Handynacken & Smartphone-Daumen: Was die Digitalisierung mit uns macht

Eine Frau hält in der rechten Hand ihr Smartphone, mit der anderen fasst sie sich in den Nacken.
Die oft schlechte und nach unten gerichtete Haltung belastet die Nackenmuskulatur übermäßig. Bild: dpa

Wischen, scrollen, klicken – unsere digitale Lebensweise geht auf die Gelenke! Physiotherapeutin Daniela Kalberlah gibt Tipps gegen Beschwerden.

Vor allem Daumen, Nacken und Handgelenke leiden unter der digitalen Lebensweise. Menschen berichten von Schmerzen und Überlastung im Daumenbereich aufgrund von häufigem Swipen und Tippen.

Der Daumen ist evolutionär vor allem zum Greifen da, häufiges Tippen führt zu ungewohnten Bewegungen und verursacht im schlechtesten Fall Entzündungen in der Daumensehne.

Das Symptom des "Handynackens"

Eine Person tippt auf dem Handy - Nahaufnahme.
Mit jeder Wischbewegung über das Smartphone setzen wir unsere Gelenke einer stetig wachsenden Belastung aus. Bild: Imago | Westend61

Neben den Daumenproblemen tritt auch vermehrt die Problematik des "Handynackens" auf. Der häufige Blick nach unten aufs Smartphone oder auf den Computer kann zu Schmerzen und Verspannungen im Nackenbereich führen. Einseitige Bewegungen belasten die Halswirbelsäule - das kann zu langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

Physiotherapeutin Daniela Kalberlah vom Klinikum Bremen-Nord ist auf die gesundheitlichen Folgen von Handy- und Computernutzung spezialisiert. Sie zeigt effektive Übungen, um die Nackenmuskulatur nach einem langen Tag vor dem Bildschirm zu entspannen und zu kräftigen. Schon 10-15 Sekunden pro Übung und ein paar Wiederholungen reichen aus.

Diese Übung hilft bei einem "Handynacken"

Bild: Radio Bremen

Die Beschwerden kommen aber selten ausschließlich durch die Smartphone- und Computernutzung. Kalberlah betont, dass die Ursache auch wo anders liegen kann. Auch alltägliche Belastungen und Bewegungsmuster spielen eine entscheidende Rolle.

Ein Bauarbeiter ohne Computerbezug kann ebenso von ähnlichen Problemen betroffen sein, weil er vielleicht den Zementsack und die Schubkarre so und so hält oder trägt.

Daniela Kalberlah, Physiotherapeutin am Klinikum Bremen-Nord

Jugendliche und Büroarbeitende im Fokus

2 Teenager auf dem Sofa tippen auf ihren Handys.
Gegen die Beschwerden ständiger Handynutzung hilft vor allem Bewegung. Bild: dpa | Zacharie Scheurer

Trotz der unterschiedlichen Ursachen lassen sich Kalberlahs Patienten in zwei Gruppen einteilen – eine 50/50-Verteilung, wie sie es formuliert. Sowohl Menschen im Büro als auch Jugendliche sind gleichermaßen von den gesundheitlichen Auswirkungen betroffen.

Tipps für die richtige Bewegung

Die entscheidende Lösung für auftretende Probleme liegt in der richtigen Bewegung. Dies betrifft nicht nur die Prävention, sondern auch die Schmerzlinderung. Ergotherapeut Emmo Weihe im Klinikum Bremen-Nord setzt hier an: Knetübungen gegen den sogenannten "Smartphone-Daumen", die bei ihm im Krankenhaus in einem Kiesbecken ausgeführt werden, lassen sich leicht zu Hause nachmachen. Dafür einfach eine Schüssel mit lauwarmem Wasser füllen und darin kneten.

Diese Übung hilft bei Daumenschmerzen durch Scrollen

Bild: Radio Bremen

Weihe rät zudem dazu, das Handy so oft wie möglich beiseitezulegen. Wer das nicht möchte, sollte sich aber zumindest regelmäßig bewegen. Außerdem könne es helfen beide Daumen zu nutzen oder auch mal mit den anderen Fingern zu tippen, um Entlastung zu schaffen.

Man kann zum Beispiel mal eine SMS im Stehen schreiben. Im Stehen hat das Handgelenk einfach sehr viel bessere Bewegungsfähigkeiten und belastet nicht so massiv, als wenn ich so sitze und in einer festen, statischen Haltung bin.

Emmo Weihe, Ergotherapeut im Klinikum Bremen-Nord

Ob im Büro oder in der Freizeit – die richtige Bewegung und gezielte Übungen können dazu beitragen, die körperlichen Auswirkungen der Digitalisierung zu minimieren und einem Handynacken sowie einem Smartphone-Daumen vorzubeugen.

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Autorin

  • Finja Böhling
    Finja Böhling Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 07. Februar, 19:30 Uhr