Fragen & Antworten

Galeria-Karstadt-Kaufhof: Darum soll auch die Bremer Filiale schließen

Karstadt in Oldenburg gerettet – gibt es Hoffnung für Bremen?

Bild: dpa | Michael Gottschalk

Dass auch Bremens Karstadt-Filiale schließen soll, kam für viele überraschend. Am Umsatz liegt es nicht, der Standort schreibt schwarze Zahlen. Das sind die Gründe.

Dass es um Galeria Karstadt Kaufhof insgesamt kritisch steht, war allgemein zwar bekannt – dass die Bremer Filiale aber akut von der Schließung bedroht ist, hatten wohl vor Montag die wenigsten kommen sehen.

Bremens Filiale ist nicht die einzige, die vor dem Aus steht. Wie ist der aktuelle Stand bei Galeria Karstadt Kaufhof?

Seit Jahren steckt der Konzern in einer Krise, aktuell läuft ein Insolvenzverfahren. In diesem Zuge hatten der Konzern und sein Gesamtbetriebsrat am Montag das Aus von 52 der verbliebenen 129 Warenhäuser des Konzerns bekanntgegeben. Neben Bremen waren davon auch die Standorte Oldenburg, Hildesheim, Braunschweig und Hamburg betroffen. Bei den 77 verbleibenden Häusern sind Einschnitte geplant: Hier könnte Personal abgebaut und Fläche reduziert werden.

Wie hat das Unternehmen entschieden, welche Standorte geschlossen werden sollen?

Auf buten un binnen-Anfrage heißt es von Galeria, dass die betroffenen 52 Filialen angesichts der "volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive" hätten. Konkret waren demzufolge Kennzahlen wie die Einwohnerentwicklung, die Kaufkraft und die Zentralität des Standorts, aber auch potenzielle Mietsenkungen, Investitionen in die Instandhaltung und notwendige Investitionen in den Verkaufsraum wichtig.

Einzelhandel im Wandel: Wie wichtig ist Karstadt für Bremen?

Bild: Radio Bremen

Was ist der konkrete Grund für die geplante Schließung der Bremer Filiale?

Von den Umsätzen her wäre die Filiale eigentlich tragfähig – laut Betriebsrat, Belegschaft, aber auch laut Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) seien sich darüber eigentlich alle Beteiligten einig. In der Tat liegt der Knackpunkt offenbar woanders: Der Konzern konnte sich mit seinem Vermieter, dem Bremer Bauunternehmer Kurt Zech, nicht auf eine gemeinsame Zukunfts-Agenda verständigen. Nach Informationen von buten un binnen will sich Karstadt offenbar verkleinern – konkret will der Konzern die Anbauten jenseits der historischen Fassade aufgeben. So ließen sich auch die Mietkosten reduzieren. Zech forderte dem Vernehmen nach von Karstadt aber, dass sich der Konzern um einen neuen Mieter für diese Gebäudeteile kümmert. Außerdem sollte Karstadt den nötigen Umbau finanzieren. In diesen Punkten kamen beide Parteien dann offenbar nicht zueinander.

Wie geht es jetzt weiter?

Auch wenn die Schließungspläne bereits vermeldet sind, äußerten Bovenschulte und Vogt leise Hoffnungen, das Aus für Karstadt in Bremen noch abwenden zu können. "Ich weiß nur, dass die Gespräche noch nicht aufgehört haben und dass die Gespräche auch weitergeführt werden sollen", sagte Vogt am Donnerstag. "Das Signal, was ich heute bekommen habe, ist: Wir verhandeln weiter."

Sollten sich die Rahmenbedingungen signifikant ändern, könnte die Bremer Filiale wieder von der Schließungsliste genommen werden, teilte ein Sprecher des Warenhauskonzerns mit. Vermieter Zech will sich weiter nicht offiziell äußern.

Der Betriebsrat gibt sich weiter kämpferisch: "Ich werde erst aufgeben, wenn mir jemand signalisiert, dass es keinen Sinn mehr hat", sagte die Vorsitzende Sabine Dziadeck zu buten un binnen. Einen Spielraum, dass das Personal mit Maßnahmen wie einem Gehaltsverzicht zur Rettung beiträgt, sieht sie allerdings nicht wirklich, denn: Die Gehälter lägen bereits unter dem Flächentarifvertrag für den Einzelhandel.

Die Modekette Aachener hat Interessen an mehreren Karstadt-Filialen – ist das eine Chance für Bremen?

Friedrich-Wilhelm Göbel, Geschäftsführer der Modekette, sagte der Deutschen Presse Agentur, er habe Interesse an mehreren Standorten. Es gebe zudem entsprechende Vorverträge. Zur Anzahl der Häuser, die zu Aachener-Filialen werden sollen, sagte Göbel: "Ich glaube, es werden zehn. Es könnten auch 25 werden." Seiner Aussage nach geht es um Filialen in ganz Deutschland. Göbel versprach, dass man allen Mitarbeitern der betroffenen Filialen ein Angebot machen werde.

Ob Göbel sich auch für die Bremer Karstadt-Filiale interessiere, wollte er auf Anfrage von buten un binnen nicht kommentieren. Zum aktuellen Zeitpunkt könne er keine konkreten Ergebnisse melden.

Zwischen Hoffen und Bangen: Sorge um Aus der Bremer Karstadt-Filiale

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Julian Beimdiecke trägt einen bunt gestreiften Pullover und schaut in die Kamera
    Julian Beimdiecke Redaktion

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. März 2023, 19.30 Uhr