Kommentar

Bremen und Hamburg, rauft Euch zusammen! Sonst sauft Ihr endgültig ab!

Zwei Arbeiter stehen an einer Kaje des Hamburger Hafens.

Hafenstrategie: "Rauft euch zusammen, bevor ihr endgültig absauft!"

Bild: dpa | Marcus Brandt

Der Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen wird immer härter. Deutschland braucht dringend eine einheitliche Hafenstrategie, meint buten-un-binnen-Reporter Christian Schwalb.

Es ist müßig, immer wieder zu fragen, warum Bremen nicht mit Hamburg kann oder Hamburg nicht mit Bremen. Das hat Tradition. Aber auch bei Hamburg und Wilhelmshaven passt es nicht. Erst wollte Hamburg mitmachen damals, bei der spannenden Idee eines Tiefwasserhafens. Aber dann stiegen die Hamburger wieder aus und machten alleine weiter.

Jeder Hafen macht sein eigenes Ding an der deutschen Nordseeküste! Dabei ist das kleinkariert und ökonomisch unsinnig. So eine innerdeutsche Konkurrenz kann sich im Jahr 2022 keiner mehr leisten. Am allerwenigsten Deutschlands Vorzeigehafen Hamburg.

Die Zeit läuft gegen Deutschland

Wer sich die Entwicklung der europäischen Häfen anschaut, sieht schnell: Die Zeit läuft gegen Deutschland. Nicht nur sind Hamburg und Bremerhaven beim Container-Umschlag weiter hinter Rotterdam und Antwerpen zurückgefallen. Sondern da gibt es eine zweite Entwicklung: Eine Verlagerung von Warenströmen aus dem Norden in den Süden. Hier schaffen die Chinesen mit ihrer Seidenstraße neue Fakten.

Immer mehr Ladung aus Fernost wird über die Mittelmeer-Häfen verteilt. Und geht dann von dort aus mit der Bahn ins Herzen Europas. Zeitersparnis gegenüber den Nordseehäfen: Fünf Tage. Also ein massiver Kostenvorteil. Die Bahntrassen vom Süden ins europäische Hinterland werden ausgebaut, finanziert wird das von China.

Gemeinsame Strategie gegen die Konkurrenz

Von den Wachstumsraten der Containerhäfen im Süden kann man in Deutschland nur träumen. Auch deswegen haben sich die Häfengesellschaften der Bundesländer Hamburg und Bremen – HHLA und Eurogate – dort an einigen Standorten eingekauft, um von dem Wachstum etwas abzubekommen. Geradezu historisch ist aber, dass die beiden Gesellschaften seit einer Weile sogar miteinander reden! Über eine Kooperation, um Kräfte zu bündeln gegen die Container-Konkurrenz.

Die Politik geht aber noch einen Schritt weiter: Sie wünscht sich eine Art "Deutsche Bucht AG" für Hamburg, Bremen – und Wilhelmshaven. Die Bundesregierung macht daraus das Projekt "Nationale Hafenstrategie". Und genau da liegt die Chance für den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven! Denn "national" und "Strategie" geht nur, wenn jeder Hafen seine Aufgabe hat. Und die liegt beim Jade-Weser-Port auf der Hand.

Standorte müssen sich ergänzen

Als einziger Tiefwasserhafen muss der Jade-Weser-Port irgendwann zur Drehscheibe für die größten Containerpötte werden. Auch deswegen ist die Hamburger Großreederei Hapag-Lloyd mittlerweile in Wilhelmshaven beteiligt, was den Hamburgern nicht gefällt, weil so noch mehr Ladung verloren geht. Aber will denn Hamburg etwa allen Ernstes jahrzehntelang die Elbe weiter ausbaggern, wenn doch die sinnvollere Lösung – ein Tiefwasserhafen – um die Ecke liegt? Diese Zeiten gehen zu Ende.

Den Weg muss die "Nationale Hafenstrategie“ vorgeben. Die einzelnen Standorte müssen sich sinnvoll ergänzen. Das heißt auch, Hamburg entsprechend zu kompensieren und mit zusätzlicher Beschäftigung zu versorgen. Auch das muss so eine "Hafenstrategie" leisten. Die ist lange überfällig. Denn weder ist das unselige Ausbaggern heute noch eine Lösung. Noch, immer nur weiterzuwursteln! So wird das nichts mehr gegen die Konkurrenz. Vor allem allein wird das nichts mehr! Also rauft Euch endlich zusammen in Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven, bevor ihr endgültig absauft.

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Bild: Radio Bremen

Autor

  • Christian Schwalb
    Christian Schwalb

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 21. September 2022, 16:35 Uhr