Fragen & Antworten
Wie Werften aus Bremen und umzu der chinesischen Konkurrenz trotzen
Trotz harter Konkurrenz aus China boomt die deutsche Schiffbaubranche, besonders im Marinesektor. Werften in Bremen und Bremerhaven halten auch dank Innovationen mit.
Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, die lahmende Wirtschaft wieder ins Laufen zu bringen. Doch eine Branche meldet nun: Uns geht es bereits gut. Und zwar die Schiffbauindustrie und Unternehmen aus dem Bereich Meerestechnik. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), der diese Branche repräsentiert, spricht von einem Rekordauftragseingang im vergangenen Jahr. Die Auftragsbücher seien voll, sowohl bei militärischen und zivilen Schiffen als auch bei Anlagen für die Offshore-Windenergie.
Wieso ist die Lage bei den Unternehmen der Schiffbaubranche so gut?
Einerseits boomt laut dem VSM der Marineschiffbau, also die Aufträge für die Bundeswehr oder andere staatliche Auftraggeber. Das ist auch auf die schwierige geopolitische Weltlage mit den vielen Konflikten zurückzuführen. Aber auch bei zivilen Aufträgen gibt es demnach eine starke Nachfrage – insgesamt seien Neubauten im Wert von fast 11 Milliarden Euro geordert worden.
Zu den Gründen für die gute Lage heißt es vom Schiffbauerverband, dass sich Faktoren wie gestörte Lieferketten oder gestiegene Materialkosten durch die Inflation zuletzt wieder stabilisiert hätten. Und auch die Energiewende spielt demnach eine wichtige Rolle: weil viele Bauten für Offshore-Windparks gebraucht werden.
Im Bereich Offshore-Windkraft und Schiffbau ist die Konkurrenz aus China groß – wie kommen die deutschen Unternehmen damit klar?
Die Konkurrenz aus China ist laut VSM ein zunehmend größeres Problem. Der Verband spricht angesichts der chinesischen Mitbewerber von einem mittlerweile "erdrückenden Ausmaß". Allein im Bereich ziviler Schiffsneubauten hätten die Werften in China in den letzten 20 Jahren zwei Drittel aller Aufträge an Land gezogen.
Deshalb fordert der Verband mehr politische Unterstützung, etwa schlankere und schnellere Vergaben von öffentlichen Aufträgen. Das Pfund, das deutsche Schiffsbauer und die maritime Wirtschaft mitbringen, ist ihr Know-how. Die Stärke hierzulande liegt im hochkomplexen Spezialschiffbau, bei Yachten, Forschungsschiffen oder militärischen Schiffen.
In der Region gibt es einige dieser spezialisierten Werften und Zulieferer – wie ist dort die Stimmung?
In Bremerhaven gibt es die Rönner-Gruppe, zu der gehören die Lloyd-Werft und auch die Bredo-Werft. Mit deren Auslastung ist Geschäftsführer Thorsten Rönner zufrieden.
Ich kann sagen, dass die Auftragslage bei uns in der Gruppe, aber auch insbesondere bei der Lloyd und Bredo, gut war. Wir haben gerade bei der Bredo eine kleine Delle, aber das ist eigentlich normal.
Thorsten Rönner, Schiffbau-Unternehmer
Die Bredo-Werft kümmert sich um Reparaturen von Schiffen, hatte letztes Jahr zwei Fregatten und Kreuzfahrtschiffe da. Derzeit sind allerdings noch Kapazitäten frei, es gibt also keine Rekordaufträge.
Mit der Lage bei der Lloyd-Werft ist Rönner aber komplett zufrieden. Vor allem ist er hoffnungsvoll, denn die Werft will künftig in den Bau von Konverter-Stationen einsteigen. Das sind Umspannwerke für die Windparks auf hoher See. Davon werden in den nächsten Jahren im Zuge der Energiewende in ganz Europa einige gebraucht. Sollte die Lloyd-Werft hier tatsächlich zum Zuge kommen, wäre das ein Milliardengeschäft und eine gute Nachricht für Bremerhaven.
Die Energiewende ist die eine große Zukunftschance für die maritime Branche – wie sind die Rüstungsaufträge in der Region?
Die Lürssen-Werft in Lemwerder könnte von der angekündigten "Zeitenwende" der Bundesregierung profitieren – und damit von den Milliarden Euro, die dort investiert werden sollen. Bei Lürssen werden schon jetzt Korvetten, Fregatten und andere Schiffe für die Bundeswehr gebaut. Die Aufträge, die aktuell da sind, sind einem Sprecher zufolge aber noch vor der Zeitenwende vergeben worden. Denn die Vorlaufzeit für solche Bauten ist lang.
Ein Sprecher der Werft sagt, dass sich das Unternehmen bereits auf mögliche neue Marineaufträge vorbereitet habe. An allen Standorten seien 400 neue Mitarbeiter eingestellt worden, und auch in Lemwerder werde investiert; dort entstehen neue Büros. Doch ob und wann neue Aufträge für die Bundeswehr kommen, ist unklar. Die IG Metall Weser-Elbe ist deshalb auch noch zurückhaltend und sagt: Erst wenn diese Aufträge wirklich hier in der Region ankommen, bedeuten sie zusätzliche Arbeit.
Wie die Lloyd Werft auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben möchte
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 20. Mai 2025, 16:35 Uhr