Jahrhundertealte Uferbefestigungen im Stephani-Viertel

Auf einer Baustelle nahe der Stephani-Kirche legten die Bremer Landesarchäologen große Holzpfosten und Schwellbohlen frei, die aus dem Mittelalter stammen.

Die Grabungsstelle aus der Vogelperspektive
Die Grabungsstelle aus der Vogelperspektive. Bild: Peter Mertsch

Ab kommender Woche werden die mittelalterlichen Funde 600 Betonpfählen weichen müssen, die zur Fundamentierung des neuen Hochwasserschutzes in den Boden gebohrt werden. Die alte Deichschutzwand sei nicht mehr zeitgemäß. Dahinter entsteht ein neues Wohnhaus mit integriertem Parkhaus, auch daher sei eine neue Befestigung notwendig. Bis nächste Woche müssen Stadtarchäologe Dr. Dieter Bischop und sein Team alle Funde fotografieren, digitalisieren und alle transportablen Sachen ins Landesarchiv schaffen.

Mittelalterliche Kloaken gefunden

Dr. Dieter Bischop zeigt die hölzernen Pfosten, die im 16. Jahrhundert die Stadtmauer stabiliserten
Dr. Dieter Bischop zeigt die hölzernen Pfosten, die im 16. Jahrhundert die Stadtmauer stabilisierten. Bild: Radio Bremen | Lukas Antoine

Eigentlich müsste noch viel tiefer gesucht werden, aber zum einen bleibe dafür keine Zeit und zum anderen sei dies auch zu gefährlich aufgrund der Nähe zur Stephanibrücke, über die tagtäglich Tausende Pkw und Lkw fahren, erklärt Bischop. Neben den hölzernen Befestigungen wurden auch zwei Ziegelsteinkloaken aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert gefunden. Eine davon soll in den kommenden Tagen noch geöffnet werden. Was die Archäologen dort erwarte, sei immer eine Überraschung, sagt Grabungstechniker Jan Geidner. So seien in anderen Fäkalgruben schon Goldringe, Keramik und Gläser gefunden worden. Bisher sei auf der Baustelle "nur" Silber gefunden worden.

Landesarchäologen im Dauereinsatz

Jan Geidner ist erst seit zwei Monaten Mitarbeiter der Bremer Landesarchäologie. Aufgrund der zunehmenden Arbeit, auch durch die steigende Bautätigkeit, war seine Stelle neu geschaffen worden und trotzdem: "Es müsste eigentlich noch mehr aufgestockt werden. Wir arbeiten quasi Tag und Nacht," so Geidner, der für die technische Planung verantwortlich ist.

Ein Großteil der Funde wird in der kommenden Woche den Baggern zum Opfer fallen. Dieter Bischop bedauert dies, aber er hofft, dass zumindest Teile erhalten bleiben. So setzt er sich beim Deichverband dafür ein, dass Teile einer mittelalterlichen Treppe in die neue Deichschutzwand integriert werden. Zudem habe ihm der Bauherr bereits zugesichert, vor Ort eine Erinnerungsstelle einrichten zu wollen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. Juli 2016, 19:30 Uhr