Interview
Jagd auf 6.000 Gänse am Dümmer: Wie ist die Lage im Bremer Bürgerpark?
Zu viele Gänse am Dümmersee – auch im Bremer Bürgerpark ein Problem?
An einem See in Niedersachsen sollen sogenannte invasive Gänse abgeschossen werden. Auch für den Bürgerpark können die Tiere zum Problem werden, erklärt der Parkdirektor.
Am Dümmersee im Landkreis Diepholz leben viel mehr Gänse als üblich: Statt 1.000 Gänsen wird das Umland des Sees inzwischen von 7.000 Gänsen bevölkert. Da die Tiere Bruträume von anderen Tieren stören und deren Nahrung fressen, sollen sie nun abgeschossen werden – auch während ihrer Brut- und Schonzeit, in der die Jagd eigentlich verboten ist. Widerstand gibt es vor allem von Tierschützern, die die Einhaltung des niedersächsischen Jagdgesetzes fordern.
Auch in Bremen haben sich invasive Gänse vermehrt. Wie groß das Problem im Bremer Bürgerpark ist und ob die Tiere auch hier zukünftig in großem Stil bejagt werden sollen, erklärt Bürgerparkdirektor Tim Großmann im Interview.
Herr Großmann, was sind das denn für Gänse, die sich da vermehren und zum Problem werden?
Das sind zum einen die Kanada-Gänse und die anderen, die man noch häufig sieht, sind die leicht bräunlichen Nil-Gänse.
Warum sind diese Gänse so problematisch?
Die Gänse sind eigentlich nicht natürlich bei uns. Sie sind in den letzten Jahrzehnten eingewandert oder sind ausgesetzt worden. Da sie kaum natürliche Feinde haben, haben sich die Tiere in einigen Bereichen schon explosionsartig vermehrt.

Was muss man sich darunter vorstellen, wenn die Rede davon ist, dass sie anderen Tieren den Lebensraum wegnehmen? Sind die Gänse wie Rasenmäher, die alles einfach wegfressen?
Das auch. Zudem sind beispielsweise die Nil-Gänse während der Brut extrem unverträglich gegenüber allen anderen Wasservögeln. Die scheuchen alles, ob es Stockenten sind oder Blässhühner. Die anderen Vögel kommen dann nicht mehr zu ihrem Brutgeschäft.
Wie problematisch ist die Lage mit den Gänsen denn aktuell im Bürgerpark?
Es ist noch nicht so problematisch. Wir behalten das sehr, sehr eng mit unserem Parkjäger im Auge. Wir sehen aber auch, dass sich die Kanada-Gänse gerade in diesem Frühjahr sehr stark vermehrt haben. Wir haben 20 bis 25 Kücken gezählt, die alle eine stattliche Größe haben, die wohl auch alle durchkommen und dann hier bleiben werden.
Wie sind denn diese Kanada-Gänse und auch die Nil-Gänse überhaupt hierhin gekommen?
Häufig sind die Tiere aus privaten Haltungen ausgebüchst oder sie sind speziell als Jagdbeute für Jäger angesiedelt worden. Auch der Klimawandel begünstigt ein Einwandern, wie etwa bei den Nil-Gänsen, die aus Nordafrika stammen.
Am Dümmersee gibt es 7.000 Gänse, davon sind jetzt 6.000 zum Abschuss freigegeben. Im Bürgerpark wird aber noch nicht gejagt?
Es wird permanent bei uns im Park gejagt. Wir haben einen Parkjäger, der schaut nach allen Wildtieren: nach den Vögeln, den Rehen und den Hasen. Wir sind keine freie Landschaft, wir sind ein Gartendenkmal mitten in der Stadt und wenn es dort zum Ungleichgewicht kommt, dann schreitet unser Jäger auch ein.
(Geführt haben das Interview Anja Kwijas und Olaf Rathje für Bremen Eins. Das Gespräch aufgeschrieben und redigiert hat Henry Borgelt.)
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 26. Mai 2025, 8:40 Uhr