Ernüchterung statt Pokal-Überraschung für Werders Tischtennis-Asse

Werders Tischtennis-Coach Tamas: "Wir waren krasse Außenseiter"

Bild: Imago | Patrick Wichmann

Obwohl einer von Neu-Ulms Star-Spielern nicht eingesetzt werden durfte, schieden die Bremer mit 0:3 im Achtelfinale aus. Werders Topstar Falck kassierte einen Tiefschlag.

Um 18:22 Uhr wurde es ein bisschen unruhig am Schiedsrichter-Tisch. Die Trainer von Werder Bremen und dem TTC Neu-Ulm reichten gut eine halbe Stunde vor Spielbeginn ihre Aufstellungsbögen ein – und bei den Gästen aus Bayern war ein Name durchgestrichen: Lin Yun-Ju.

Der Weltranglistensiebte war zwar in der Halle, hatte sich auch mit seinen Teamkollegen eingespielt. Doch mitspielen durfte der Taiwanese nicht, er hatte kurzfristig keine Spielerlaubnis für dieses Pokal-Achtelfinale bekommen. Offenbar fehlten bestimmte Papiere.

Das war schon sehr merkwürdig und der Entscheidung kann ich auch nicht folgen, weil er für uns vor zwei Wochen noch in der Champions League gespielt hat. Da war bei uns natürlich Unruhe im Team.

Neu-Ulm-Profi Dimitri Ovtcharov im Sportblitz

Sidorenko statt Lin

Werders Tischtennis-Trainer Cristian Tamas während einer Auszeit im Gespräch mit Spieler Mattias Falck.
Musste Mattias Falck (links) kurzfristig auf einen anderen Gegner einstellen: Werder-Coach Cristian Tamas. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Das wirbelte auch Werders taktische Planung ein bisschen um, denn erst jetzt erfuhr Bremens Topstar Mattias Falck, dass er eben nicht gegen Lin spielen würde, auch nicht gegen den Weltranglistensechsten Truls Möregardh oder Dimitri Ovtcharov, die Nummer zehn der Welt. Stattdessen hieß sein Gegner nun Wladimir Sidorenko, 146. der Welt.

Und schon keimte Hoffnung bei den 300 Fans der Grün-Weißen in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle auf – war hier doch der große Pokal-Coup für Werder möglich?

Falck vergibt fünf Matchbälle

Es sah zumindest nach einem sehr vielversprechenden Start für die Bremer aus. Falck legte gegen den Russen souverän los, es entwickelte sich eine Partie mit teils spektakulären Ballwechseln. Oft mit dem Punkt für Werders Doppel-Weltmeister. Falck verlor den zweiten Satz mit 11:13, übernahm dann aber wieder die Kontrolle.

Beim Stand von 10:8 im vierten Satz hatte Falck seinen ersten Matchball. Sidorenkos Gegenwehr riss jedoch nicht ab, der letzte Punkt wollte dem Schweden einfach nicht gelingen. Fünf Matchbälle konnte Falck nicht nutzen, gab den Satz noch mit 15:17 ab.

Bester Ballwechsel: So spektakulär punktet Falck im Tischtennis-Pokal

Bild: Radio Bremen

"Ich hatte so viele Chancen"

Werders Tischtennis-Profi Kirill Gerassimenko fixiert beim Aufschlag den hochgeworfenen Ball.
Auch Kirill Gerassimenko konnte in seinem Match gegen Vizeweltmeister Truls Möregardh nicht viel ausrichten. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Die Halle trieb Falck weiter an, doch das Momentum kippte in Richtung Sidorenko. Drei Matchbälle des Russen wehrte Falck furios ab, doch der letzte Vorhandfehler war einer zuviel.

10:12 im fünften Satz – welch ein Tiefschlag für Falck selbst, für das Team, diese Niederlage tat richtig weh.

Das war richtig hart. Ich habe das Match im zweiten Satz verloren. Nach dem 6:6 habe ich vier leichte Rückhandfehler gemacht und ihn ins Spiel gebracht. Ich hatte so viele Chancen.

Werder-Profi Mattias Falck im Sportblitz

Der Schock saß tief bei den Bremern und irgendwie war die Luft raus. Marcello Aguirre mühte sich redlich gegen Ovtcharov, aber der Olympia-Dritte spielte durchweg auf sehr hohem Niveau und gewann mit 3:0.

Ovtcharov erleichtert

Auch Kirill Gerassimenko wehrte sich danach, konnte gegen Vizeweltmeister Truls Möregardh aber wenig ausrichten. Auch hier blieb es eine glatte Niederlage, die mit 0:3 das Pokal-Aus der Bremer besiegelte.

Dass Sidorenko gleich Werders Spitzenspieler Falck schlagen konnte, hat uns natürlich den Weg geebnet. Mattias ist stark drauf. Wenn er gewinnt, ist der Druck auf uns deutlich höher. Dann käme es nochmal zum Duell zwischen Mattias und mir und beim Doppel weiß man nie. Wir sind froh, dass es so gelaufen ist.

Neu-Ulm-Profi Dimitri Ovtcharov im Sportblitz

Nächster Werder-Dämpfer: Pletea positiv

Bei Werder hingen die Köpfe, man hätte den starken Gegner gerne ein bisschen mehr geärgert.

Vor dem Spiel waren wir krasser Außenseiter. Nachdem Lin nicht spielen durfte, waren wir immer noch Außenseiter. In so einem Spiel muss man die Chancen nutzen. Das haben wir nicht geschafft. Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir es nicht geschafft haben, die Partie enger zu gestalten und sie mehr unter Druck zu setzen.

Werder-Trainer Cristian Tamas im Sportblitz
Werders Tischtennis-Profi Cristian Pletea im Seitenprofil, während er auf seinem Schläger einen Ball auftippen lässt.
Konnte Werder im Pokal nicht helfen: Neuzugang Cristian Pletea wurde am Freitag positiv auf das Coronavirus getestet. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Auch bei den Bremern fehlte ein Name in der Aufstellung, Cristian Pletea hatte in der Nacht ein positives Ergebnis vom PCR-Test zurückbekommen. So fällt die Team-WM in China für den 21-jährigen Rumänen flach. Und die übrigen Werder-Spieler bangen noch, ob sie in den nächsten Tagen wohl negativ bleiben.

SV Werder Bremen – TTC Neu-Ulm 0:3

Mattias Falck – Wladimir Sidorenko 2:3 (11:8, 11:13, 11:3, 15:17, 10:12)
Marcelo Aguirre – Dimitrij Ovtcharov 0:3 (7:11, 3:11, 10:12)
Kirill Gerassimenko – Truls Möregardh 0:3 (6:11, 9:11, 8:11)

Ovtcharov nach Pokal-Sieg in Bremen: "Härter, als das Ergebnis zeigt"

Bild: Radio Bremen

Mehr zum Thema:

Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 25. September 2022, 19:30 Uhr