Ist die Bremer Uni wieder auf dem Weg zur Exzellenz-Universität?

Zwei rot-weiße Transparente zur Exzellenzinitiative hängen am 18.06.2012 an der Fassade des Mehrzweckhauses der Universität Bremen.
Von 2012 bis 2019 konnte sich die Universität schon einmal mit dem Titel der Exzellenzuniversität schmücken. (Archivbild aus dem Jahr 2012). Bild: dpa | Ingo Wagner

Mehr Geld, mehr Renommee: In Bonn wird jetzt über die Bewerbung von zwei Bremer Forschungsprojekten als sogenannte Exzellenzcluster entschieden.

Die Uni Bremen bewirbt sich aktuell auf gleich zwei Exzellenzcluster der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), um Forschungsgelder einzuwerben. Die sogenannten Exzellenzcluster sind dafür da, Spitzenforschungsprojekte an staatlichen Universitäten zu finanzieren.

Die Ergebnisse gibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft ab 17 Uhr bekannt. Auch die Uni Oldenburg ist mit im Rennen. Das könnte für die Zukunft der beiden Hochschulen noch wichtig werden. "Wir sind zuversichtlich, dass die Universität auch in dieser Runde in der Exzellenzstrategie gefördert wird", sagt die Rektorin der Uni Bremen, Jutta Günther.

Projekt zum Ozeanboden stellt Fortsetzungsantrag

Mit dem Thema "Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde" stellt das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) einen Fortsetzungsantrag. Das Forschungsprojekt ist eines der 57 aktuellen Exzellenzcluster. Mit dem Antrag soll dieser Status um weitere sieben Jahre verlängert werden. Der Fortsetzungsantrag wird dieses Mal zusammen mit Forschenden der Uni Oldenburg gestellt, um die Kompetenzen der beiden Universitäten im Bereich der Meereswissenschaften zu bündeln. Auch das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ist daran beteiligt.

Das Projekt widmet sich den vielfältigen geologischen, chemischen und biologischen Prozessen, die – bisher weitgehend unerforscht – am Ozeanboden ablaufen. Dabei soll die Auswirkung dieser Prozesse auf die Weltmeere und das Klima untersucht werden.

Vom Ozean zum Mars

Von der Tiefsee geht es mit dem zweiten Antrag ins All. Im Projekt "Die Marsperspektive" begeben sich Forschende gedanklich auf den Mars. Dieses Szenario soll dazu anhalten, innovative Verfahren zu entwickeln, um aus extrem knappen Ressourcen Materialien und Bauteile zu produzieren.

Hintergrund der Forschung ist dabei nicht nur eine zukünftige Besiedlung des Mars, sondern auch die ganz aktuelle Frage, wie wir auf einem Planeten bauen und produzieren, dessen Ressourcen zusehends zu Neige gehen. Die Marsperspektive soll also als Gedankenspiel verstanden werden, um auch auf der Erde ressourcenschonend zu produzieren. Dieses Projekt ist neu.

Mehrere Millionen für die Universitäten

Die hinter der Förderung stehende DFG ist die wichtigste Forschungsförderorganisation Deutschlands. 2023 standen für ihre Aufgaben mehr als 3,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Gelder erhielt die Stiftung zu 69,7 Prozent vom Bund und zu 29,4 Prozent von den Ländern. Der Rest der Gelder – also 0,9 Prozent – stammte aus EU-Mitteln und privaten Spenden.

Die Uni Bremen hat für die beiden Projekte 54 Millionen Euro (Tiefsee) beziehungsweise 57 Millionen Euro (Mars) beantragt. Allerdings ist fraglich, ob es bei einer erfolgreichen Bewerbung tatsächlich am Ende so viel Forschungsgelder für die beiden Cluster geben wird. Insgesamt sollen in der kommenden Förderperiode laut Bremens Wissenschaftssenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) 70 Projekte Geld bekommen; dafür stehe gut eine halbe Milliarde Euro bereit.

Das ist wirklich ein richtiger Marathon gewesen bis hierher. Und jetzt drücke ich der Uni Bremen ganz doll die Daumen und hoffe, zwei positive Nachrichten mit nach Bremen bringen zu können.

Umwelt- und Wissenschaftssenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne)

Der Bewerbungsprozess laufe laut Moosdorf seit etwa zweieinhalb Jahren, die Uni Bremen hat es in die Finalrunde geschafft. Hier seien noch insgesamt 98 Bewerbungen übrig, von denen am Ende 70 als Exzellenzcluster ausgezeichnet werden.

