Infografik
Trash und Punk: Bremer Ausstellung bricht Tabus

Zur Langen Nacht der Museen eröffnet die Städtische Galerie Bremen eine Ausstellung zu Trash, Punk und Spaß. Es geht auch um Widerstand. Der Titel: "Ja leck mich am Arsch".
Man kann darüber streiten, ob sich der Bremer Künstler Tom Gefken oder Museums-Leiter Ingmar Lähnemann den Titel der Ausstellung ausgedacht haben. "Das war so", sagt Lähnemann: "Tom Gefken hat einmal zu mir gesagt: 'Ja leck mich am Arsch, wenn wir mal zusammen eine Ausstellung machen.'"
Diesen Satz habe er sich gemerkt. Der Ausspruch sei ihm wieder eingefallen, als er eine neue Ausstellung in der Städtischen Galerie konzipieren wollte – eine Schau, die die Liebe der Bremer Kunstszene zu Trash und Punk aufzeigen sollte, zu gleichermaßen witziger wie provokanter Kunst, aus der noch dazu eine klare politische Haltung spricht. Denn genau das sei typisch für die Bremer Kunstszene, findet Lähnemann.
Orangensaft auf dem Pissoir
So entwickelte er eine Gruppenausstellung mit Installationen, Gemälden und Skulpturen von 17 Bremer Künstlerinnen und Künstler, darunter eben auch Tom Gefken. Der folgerichtige Titel der Schau: "Ja leck mich am Arsch". Die Städtische Galerie eröffnet die Ausstellung im Rahmen der Langen Nacht der Museen am Samstag, 24. Mai, um 19 Uhr.
So einleitend einem die Entstehungsgeschichte des Ausstellungstitels auch erscheinen mag, so konnte sich doch offenbar nicht alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler von Beginn an gleichermaßen damit identifizieren, räumt Lähnemann ein.
Keine Probleme damit hatte indes Laura Pientka, weithin bekannt für ihren derben Humor. Eines ihrer Objekte in der Ausstellung: ein betont weiblich geformtes Pissoir mit zwei Orangenpressen auf Brusthöhe, die an die Brüste einer Frau erinnern. Der Besucher ist eingeladen, hier tatsächlich Orangen auszudrücken (siehe Foto). Der Saft fließt unten aus dem Pissoir, dort, wo sonst Urin hinunter strömt. "Sowas macht mir Spaß", kommentiert Pientka die eigene Arbeit.
Deutsche Antwort auf Manets "Zitrone"

Spaß an der Kunst haben augenscheinlich auch die anderen Künstlerinnen und Künstler, die in "Ja leck mich am Arsch" ausstellen. So auch Tom Gefken, der Mitnamensgeber der Ausstellung. Wie Pientka, so ist auch er hier mit mehreren Objekten präsent. Besonders markant: sein "Mettigel" (siehe Foto).
"Das ist die deutsche Antwort auf Édouard Manets "Zitrone"", sagt Gefken. Bei Manets "Zitrone" handelt es sich um ein berühmtes Stilleben des französischen Malers, das eben eine Zitrone auf einer Schale zeigt – auf einer Schale, die tatsächlich dieselbe sein könnte wie jene, auf der Gefken seinen Mettigel platziert hat.
"Es ist vermutlich der erste Mettigel, der in Öl gemalt wurde", stellt Gefken eine weitere Parallele zu Manets "Zitrone" heraus. Inwiefern der Mettigel sinnbildlich für das Niveau der deutschen Küche stehe, müsse jeder Betrachter für sich selbst entscheiden, so Gefken.
Geboren, um zu verlieren?

Weniger zu entscheiden hat der Betrachter der Arbeiten Anja Fußbachs. Sie provoziert betont direkt. "Wer sich das gefallen lässt, der hat selbst schuld", sagt sie etwa über einen Teppich, auf dem eine halbnackte Frau, die an Marilyn Monroe erinnert, zwischen zwei vogel- und dinosaurierähnlichen Fantasiefiguren kniet. "Born to lose" (geboren, um zu verlieren) steht darüber: eine unmissverständliche Kritik am Patriarchat und männlichem Sexismus – vielleicht aber auch an Frauen, die sich zu viel bieten lassen.
"Partisanen der Kunst" ehren ihre Mutter

Ganz anders als Fußbach blicken die "Partisanen der Kunst", die Brüder Boleslaw und Kazimierz Jankowski, auf Frauen. Ihre Bilder der Pop-Sängerin Madonna sind ebenso von Bewunderung geprägt wie die Statue einer wahren Madonna. "Letztlich ist das auch eine Hommage an unsere Mutter", sagt Kazimierz Jankowski über diese Arbeiten. Dazu muss man wissen: Der familiäre Zusammenhalt ist den Partisanen der Kunst nahezu heilig. Nicht umsonst arbeiten Kazimierz und Boleslaw Jankowski grundsätzlich zusammen.
Die Städtische Galerie Bremen eröffnet "Ja leck mich am Arsch" am Samstag, 24. Mai, um 19 Uhr im Rahmen der Langen Nacht der Museen. Daran beteiligen sich 32 weitere Museen, Galerien und sonstige kulturelle Einrichtungen. Ein Überblick:
Diese Bremer Institutionen machen bei der Langen Nacht der Museen mit:
Dieser Lilienthaler hat dann gut gearbeitet, wenn es keiner bemerkt
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 23. Mai 2025, 19:30 Uhr