Bremens Bauunternehmer und Mäzen Klaus Hübotter stirbt mit 92 Jahren

Die Stadt Bremen trauert um einen ihrer Ehrenbürger. Seine Bauten prägen bis heute das Bremer Stadtbild – und das obwohl etliche abgerissen werden sollten.

Eine stromlinienförmige Karriere mitten in den Kern der geachteten Bremer Bürger war Klaus Hübotter nicht vergönnt. Immerhin konnte er in seiner Vita sogar einige Monate Untersuchungshaft vorweisen – aus politischen Gründen. Als ihm im Herbst 2010 dann die Ehrenbürgerschaft zuerkannt wurde, zeigte Hübotter sich daher in einem Gespräch mit Radio Bremen durchaus demütig:

Ich sehe die Verleihung nicht als eine Art Preisverleihung. Ich sehe sie mehr als Übertragung einer ganz erheblichen Verpflichtung Bremen gegenüber. Worüber ich sehr froh bin, dass mir diese Ehrenbürgerschaft verliehen wird – wegen, aber auch trotz meines bekannten Lebensweges.

Klaus Hübotter

Ein Jurist mit Gefängniserfahrung

Hübotter war stets ein politischer Mensch. Er startete ganz links, weil er sich – wie er sagte – "wie jeder anständige Mensch eine friedliche und klassenlose Gesellschaft" wünschte. Um diesen Gedanken in die Welt zu tragen, gründet er 1955 den linken Studenten-Kurier, aus dem später die Zeitschrift "Konkret" wurde. Es habe ihn gereizt, mit Hilfe von Marx’ Theorien ein Arbeiterparadies auf Erden zu schaffen.

Das brachte dem gelernten Juristen schließlich Knasterfahrung ein. In Tübingen war er zu Beginn seines Studiums in die Kommunistische Partei (KPD) eingetreten und wurde Funktionär der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die 1951 verboten wurde. Das war aber kein Grund "ordentlich weiter zu machen" und führte dazu, dass Hübotter verhaftet und zu 18 Monaten Haft verurteilt wurde, von denen er nur neun Monate absitzen musste.

Verbittert haben ihn diese Erfahrungen nicht, denn in West wie Ost wurden damals politisch unliebsame Personen verhaftet. Politisch frustriert hat ihn dann erst viel später im Alter die Einsicht, dass "die Menschen für dieses Paradies nicht geschaffen sind. Das Paradies gibt es wirklich eben nur im Paradies und nicht auf Erden."

Viele historische Bauten gerettet

Berufung und Erfüllung fand Hübotter dann als Bauunternehmer. Zahlreich sind die Objekte, durch die er Spuren in der Stadt hinterlassen hat. Neben neuen Mietwohnungsbauten sind es Gebäude, deren Abriss fast schon beschlossene Sache war und denen Hübotter dann mit einem umfassenden und zumeist überraschenden architektonischen und inhaltlichen Konzepten eine Zukunft gab. Und: Die heute als Meilensteine der Stadtentwicklung gelten.

Er rettete einen Teil des Bremer Schachthofes und etablierte dort ein Kulturzentrum. Der Speicher 11 im Überseehafen wurde zum neuen Standort der Kunsthochschule, des Hafenmuseums und weiterer Einrichtungen. Dem ehemaligen Sendessaal von Radio Bremen hauchte er neues Leben ein, in einem der ältesten Häuser Bremens etablierte er das "Haus der Wissenschaft". Und das erste Kaufhaus Deutschlands verwandelte er Jahrzehnten später in die Heimat der Bremer Volkshochschule.

Routine kam da nicht auf, wenngleich es immer einen roten Faden gegeben habe. "Die Arbeit muss einen gewissen Sinn haben.", sagte Hübotter. Zwar würde er nicht gern Kasernen bauen. Aber wichtig sei, dass "auch der Inhalt der Dinge, mit denen wir uns beschäftigen, stimmen muss." Da blitzt noch immer Hübotters politische Grundhaltung durch:

Bauen ist für uns mehr als Geld verdienen und produzieren.

Klaus Hübotter

Spät verwirklichte er seine lyrische Ader

Dabei hätte auch ein Schriftsteller aus ihm werden können. Schon mit 20 Jahren schrieb er seine ersten Gedichte. Und es kamen über die Jahre viele und gute hinzu. Diesem Berufsweg aber stand dann doch das Geld-Verdienen im Wege, sonst wäre er lieber Schriftsteller geworden. Tausende Verse verfasste Hübotter, viele lange, aber auch sehr viele Zweizeiler. Einer klingt, als habe er ihn in Erwartung seiner Ehrenbürgerschaft als Mahnung an sich selbst geschrieben:

Dank und Lob.
Erwarte Dir im Leben nie Dankbarkeit noch Lob.
Doch will man sie Dir geben, dann freue Dich darob.

Klaus Hübotter

Bremer Bauunternehmer und Ehrenbürger Hübotter ist tot

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Weingärtner Sven
    Sven Weingärtner Redakteur und Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. Juni 2022, 19:30 Uhr