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Mehr als 1.000 Teilnehmer bei Warnstreiks in Bremischen Häfen

An den Warnstreiks in Bremerhaven und Bremen beteiligen sich laut Verdi mehr als 1.000 Beschäftigte. Sie wollen den Druck in Tarifverhandlungen erhöhen – ein brisanter Zeitpunkt.

"Heute Warnstreik" steht auf den Schildern, die einige der Protestierenden in neongelben und orangefarbenen Warnwesten in den Händen halten. Rund 1.000 Beschäftigte stehen laut der Gewerkschaft Verdi in Bremerhaven an den drei Streikposten im Hafen. In Bremen haben sich demnach rund 75 Beschäftigte im Neustädter Hafen versammelt. Laut Verdi ist dies der erste Streik in den Bremischen Häfen seit 70 Jahren.

Zahlreiche Menschen mit Westen und Plakaten stehen auf einem Hafengelände.
Im Neustädter Hafen in Bremen haben sich laut Verdi 75 Streikende versammelt. Bild: Radio Bremen | Sarah Rohlfs

Worum geht es bei dem Warnstreik?

Die Arbeitsbedingungen sind zuletzt immer anstrengender geworden, sagen Gewerkschaft und Streikende. Das soll sich auch im Lohn widerspiegeln, so ihre Forderung. Die Stimmung vor Ort wirkt angespannt. "Wir haben hier alles abgefertigt, gearbeitet bis zum Geht-nicht-mehr", sagt etwa Eurogate-Mitarbeiter Ludwig Lauenburger. "Der Arbeitgeber hat Leute zur Mehrarbeit nach der Spätschicht gesucht, wir haben uns gemeldet, weil wir die Dampfer fertig kriegen wollen – und wo bleibt unser Lohn? Im Gegenteil, man will uns Geld wegnehmen und das lassen wir uns nicht gefallen." Verdi fordert für die rund 12.000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Seehafenbetrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen im Hafen 1,20 Euro mehr Stundenlohn, Inflationsausgleich und höhere Zulagen in den Containerbetrieben. Die Verhandlungen gehen am Freitag in die dritte Runde.

Was bedeuten die Warnstreiks für den Schiffsstau?

Die Containerschiffe stauen sich pandemiebedingt schon länger vor den norddeutschen Häfen. Die Streikenden legen nun die Abfertigung von Containerfrachtern und Autotransportern zusätzlich lahm. An der Stromkaje wurden laut Verdi in der Spätschicht keine Containerschiffe mehr be- oder entladen. "Die Brücken stehen alle still", sagte Tobias Uelschen von der Gewerkschaft. Auch die Autoverladung war betroffen.

"Es geht nicht viel", sagte ein Sprecher des Terminalbetreibers Eurogate. Das Unternehmen arbeitet in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg. "Wir haben uns darauf vorbereitet. Wir haben unsere Kunden informiert, dass wir in der Spätschicht keine Abfertigung anbieten können." Man erwarte, dass die Arbeit wie angekündigt gegen 18.30 Uhr fortgesetzt werde.

Was sagt der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe ZDS?

Der ZDS ist nicht vor Ort, hat im Vorhinein aber ein schriftliches Statement abgegeben. Darin wurden die Warnstreiks verantwortungslos genannt, gerade unter den aktuellen Umständen. Die weltweiten Lieferketten seien stark gestört, man befinde sich in einer Ausnahmesituation. Jetzt in der Krise zu Streiks aufzurufen, sei völlig inakzeptabel.

Bei der Gewerkschaft sieht man das anders: "Der Streik von viereinhalb Stunden heute wird den Stau nicht wesentlich erhöhen, der ist schon da. Es wird heute auch Schiffe geben, die abgefertigt werden", sagte Marcus Westermann von Verdi. Und Gewerkschaftssekretär Nils Wolpmann ergänzt: "Die Arbeitgeber bieten uns derzeit 3,2 Prozent ab 1. Juni dieses Jahres und 2,8 Prozent ab Juni nächsten Jahres plus Einmalzahlungen – das würde für die Kolleginnen und Kollegen einen Reallohnverlust bedeuten."

Hafenstreik im Land Bremen: Mitarbeiter verlangen bessere Bezahlung

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 9. Juni 2022, 14:40 Uhr