Er prägte die Bremer CDU wie kein zweiter: Bernd Neumann wird 80
Bremer CDU-Politiker Bernd Neumann feiert 80. Geburtstag
Neumann war über Jahrzehnte das Gesicht der Bremer CDU und Kulturstaatsminister. Kein anderer Bremer hat eine vergleichbare politische Karriere hingelegt.
Als Flüchtling kam er 1945 nach Norddeutschland. Nach dem Abitur liebäugelte er mit der Schauspielerei. Stattdessen wurde Bernd Neumann Realschullehrer in Bremen-Vegesack. Schnell spielte die Politik eine immer größere Rolle in Neumanns Leben. Wegen Konrad Adenauer trat er mit 20 Jahren in die CDU ein. Zudem reizte ihn ein Stück weit der Oppositionsgeist: "Alle waren Sozis. Das fand ich langweilig. Alles zusammen führte mich dann dazu, dass ich in die CDU eintrat." Die Partei prägte er in Bremen wie kein Zweiter, war 29 Jahre lang Landesvorsitzender – das ist bundesweiter Rekord.
Wer in Bremen für die CDU wirkt, muss Kraft haben, er muss Ausdauer haben, muss bescheiden sein auch bezogen auf Erwartungshaltungen. Und trotzdem kämpfen.
Bernd Neumann

Seine Kampfzeiten nennt er rückblickend die Zeit in der Bremischen Bürgerschaft. Ein brillanter Redner, angriffslustig, scharfzüngig und gefürchtet. "Als ich hier in Bremen begann, war ich Oppositionsführer. Ich wollte die Genossen ablösen und habe dafür gekämpft. Und da flogen die Fetzen. Und da habe ich sicherlich auch das eine oder andere gesagt, was ich heute nicht mehr so formulieren würde", stellt Neumann rückblickend klar.
Dreimal trat er in den 70er und 80er-Jahren als Spitzenkandidat der Bremer CDU an. Dreimal verlor er gegen SPD-Bürgermeister Hans Koschnick. Aber der war gar nicht sein größter Gegner – sondern Henning Scherf. Der war in diesen Jahren sein ideologischer Gegenpart. Der langjährige SPD-Bürgermeister stand damals auf der Linksaußen-Seite. Dass sich sein Verhältnis zu Scherf später noch so veränderte, findet Bernd Neumann schon amüsant.
Scherf beschreibt Neumann als Schlitzohr
1995, als die CDU in Bremen schließlich mit der SPD regierte, war Neumann längst im Bundestag. Aber auch von dort regierte er aus dem Hintergrund mit. Sozialdemokraten wie der frühere Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD) und Ex-Bürgermeister Henning Scherf beschrieben ihn als einen Machtpolitiker, der manchmal ein bisschen schlitzohrig war. Aber wenn man Absprachen getroffen hatte, hielt er die auch ein.

Auch in Berlin wurde Neumann geschätzt. Helmut Kohl und Angela Merkel holten ihn beide in ihr Kabinett. Die Kanzlerin lobte ihn für seine Bodenständigkeit und ein Stück Ruhe und Gelassenheit. Das habe sie von ihm gelernt. Sein letztes Amt machte ihm am meisten Spaß: Staatsminister für Kultur. Die anfangs sehr skeptische Kulturszene war am Ende voller Lob für diesen Politprofi, der wusste, wie man sich Verbündete sucht und Geld locker macht. 2013, nach acht Jahren Amtszeit, war Schluss. Seitdem hat sich Bernd Neumann aus der Politik verabschiedet und kann zufrieden zurückschauen.
Wenn ich heute gefragt würde: "Würdest Du politisch alles nochmal machen?", würde ich uneingeschränkt Ja sagen.
Bernd Neumann
Abschied von der politischen Bühne bedeutet mehr Zeit für Familie und Freunde, für Hobbys wie Akkordeonspielen, Kino und Werder. Aber ganz ohne Amt ist Bernd Neumann nach wie vor nicht. Seit 2014 ist er Präsident der Filmförderungsanstalt. So habe er mehr Zeit für Bremen und für seine Familie. Und er ist froh, dass er auch noch etwas zu tun habe, das ihm nach wie vor Spaß bereitet. Seinen 80. Geburtstag feiert Bernd Neumann nur im kleinen Kreis. Die große Party fällt wegen Corona aus.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 6. Januar 2022, 19:30 Uhr