Hintergrund

Wie Norddeutschlands Fußballverbände Gewalt unter Fußballern bestrafen

Ein Torwart liegt nach einem Foulspiel verletzt am Boden. Schiedsrichter, Sanitäter und ein Spieler stehen daneben.
Nur ein Foul? Gewalt auf dem Fußballplatz ist ein Thema, mit dem sich alle Landesverbände regelmäßig auseinandersetzen müssen. Bild: dpa | foto2press/Manfred Heyne

Lange Sperren für Tritte und Schläge: Der Bremer Fußball-Verband greift gegen gewalttätige Spieler durch. Doch: Gibt es auch Strafprozesse? Und was machen andere Verbände?

Ein Spieler ist jetzt für zehn Jahre gesperrt, ein anderer für acht, wieder welche für mehr als zwei Jahre: Das Sportgericht des Bremer Fußball-Verbands hat nach der Schlägerei zwischen Kreisliga-Fußballspielern des Bremer SV und Bremen United vom 1. März dieses Jahres hart durchgegriffen. Endgültig vom Tisch ist die Sache damit nicht. Das sollte man zu den Vorfällen wissen:

Gelten die mehrjährigen Sperren für die Gewalttäter nur für das Land Bremen?

Nein. Die Sperren gelten für die gesamte Bundesrepublik, sagt Oliver Baumgart, Sprecher des Bremer Fußball-Verbands (BFV). Anders gesagt: Die gesperrten Spieler können die Strafe nicht umgehen, indem sie sich beispielsweise einfach einen neuen Verein in Niedersachsen suchen.

Gab es in anderen Verbänden schon ähnlich hohe Strafen für gewalttätige Fußballspieler, oder ist der Bremer Fußball-Verband mit seinem Urteil ein Vorreiter?

Nein, ein Vorreiter ist der Bremer Fußball-Verband mit den mehrjährigen Sperren nicht. So können etwa in Hamburg Fußballer, die gewalttätig geworden sind, sogar lebenslang gesperrt werden. Und das ist auch schon vorgekommen, teilt Karsten Marschner, Geschäftsführer des Hamburger Fußball-Verbands, mit.

Auch in Niedersachsen sind lebenslange Sperren für gewalttätige Fußballer möglich – und auch schon verhängt worden, wie Manfred Finger, Sprecher des Niedersächsischen Fußballverbands mitteilt. Allerdings müsse ein Kreis beziehungsweise ein Sportgericht den lebenslangen Ausschluss des betreffenden Spielers beim Verband beantragen. Dann entscheide das Präsidium darüber. Regulär liege die höchstmögliche Sperre in Niedersachsen bei einem Jahr.

Generell ist das Strafmaß, das die einzelnen Verbände für ihre Sportgerichte vorsehen, höchst unterschiedlich. So liegt die höchstmögliche Strafe beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband bei einer zweijährigen Sperre, sagt Sprecher Tim Cassel. Auch in Bremen lag die Höchststrafe lange Zeit bei einer zweijährigen Sperre. Erst im Jahr 2022 habe man sie auf maximal zehn Jahre erhöht, so BFV-Sprecher Oliver Baumgart.

Haben die Gewalttaten der Fußballer vom BSV und von Bremen United neben den sportrechtlichen auch strafrechtlich Konsequenzen?

Das Verfahren vor dem Sportgericht des Bremer Fußballverbands ist völlig unabhängig von möglichen strafrechtlichen oder zivilrechtlichen Verfahren, sagt Oliver Baumgart, Sprecher des Bremer Fußball-Verbands. Tatsächlich hat die Polizei Bremen, wie Sprecherin Franka Haedke mitteilt, strafrechtliche Ermittlungen gegen die Übeltäter vom 1. März eingeleitet: wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung. Noch dauern die Ermittlungen an.

Dazu erklärt Haedke: "Unsere Ermittlungen werden unabhängig von einem Sportgericht geführt. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es im Vorfeld dieses Vorfalls auch schon strafrechtliche Ermittlungen parallel zum Sportgericht gab."

BFV-Sportgericht verhängt Urteile zu Gewaltvorfall

Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. April 2024, 19.30 Uhr