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Das bedeutete das Karstadt-Aus für Bremerhaven – und so geht es weiter

Menschen gehen vor einem großen blauen Gebäude entlang.

Das bedeutete das Karstadt-Aus für Bremerhaven – und so geht es weiter

Bild: Radio Bremen | Sonja Harbers

Die drohende Schließung der Bremer Karstadt-Filiale schockiert viele. In Bremerhaven ist Karstadt schon lange dicht. Was hatte das für Folgen? Und wie geht es weiter?

1929 wurde Karstadt in Bremerhaven eröffnet. Damals stand das Warenhaus noch dort, wo sich heute der Haupteingang zum Columbus-Center befindet. Seit mehr als zwei Jahren aber ist die Bremerhavener Karstadt-Immobilie verwaist. Im Dezember 2020 schloss das Warenhaus für immer. Ein großer Schock für viele Bremerhavener. Wie hat sich die Innenstadt seitdem verändert? Und was passiert nun mit dem leer stehenden Gebäude? Eine Bestandsaufnahme.

Was bedeutete das Karstadt-Aus für die Innenstadt?

Nicht nur Karstadt, sondern auch die Läden in der Hafenpassage zwischen dem ehemaligen Kaufhaus und dem Columbus-Shoppingcenter mussten vor rund zwei Jahren schließen, da sie sich in die Räume der Karstadt-Immobilie eingemietet hatten, darunter der Drogeriemarkt DM, ein Teeladen und ein Asia-Imbiss. Insgesamt 16 Läden standen ab Januar 2021 in der ehemals zu Karstadt gehörenden Passage leer. Hinzu kam die Corona-Krise, die etliche weitere Ladenbetreiber in der Innenstadt zum Aufgeben zwang. Zahlen gibt es keine, aber spricht man mit Passanten und verbliebenen Ladenbesitzern, sind die sich einig, dass durch das Fehlen des großen Kaufhauses Karstadt und den damit verbundenen weiteren Schließungen auch weniger Kunden in die Innenstadt kommen.

Blick in eine überdachte Ladenpassage.
Rechts sind die Schaufenster der ehemaligen Karstadt-Filiale abgeklebt. Links beleben aber zumindest ein paar Pop-up-Stores die Hafenpassage. Bild: Radio Bremen | Mirjam Benecke

Was passiert nun mit dem Gebäude?

Im September 2021 hat die Stadt Bremerhaven den Karstadt-Komplex für 15 Millionen Euro von einem Immobilienfonds gekauft, dem zweiten Besitzer nach der Schließung des Kaufhauses. 12,5 Millionen Euro übernahm das Land. Die Stadt will das Gebäude abreißen lassen. In einer Pressekonferenz präsentierte ein Architekt damals erste Ideen, darunter eine Markthalle, daneben ein Medienhaus sowie Wohnraum. Entstehen sollen Plätze mit Aufenthaltsqualität, außerdem soll die fußläufige Verbindung zwischen der Innenstadt und den touristischen Attraktionen in den Havenwelten verbessert werden, teilte der Magistrat damals mit.

Auf eine aktuelle Anfrage von buten un binnen heißt es von Magistratssprecherin Laura Bohlmann, dass die Gespräche mit potenziellen Investoren laufen: "Es werden ernsthafte Verhandlungen mit mehreren Projektentwicklern geführt." Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) gehe davon aus, dass die Verhandlungen in zwei bis vier Monaten abgeschlossen seien.

Eine Animation zeigt helle weiße Gebäude, davor sitzen Menschen an Tischen.
Erste Entwürfe des Architekten Andreas Heller zeigen, wie es künftig auf dem heutigen Karstadt-Gelände aussehen könnte. Bild: Andreas Heller Architects & Designers

Wann soll Karstadt abgerissen werden?

Die Abrissplanung ist laut Magistrat in Auftrag gegeben und soll bis Ende Juni vorliegen. Danach werden die Abrissarbeiten ausgeschrieben. Laut Magistrat kann der Abriss somit noch im Sommer beginnen. "Ich gehe davon aus, dass im Frühjahr 2024 von dem Karstadt-Gebäude nichts mehr zu sehen sein wird. Wir machen das Grundstück baureif und erhöhen so die Chance, schnell einen Investor zu finden", sagt Grantz. Bisher kalkuliert die Stadt mit eund 2 Millionen Euro Abrisskosten*.

Eine Frau steht an einem Herd und rührt in einem Kochtopf.
Charity Young testet in einem kleinen Laden in der Hafenpassage, wie gut sich ihre selbstgekochten Soßen verkaufen. Bild: Radio Bremen | Mirjam Benecke

Was passiert bis zum Abriss mit dem Karstadt-Gebäude?

Die Hafenpassage hat die Stadt inzwischen zumindest teilweise wiederbelebt. Interessierte können hier ihr Ladenkonzept testen. Der Mietpreis beträgt dabei einen symbolischen Euro pro Monat zuzüglich einem Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche für Nebenkosten. Die Hafenpassage solle als "Durchlauferhitzer" fungieren, um neue Geschäfte zu etablieren und dann in Bremerhaven zu halten. Zehn Läden haben hier im Sommer vergangenen Jahres dank dieses Konzeptes eröffnet, aktuell sind noch sechs da. Die Mietverträge für die sechs Zwischenmieter in der Hafenpassage laufen laut Magistrat bis Ende Juni.

Was passiert mit dem Gebäude, falls sich der Abriss verzögert?

"Sollte es einen Zeitraum geben, in dem die Fläche leer ist, aber noch nicht mit den Bauarbeiten begonnen wird, ist geplant, sie zu bespielen", teilt Bohlmann mit. Denkbar seien etwa im Sommer ein Street-Food-Festival, Konzerte oder im Winter eine Budenstadt als Verlängerung des Weihnachtsmarktes.

*Ursprünglich hatten wir irrtümlich von 20 Millionen Euro Abriss-Kosten berichtet. Diese Zahl war falsch und wurde korrigiert.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 15. März 2023, 14.10 Uhr