Interview

Warum es in Bremen offiziell keine Funklöcher gibt – und was das heißt

Eine Frau tippt auf ihrem Smartphone (Symbolbild)

Wie Bremer Handynutzer das Mobilfunknetz verbessern können

Bild: Imago | Elmar Gubisch

Bremens Netz gilt bislang als lückenlos. Die "Mobilfunk-Messwoche" könnte das nun widerlegen. Mobilfunk-Experte Matthias Scharf verrät, warum das so ist.

Ob in der Bahn auf dem Weg ins Büro, beim Spaziergang im Park oder in den eigenen vier Wänden – nicht überall ist der Empfang auf dem Smartphone gleich gut. Wo es besonders hakt, wollen Bund, Länder und Kommunen wie Bremen und Bremerhaven jetzt durch die erste bundesweite Mobilfunk-Messwoche herausfinden.

Bremen steht in punkto Mobilfunkversorgung – zumindest theoretisch – besser da als alle anderen Bundesländer (siehe Grafik).

Mobilfunk-Versorgungslücken nach Bundesland in Prozent

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Warum das so ist und was es mit Funklöchern, weißen und grauen Flecken auf sich hat, erklärt Matthias Scharf, Bereichsleitung Mobilfunkausbau beim Breitbandzentrum Niedersachsen-Bremen (BZNB).

Herr Scharf, dem offiziellen Mobilfunk-Monitoring der Bundesnetzagentur zufolge gibt es in Bremen keine Funklöcher. Stimmt das?

Ja und nein. Offiziell ist ein Funkloch da, wo keiner der vier Anbieter…

…Telekom, Vodafone, o2 und 1&1…

…eine Versorgung zur Verfügung stellt. Und da gibt es in Bremen und Bremerhaven nirgendwo eine Versorgungslücke, also keine weißen Flecken ohne 4G- oder 5G-Empfang. Es gibt auch so gut wie keine grauen Flecken in Bremen. Das sind Orte, an denen zwar mindestens ein Anbieter, nicht aber alle Anbieter die Versorgung sicherstellen. Im Alltag kann das natürlich trotzdem heißen, dass man selbst Anbieter X nutzt und dort, wo man wohnt, nur Anbieter Y und Z Funkmasten betreiben. Dann kann es schon sein, dass ich persönlich in einem Funkloch stecke.

Sind die Zahlen denn verlässlich?

Die Karten basieren auf Grundlage der Angaben der Anbieter. Das ist keine gemessene, sondern eine errechnete Versorgung. Die Anbieter wissen, welche Sendeanlage sie benutzen und die Software berechnet das dann.

Die jetzt vorangetriebene Erhebung durch Bürgerinnen und Bürger ist also praxisnäher?

Ja. Es gibt ja auch im Alltag Fälle, wo in bestimmten Situationen der Empfang schlechter ist. Zum Beispiel in einem gut abgeschirmten Eisenbahnwaggon, wenn ich durch einen Tunnel fahre oder mich am Rande einer Versorgung bewege, wo es nur wenige Sendemasten gibt. Da gibt es auch in Bremen Punkte, wo die Versorgung eng wird.

Sendemast im Harz
Anders als in Städten wie Bremen ist die Mobilfunkversorgung in bergigen Gegenden wie dem Harz oft noch immer schwierig. Bild: Imago | Norbert Neetz

Gibt es auch Orte, wo zwar kein Funkloch, aber dauerhaft schlechter Empfang herrscht?

Ja, es ist durchaus möglich, dass man an einem Ort dauerhaft mit nur einem Balken in der Verbindungsanzeige unterwegs ist. Da kann die Natur, die Topografie eine Rolle spielen. Wälder oder Hügel können den Funkwellen im Weg stehen. Auch ein Hochhaus kann das Signal stören.

Was unterscheidet Bremen vom Schlusslicht bei der Mobilfunkversorgung, Rheinland-Pfalz?

Das ist definitiv die Topografie. Man hat dort mehr Hügel und Berge, man braucht dort mehr Masten als in Norddeutschland. Eine hohe Versorgung ist in hügeligen Regionen schwieriger und teurer. Das spiegelt sich in den Zahlen wider. Das gilt zum Beispiel auch für Baden-Württemberg und Bayern, Hessen und Thüringen. Dazu kommen die Naturschutzgebiete. In Niedersachsen sind beispielsweise die Lüneburger Heide und der Harz nicht optimal versorgt.

Und wie sieht es im Bremer Umland aus?

Da muss man schon etwas weiter gucken, bis man auf Funklöcher stößt. Der Speckgürtel ist gut versorgt. Eventuell im Landkreis Rotenburg könnte es manchmal ein bisschen eng werden.

Was raten Sie Menschen, die Funklöcher vermeiden wollen?

Man kann sich als erstes bei den Anbietern selber erkundigen. Besser aber fragt man direkt bei Nachbarn oder Bekannten nach, wie es bei denen aussieht, was sie in einer Straße oder Quartier für einen Anbieter und Empfang haben.

Das nächste wäre, auch mal den Empfang im Haus selbst und außerhalb des Hauses zu vergleichen. Denn schlechter Empfang kann auch an einem gut gedämmten Haus liegen. In diesem Fall kann eine Option sein, außerhalb am Haus eine Antenne anzubringen, die das Signal ins Innere überträgt und durch einen Repeater, wie sie viele ja auch für ihren W-Lan-Anschluss nutzen, verstärkt.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 26. Mai, 13:10 Uhr