Die Entscheidung über die Förderung trifft ein Gremium aus Wissenschaftlern und Fachpolitikern. Dazu gehört auch Moosdorf. Die Wissenschaftler treffen zunächst eine Vorauswahl und sortieren dabei Projekte aus, die ihrer Ansicht nach nicht als Exzellenzcluster ausgezeichnet werden sollten. Wissenschaftler und Politiker treffen dann gemeinsam die endgültige Entscheidung über die förderfähigen Projekte.

Warum Exzellenzuniversität?

Bewilligte Anträge bringen aber nicht nur Geld, sondern würden es der Uni gegebenenfalls auch ermöglichen, sich ab 2027 auf den Status einer Exzellenzuniversität zu bewerben. Auf diesen Titel können sich Universitäten mit zwei bewilligten Clustern bewerben oder aber Universitätsverbünde mit insgesamt drei Clustern.

"Die Universität beabsichtigt, sich im Verbund mit der Universität Oldenburg zu bewerben", sagt die Rektorin Günther. In Oldenburg laufen ebenfalls zwei Anträge auf Exzellenzcluster.

Bremer Uni von 2012 bis 2019 schon Titelträger

Dass die Uni Bremen den Titel Exzellenzuniversität gerne hätte, liegt wohl auch an ihrer Geschichte. Bereits 2012 bis 2019 galt sie als Exzellenzuniversität. Laut der Rektorin habe man den Titel verloren, weil die Anforderungen für eine Bewerbung gestiegen sind. Hatte es 2012 noch gereicht ein bewilligtes Exzellenzcluster und eine geförderte Graduiertenschule  – also eine Einrichtung, die Promovierende ausbildet und betreut – zu haben, brauchen Universitäten seit 2019 zwei Exzellenzcluster: "Das hat es für mittelgroße Universitäten schwerer gemacht, sich als Exzellenzuniversität zu bewerben", sagt die Rektorin.

Ohne Frage würde auch die Stadt Bremen eine erneute Auszeichnung als Exzellenzuniversität begrüßen. Zwischen 2012 und 2019 warben sowohl die Uni als auch die Stadt damit, die einzige Exzellenzuniversität im Norden zu sein. "Die Auszeichnung zur Exzellenzuniversität bringt neben der finanziellen Förderung nochmals Renommee an den Wissenschaftsstandort", sagt Ramona Schlee, Sprecherin des Wissenschaftsressorts.

Perspektiven für die Universität

Das es auch um Prestige geht, sieht Florian Walter vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) kritisch: "Wir sehen, dass die Exzellenzstrategie vor allem auf Prestige ausgelegt ist." Laut ihm brauche es eine andere Form der Wissenschaftsförderung: "Die Grundfinanzierung aller Universitäten muss erhöht werden. Aktuell hangeln sich die Unis nur von einem Antragsverfahren zum nächsten." Die langen Bewerbungsverfahren würden dabei wichtige Ressourcen binden: "Das Antragsverfahren ist enorm zeitaufwändig und die Arbeitsbelastung von Professoren und Professorinnen sowie wissenschaftlichen Mitarbeitenden ist schon ziemlich hoch. Kommt noch das Bewerbungsverfahren hinzu, leidet darunter die Lehre", sagt er.

Die Rektorin hält dem entgegen, dass sich Lehre und Studium durch zusätzliche Lehrveranstaltungen sogar noch verbessern würden. Mit Blick auf den damaligen Status als Exzellenzuniversität sagt sie: "Es wurden in verschiedenen Disziplinen neue Professuren geschaffen, die der Forschung und Lehre zugutegekommen sind."

Zudem habe die Förderung neue universitäre Strukturen ermöglicht, wie beispielsweise ein Zentrum zur Unterstützung von Promovierenden und Postdocs. Das Zentrum soll Nachwuchswissenschaftlern unter die Arme greifen und die Uni Bremen auf diese Weise für sie attraktiver machen.

Wie die Bremer Uni wieder den Exzellenz-Titel erreichen will

Bild: Radio Bremen
  • Neues Zentrum für Tiefseeforschung an Bremer Uni eröffnet

    Das MARUM gehört zu den wichtigsten Forschungseinrichtungen Deutschlands. Jetzt beziehen sie ein neues Gebäude an der Uni Bremen, in dem die Tiefseeforschung im Mittelpunkt steht.

Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 22. Mai 2025, 6:47 Uhr