbesitz gefunden. Und das war hier am Flughafen in Bremen", so Naumann.
Außerdem habe es damals eine Rolle gespielt, dass das Grundstück nicht unmittelbar an der damaligen innerdeutschen Grenze lag. Im Jahr 2006 wurde das Gebiet nochmal erweitert: Damals gab es auch in Berlin eine Zentrale, die mit Bremen zusammengelegt wurde.
Unser Verantwortungsbereich reicht von der niederländischen bis zur polnischen Grenze. Und von der dänisch-schwedischen Grenze bis runter Kassel, Cottbus. Eine riesen Fläche.
Anja Naumann, Sprecherin der Radarkontrollzentrale Bremen
Übrigens: Der Flughafen Bremen ist der einzige Flughafen in Deutschland, an dem die Radarkontrollzentrale und der Tower an einem Ort sind. Es war also reiner Zufall, dass das Objekt im Bundesbesitz ausgerechnet am Bremer Flughafen lag.
Für diesen Luftraum ist Bremen zuständig
Zurück zu Schult: Der Luftraum, für den Bremen zuständig ist, besteht aus 14 Puzzleteilen. Jedem Lotsen und jeder Lotsin wird eines davon zugewiesen – Julia Schult betreut den sogenannten "Heidesektor". "Der Heidesektor liegt über dem Hamburger Anflugsektor und auch ein Teil über dem Hannover Anflugsektor. Beginnt ungefähr bei 3.300 Metern, geht dann bis ungefähr acht Kilometer Höhe", beschreibt Schult ihr Einsatzgebiet.
Und es ist viel los: Im Sekundentakt kommen Funksprüche rein. Die Lotsinnen arbeiten im Zweierteam – ihre Kollegin übernimmt die Planung, Schult kommuniziert mit den Piloten und gibt Anweisungen. Dabei arbeiten die Lotsinnen auch viel mit Steig und Sinkraten. "Wenn zwei Flieger zum Beispiel eigentlich aufeinander zufliegen. Und der eine möchte höher und der andere möchte tiefer, dann schicken wir die mit Raten kontrolliert aneinander vorbei", erzählt Schult.
Wir passen auf, dass die Flieger immer mit einem Mindestabstand aneinander vorbeifliegen.
Julia Schult, Fluglotsin im Radarkontrollzentrum Bremen
Ihr Arbeitsplatz: Mehrere Bildschirme und ein Headset

Schults Arbeitsplatz besteht unter anderem aus einem Radarbildschirm und einem Touchpad – auf dem die Rufzeichen der einzelnen Flieger und Informationen, wie der Flugzeugtyp stehen. Und ein Headset für Funksprüche. Funksprache: Englisch. Aber ein besonderes: Zum Beispiel wird die drei nicht als "Three", sondern als "Tri" ausgesprochen. Und für die Buchstaben nutzen sie das NATO-Alphabet.
Nach zweieinhalb Stunden wird Julia von einem Kollegen abgelöst. Länger am Stück darf sie nicht arbeiten, denn die Lotsen müssen immer voll konzentriert sein. Erst nach einer Pause von mindestens 30 Minuten darf sie weitermachen – an einer anderen Stelle.
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Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 17. Mai 2025, 8:42 Uhr