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Erneut tödlicher Unfall: Warum es kein Tauchverbot im Kreidesee gibt
Erneut tödlicher Unfall: Warum es kein Tauchverbot im Kreidesee gibt
Immer wieder gibt es im Kreidesee in Hemmoor Tauchunfälle, immer wieder enden sie tödlich – zuletzt am Mittwoch. Was macht den See so gefährlich?
Für Taucher ist der Kreidesee in Hemmoor (Landkreis Cuxhaven) ein Paradies – und offensichtlich sehr gefährlich. In der ehemaligen Kreidegrube verunglücken immer wieder Menschen. Trotzdem ist der See unter anderem wegen seiner klaren Sichtverhältnisse unter Wasser international bekannt und beliebt. Auf dem Grund sind noch Reste des alten Tagebaus zu entdecken, etwa Gebäude, Straßen, Laternen oder Brücken. Bis in die 1970er Jahre wurde dort Kreide für die Zementherstellung abgebaut. Der Kreidesee ist Faszination und Risiko für Taucher gleichermaßen.
Was ist über den aktuellen Unfall bekannt?
Bei einem Tauchunfall ist am Mittwoch ein 34-Jähriger ums Leben gekommen. Laut Polizei war der Niederländer in einer Gruppe getaucht und hatte aus bisher unbekannten Gründen einen Notaufstieg eingeleitet. Durch zufällig anwesende Feuerwehrtaucher wurde der Mann aus dem Wasser geborgen.
Die Feuerwehrleute konnten ihn aber nicht mehr reanimieren. Die Polizei hat seine Tauchausrüstung sichergestellt. Über eine Obduktion des toten Tauchers hat die Staatsanwaltschaft Stade noch nicht entschieden.
Warum sterben immer wieder Taucher im Kreidesee?
Nach Polizeiangaben sind allein zwischen 2017 und 2022 insgesamt 14 Tauchunfälle bekannt geworden, darunter vier tödliche. Zuletzt starb 2023 eine 30-jährige Taucherin aus Hessen, ebenfalls nach einem Notaufstieg. Erst im April musste ein Taucher mit dem Hubschrauber in eine Druckkammer geflogen werden, um sein Leben zu retten. Pauschalisieren lassen sich die Unglücksursachen aber kaum.
Sicher ist aber: Der Kreidesee ist bis zu 60 Meter tief, das Wasser dort ist kalt. Atemregler können vereisen und den Tauchern buchstäblich die Luftzufuhr aus den Sauerstoffflaschen abschneiden. Ob das beim jüngsten Unfall so war, untersucht die Polizei derzeit noch.
Wenn der Kreidesee so gefährlich ist, warum ist Tauchen dort noch immer erlaubt?
Ein Verbot ist nicht so einfach umzusetzen, sagt die Polizei Cuxhaven. Sie hat in all den Fällen keine strafrechtlich relevanten Hinweise gefunden. Es handele sich um individuelle Fehler, die Kunden der "Tauchbasis Kreidesee" seien "hochprofessionelle Taucher".
Die Tauchbasis in Hemmoor wird immer wieder als beste in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgezeichnet. Jedes Jahr wird die Basis von mehr als 35.000 Tauchern aus ganz Nordeuropa besucht. Mitarbeiter kontrollieren die Ausrüstung, beim Einchecken muss jeder unterschreiben, dass er die Tauchregeln in diesem anspruchsvollen Revier kennt.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 22. Mai 2025, 17:40 Uhr