Brummschädel, WM und Ducksch: Werders Füllkrug kann nicht klagen

Bild: Imago | Eibner

Niclas Füllkrug hat seinen Zusammenprall ganz gut überstanden und stellt sich hinter seinen gerade glücklosen Sturmpartner. An eine WM-Teilnahme denkt Füllkrug nicht.

Richtig gut schläft Niclas Füllkrug noch nicht. Und das liegt nur daran, dass seine Narbe am Hinterkopf nach dem Zusammenstoß mit Leverkusens Sardar Azmoun noch etwas weh tut. Nicht, weil Werders Erfolgsstürmer schlaflose Nächte hat, da der Bundestrainer ihn nicht angerufen hat.

Am Dienstag konnte Füllkrug zwar noch nicht mit der Mannschaft trainieren, sprach aber über seine Kopfschmerzen, seine Nicht-Nominierung und warum sein Sturmpartner auch weiterhin Elfmeter schießen darf.

Füllkrug über...

...den Kopf-Zusammenprall im Spiel gegen Leverkusen

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug wird von den Betreuern auf dem Rasen sitzend behandelt und bekommt einen Kopfverband angelegt.
Harter Zusammenprall: Niclas Füllkrug wurde im Spiel gegen Leverkusen länger behandelt und bekam einen Kopfverband. Bild: Imago | Jan Huebner

"Das war schon nicht ohne. Ich bin schon häufig in Kopfball-Duellen und robusten Zweikämpfen unterwegs. Bis 29 bin ich ohne Kopfverletzung durchgekommen, was zum Fußball mittlerweile leider dazugehört. Es war schon ein harter Treffer. Ich wurde auf dem Platz direkt genäht. Der Schädel ist geprellt, aber ich bin zum Glück ohne Gehirnerschütterung davongekommen. Ich wache morgens noch mit einem kleinen Kopfschmerz auf und wegen der Narbe am Hinterkopf ist das Schlafen etwas unangenehm. Ich kann nicht auf dem Rücken oder der linken Seite liegen. Aber ansonsten geht es mir ganz gut. Ich muss noch etwas piano machen."

...den Grund, warum er weitergespielt hat

"Die Situation war so: Ich sehe den Ball fliegen und denke mir: 'Ui, da bin ich der Letzte, der da noch rankommt'. Aber am Ende war ich dran. Wenn ich nicht gestört hätte, wäre er frei zum Kopfball gekommen. Ich habe den Ball sogar noch mit an die Latte gelenkt. Dann war aber ziemlich schnell ein kleiner Schock da, als ich auf dem Boden lag und das Blut an meinem Kopf gesehen habe. Aber unser Physio und unser Arzt haben das super gemacht und mich schnell runtergeholt.

Sie sind dann ein paar Fragen mit mir durchgegangen, ob ich weiß, wo ich bin und was ich mache. Um zu sehen, ob man die Orientierung verloren hat. Aber es war schnell klar, dass ich weiß, wo ich bin und was ich hier mache. Ich wollte weiterspielen, zumal ich auch wusste, dass es nur noch drei, vier Minuten sind. Wäre es länger gewesen weiß ich nicht, wie wir es dann gemacht hätten. Aus ärztlicher Sicht haben sie es sehr gut gemacht."

...die Torkrise von Sturmpartner Marvin Ducksch

Werder-Stürmer Marvin Ducksch läuft mit frustriertem Gesicht auf dem Spielfeld.
Viele Chancen, aber noch null Tore: Bei Marvin Ducksch läuft es in dieser Saison noch nicht ganz rund. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

"Ich brauche ihn gar nicht auffangen. 'Duckschi' arbeitet unter der Woche sehr gut, er tut viel dafür, dass es gut läuft und er gut spielt. Ich glaube, am Ende geht es immer um die Mannschaft. Gegen Leverkusen habe ich auch nicht das Tor geschossen, sondern Milos. Das war ein unfassbar wichtiges Tor. Für uns geht es als Mannschaft darum, so viele Punkte wie möglich zu holen und da hilft 'Duckschi' und gibt alles.

Er spielt gut, er gibt Gas und hat einen großen Anteil daran, dass wir einen guten Saisonstart hatten. Aber natürlich kann ich ihn in seiner Situation auch verstehen. Wir zählen uns aber im Sturm immer noch zusammen und da bin ich mit unseren neun Scorer-Punkten aus sieben Spielen vollkommen zufrieden."

...über den verschossenen Elfmeter von Ducksch

"Das war eine Situation, in der sich Duckschi gut gefühlt hat und gesagt hat, dass er ihn schießen möchte. Ich glaube, da bringt es nichts, in der 90. Minute eine Diskussion anzufangen. Genauso hätte er es auch bei mir gemacht. Am Ende ist es für beide schlecht, wenn der Schütze nochmal gewechselt hätte. Das war völlig legitim, dass er schießen wollte. Dass es dann so läuft, kann passieren. Und beim nächsten Mal entschieden wir wieder. Natürlich habe ich keine Bedenken, dass Duckschi nochmal schießt."

...Werders bisherige Bundesliga-Saison

"Zufrieden kann man es nicht nennen. Ich glaube, wir stehen da, wo wir mit unseren Leistungen hingehören. Aber ich denke, dass mehr drin gewesen wäre. Was mich zufrieden stimmt, ist, dass wir in keinem Spiel chancenlos waren. Wir konnten mit jedem Gegner mithalten und in jedem Spiel gab es auch eine Chance, es zu gewinnen. Außer vielleicht gegen Frankfurt. Das ist ein sehr gutes Zeichen für mich, wenn ich es mit anderen Erstliga-Jahren vergleiche. Und da freue ich mich drüber. Dennoch müssen wir versuchen, in jedem Spiel das Maximum rauszuholen und da haben wir noch Luft nach oben. Spielen wir ein paar Situationen besser aus oder verteidigen hinten etwas besser, hätten wir schon den ein oder anderen Punkt mehr. Dann wäre ich zufrieden."

...seine mögliche WM-Teilnahme

"Ich glaube, zu diesem Thema möchte einmal etwas sagen: Es ist gerade Länderspielpause und ich sitze hier. Und das hat auch mit Sicherheit seine Gründe und das ist auch okay. Deshalb glaube ich, dass es wenig Sinn macht, über solche Dinge dauerhaft zu spekulieren. Für mich gibt es keinen Grund, mich da zu äußern. Ich versuche, jede Woche in jedem Spiel meine Leistung zu bringen. Und das versuche ich unabhängig von irgendwelchen Szenarien zu machen. Weil ich für Werder Bremen alles gebe und die beste Version von mir selber sein und mich immer weiterentwickeln möchte. Alles andere macht keinen Sinn. Ich war noch nie bei der Nationalmannschaft dabei und weiß gar nicht, wie das ablaufen würde. Mich hat jedenfalls der Bundestrainer nicht angerufen."

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 20. September 2022, 18:06 Uhr