Mit Koffein und Kampfgeist: Werders Tischtennis-Asse überrollen Fulda

Mit einer furiosen Leistung und einem 3:0 hat der Bremer Bundesligist am Montagabend den dritten Saisonsieg geholt. Das Team um Falck scheint bereit für den Pokal-Hammer.

Es war ein Abend wie im grün-weißen Rausch. Oder besser gesagt, wie im Koffein-Rausch. Das Team von Werder Bremen lieferte in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle einen furiosen Auftritt mit dem 3:0-Sieg gegen Fulda-Maberzell – dabei waren die Bremer Spieler eigentlich stehend K.o.

"Es ging nur mit Red Bull, diversen Tassen Kaffee und wir mussten gucken, wer wann irgendwo zwischendurch schlafen kann", erzählte Werder-Coach Cristian Tamas im Gespräch mit butenunbinnen.de.

Falck kam mit dem Nachtflieger aus Kasachstan

Werders Tischtennis-Profi Mattias Falck spielt mit weit augebreiteten Armen ein Rückhandschlag.
Werders Topstar Mattias Falck zeigte trotz wenig Schlag eine sehr starke Leistung gegen Alexandre Cassin. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Seine vier Spieler hatten in der vergangenen Woche beim WTT-Turnier in Kasachstan gespielt – und Werders Topstar Mattias Falck war als Letzter mit dem Nachtflug erst am Montagmorgen um 11 Uhr in Bremen gelandet, nachdem er sonntags das Doppelfinale mit Anton Källberg knapp verloren hatte.

"Ich habe etwas in Flieger geschlafen und dann nach dem Mittagessen nochmal drei Stunden", erzählte Falck im Gespräch mit butenunbinnen.de, "aber ich habe mich jetzt tatsächlich besser gefühlt als ich dachte." So gut, dass Falck endlich die Revanche gegen Alexandre Cassin gelang.

Falcks Revanche geglückt: "Sieg fühlt sich gut an"

Zwei Mal hatte Werders Vizeweltmeister von 2019 zuvor in der Liga gegen Cassin verloren. Aber schlimmer war, dass der Franzose ihm im vergangenen November das vorzeitige WM-Aus mit 7:11 im siebten Satz beschert hatte. Nun fegte Falck Cassin mit 3:0 von der Platte.

Und das lag nicht daran, dass Fuldas Nummer zwei vor der Partie vor der Halle noch eine geraucht hatte. "Er ist unheimlich fit, aber dieses Mal habe ich ein sehr gutes Match gespielt und ihn komplett unter Druck gesetzt", freute sich Falck, "der Sieg fühlt sich gut an."

"Marcello hat fantastisch gespielt"

Werders Tischtennis-Profi Marcello Aguirre mit verbissenem Gesichtsausdruck bei einem Rückhandschlag.
Marcello Aguirre sicherte Werder mit dem Sieg über Quadri Aruna den zweiten Punkt. Bild: Imago | Patrick Wichmann

Werder führte also mit 1:0 gegen das Team, gegen das die Bremer in der vergangenen Saison beide Duelle verloren hatten. Doch dies war der Abend der Grün-Weißen. Tamas setzte Marcello Aguirre an Position zwei, der musste nun gegen den Weltrangslisten-15. Quadri Aruna ran – und auch der Paraguayer bot mitreißendes Tischtennis.

Die 250 Zuschauer raunten immer wieder begeistert auf, johlten und applaudierten für die teils spektakulären Ballwechsel, die ihnen die Spieler am Tisch boten. Aguirre kann hochkarätige Gegner schlagen, oftmals scheitert er aber knapp. Dieses Mal drehte er die enge Partie, wurde auch beim 7:7 im fünften Satz nicht nervös. Angepeitscht von seinen Teamkollegen und der Halle holte Aguirre mutig zwei Matchbälle – und hatte den ersten Saisonsieg gegen einen Topspieler in der Tasche. "Das war ein so wichtiger Sieg für Marcello, er hat fantastisch gespielt", lobte Falck.

"Die Jungs waren am Limit"

Werders Tischtennis-Profi Kirill Gerassimenko in Aktion bei einem Vorhandschlag.
Starke Leistung von Kirill Gerassimenko gegen Ruwen Filus, der mit dem Rückenwind eines Turniersieges nach Bremen kam. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Nun war es an Kirill Gerassimenko, den entscheidenden dritten Punkt für Werder zu holen. Ihm gegenüber stand Ruwen Filus – der hatte mit Falck im Nachtflieger aus Kasachstan gesessen. Denn der 34-Jährige drehte im Finale gegen den Weltranglistensiebten Lin Yun-Ju sensationell einen 0:3-Satzrückstand noch zum 4:3-Sieg und kam zwar müde, aber mit breiter Brust nach Bremen.

Gerassimenko aber machte kurzen Prozess mit dem Defensivspieler, Filus unterlag zum dritten Mal Werders Nummer zwei. Mit wild entschlossenem Offensivspiel setzte er Filus immer wieder zu, spielte unerschrocken bis zum Schluss. Das rasante 3:0 bescherte auch Werder das 3:0, die Halle stand Kopf. Der dritte Sieg im vierten Spiel – Werders Team funktioniert.

Es war eine sehr gute Leistung von den Jungs. Wir haben heute alle Kräfte für dieses Spiel gebündelt, die Jungs waren am Limit. Aber sie haben eine gute Mentalität, die Mannschaft funktioniert.

Werder-Trainer Cristian Tamas bei butenunbinnen.de

Nur einen Tag Pause kann sich das Team nun gönnen, dann geht die Vorbereitung auf den Pokal-Kracher am Freitagabend um 19 Uhr gegen Neu-Ulm los – dann bekommt es Werder mit den drei Top-Ten-Spielern Truls Möregardh, Lin Yun-Ju und Dimitri Ovtcharov zu tun. Die Bremer sollten ihren Kaffee am Freitag also lieber extra stark trinken.

SV Werder Bremen – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 3:0

Mattias Falck – Alexandre Cassin 3:0 (11:3, 11:5, 11:4)
Marcelo Aguirre – Quadri Aruna 3:2 (11:8, 7:11, 7:11, 11:7, 11:8)
Kirill Gerassimenko – Ruwen Filus 3:0 (11:9, 11:6, 11:5)

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 20. September 2022, 7 Uhr