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Havarie im Wattenmeer? Diesen Tieren droht Gefahr

Ein Schweinswal unter Wasser
Schweinswale sind in der deutschen Nordsee ebenso zuhause wie Kegelrobben, Seehunde und viele Zugvögel. Bild: dpa | Winfried Rothermel

Sollte der brennende Frachter "Fremantle Highway" kentern, könnten Schweröl und Rückstände Tausender Autos das Wattenmeer vergiften. Diese Pflanzen und Tiere wären betroffen.

Das Wattenmeer an der deutschen, niederländischen und dänischen Küste zählt seit 2009 zum Unesco-Weltnaturerbe. Rund 10.000 Pflanzen- und Tierarten leben in diesem stark von Ebbe und Flut geprägten Ökosystem. Die an Bord des havarierten Frachters "Fremantle Highway" befindlichen 1.600 Tonnen Schweröl, 200 Tonnen Schiffsdiesel und 3.800 Pkw – davon rund 500 E-Autos – bringen diesen sensiblen Lebensraum jetzt in Gefahr.

Denn Raubtiere wie Schweinswale, Kegelrobben und Seehunde ernähren sich hier von Fischschwärmen. Auch Küstenvögel wie Möwen sind auf das Futter aus dem Watt und sichere Brutgebiete an der Küste angewiesen. Millionen Zugvögel wie die im Sommer an der Nordseeküste lebende Brandgans würden von der Verschmutzung des Meeres ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

Diese Tiere prägen das Wattenmeer

Wattmeer Silbermöwen sind die fliegenden Allesfresser im Watt. Sie brüten in den Dünen und Salzwiesen an der Nordseeküste. Brandgänse mit ihrem rostbraunen Brustband gehören im Sommer zu den Stammgästen im Wattenmeer. Rund 12 Millionen Zugvögel rasten im Jahr im Watt. Schweinswale zählen mit knapp zwei Metern zu den kleinsten Walarten. Sie ernähren sich von den Fischschwärmen im Wattenmeer. Kegelrobben gelten als größte frei-lebende Raubtiere in Deutschland. Bis zu 2,5 Meter lang, zeichnen sie sich durch ihren kegelförmigen Kopf aus. Säbelschnäbler erbeuten mit ihren nach oben gebogenen Schnäbeln Fische, Insekten, Krebs-tiere, Borstenwürmer, Schnecken und Muscheln. Wattwürmer sind bis zu 40 Zentimeter lang und fressen sich durch den Sand, um essbare Stoffe herauszufiltern. Übrig bleiben Kothäufchen an der Oberfläche. Grundeln sind kleine Fische, die das Flachwasser lieben. Sie werden oft Beute von See- und Küstenvögeln.

Dabei wären Experten zufolge aufgrund von Oberflächenströmung und dem herrschenden Westwind vor allem jene Gebiete gefährdet, die östlich des vor der westfriesischen Insel Ameland havarierten Frachtschiffs liegen. "Das ist die Felseninsel Helgoland, das sind die Offshore-Naturschutzgebiete auf dem Borkum-Riffgrund und am Sylter Außenriff, aber vor allem auch die nordfriesische Küste und die Westküste Jütlands", sagt Lars Gutow, Biologe am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven.

Vor allem in die deutsche Nordsee treibendes Öl brächte Gefahren für viele Meerestiere mit sich. "Das Ökosystem des Wattenmeers ist hochsensibel", sagt Gutow. Sollte das Öl verklumpen und von der Wasseroberfläche auf den Meeresgrund sinken und ihn bedecken, könne dies den Sauerstoffaustausch der Tiere mit dem darüberliegenden Wasser unterbinden. "Die Tiere ersticken dann", so der Biologe.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. Juli 2023, 19:30 Uhr