Kommentar

Streit um Polizeikosten: Die Politik muss Verantwortung übernehmen

Die DFL will den Polizeikosten-Streit bei Hochrisiko-Spielen auf Bremen begrenzen. Aber das darf nicht funktionieren, meint unser Autor Bastian Mojen.

Polizisten beim Spiel Werder gegen Hannover
Sind die Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen außergewöhnlich hoch, darf der Staat die Vereine zur Kasse bitten. Und muss das auch. Bild: dpa | Carmen Jaspersen

Die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga, deren Vertretung die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist, wollen mit der gesamten Diskussion um die Mehrkosten bei Hochrisiko-Spielen am liebsten nichts zu tun haben – und mit den Kosten noch weniger. Darum haben sie auf ihrer Mitgliederversammlung beschlossen, dass die DFL die Bescheide weiterreicht und Werder Bremen die Gebühren alleine tragen soll. Das ist unschön. Und zeigt ein Bild der professionellen Fußball-Welt, welches mit Fair Play wenig zu tun hat. Denn zahlt nur Werder für die Kosten, ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil.

Aber das eigentliche Problem liegt woanders. Es ist die Haltung der meisten Innenminister, die sich weigern, ebenfalls diese Kosten für entsprechende Spiele in ihren Ländern in Rechnung zu stellen. Die Gebührenbescheide an die DFL sind aber ein Muss. Und sie müssen auch in allen anderen Bundesländern gestellt werden. Denn das Bundesverwaltungsgericht hat den Ländern grundsätzlich das Recht zugesprochen, Gebühren für den Mehraufwand bei Hochrisikospielen von der DFL einzufordern. Im Sinne der Steuerzahler ist es deswegen die Pflicht der Regierungen, diese Gelder auch von den Wirtschaftsunternehmen des deutschen Profifußballs einzutreiben. Und zwar in ganz Deutschland.

Bevölkerung hat mehr Verstand als die Politik

Handeln die Regierungen nicht entsprechend, schenken sie der DFL die zusätzlichen Sicherheitsleistungen. Das sind millionenschwere Subventionen für den hochprofitablen Fußballzirkus mit seinen rund 4,4 Milliarden Euro Jahresumsatz. Nicht nur in Bremen könnten mit dem Geld Schwimmbäder betrieben und Erzieherinnen bezahlt werden. Das sehen wohl auch 90 Prozent der Deutschen so. In einer repräsentiven Umfrage des WDR zum Thema stimmten sie jedenfalls dafür, die Vereine und die DFL an den Kosten zu beteiligen. Aber leider sieht das außer Roger Lewentz (SPD) in Rheinland-Pfalz derzeit keiner von Ulrich Mäurers (SPD) Innenminister-Kollegen so.

Es bleibt zu hoffen, dass Bremens Innensenator bei der laufenden Innenminister-Konferenz in Lübeck weitere Mitstreiter für seine Sachen gewinnen kann. Denn dort will Mäurer für die Kostenbeteiligung der Vereine werben und seinen Plan für einen Solidarfonds vorstellen, mit dem die Kosten verteilt werden sollen. Aber das Hoffen darauf, dass dieser Plan auch schon umgesetzt wird, dürfte vergebens sein. Denn die Konferenz muss immer einstimmig beschließen. Und der Widerstand der Steuergeldverschenker in den Innenministerien der meisten Länder ist dem Vernehmen nach ungebrochen.

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Autor

  • Bastian Mojen
    Bastian Mojen

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 3. Dezember 2019, 18:06 Uhr

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