Ein Dutzend Containerschiffe staut sich vor Bremerhaven und Hamburg

Bild: Radio Bremen
  • Viele verschiffte Waren stecken derzeit weltweit fest.
  • Containerschiffe können Bremerhaven nicht anlaufen.
  • Lage vor Rotterdam und Antwerpen noch schwieriger.

Staus und Verzögerungen in der Containerschifffahrt haben erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie auch die Nordsee erreicht. Das hat das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel in einem Bericht veröffentlicht. Demnach stecken aktuell elf Prozent der weltweit verschifften Waren fest.

Allein in der deutschen Bucht warten demnach etwa ein Dutzend große Containerschiffe darauf, Hamburg oder Bremerhaven anlaufen zu können. Die Schiffe haben laut Bericht eine Kapazität von insgesamt etwa 150.000 Standardcontainern. Vor Rotterdam und Antwerpen ist die Lage laut Kieler Instititut noch schwieriger. In der Nordsee können derzeit fast zwei Prozent der globalen Frachtkapazität weder be- noch entladen werden.

Gründe für Staus sind vielfältig

Derzeit gibt es Wartezeiten vor allen nordeuropäischen Häfen, sagt Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbands deutscher Schiffsmakler, zu buten un binnen. Gründe seien vielfältig. So seien Schiffe pandemiebedingt aus Fahrplänen gefallen. Unterwegs bauten sich Verspätungen weiter auf, weil es Probleme in allen Häfen gebe. Dies sei durch höhere Geschwindigkeiten aufgrund deutlich vermehrten Treibstoffverbrauchs nicht aufzuholen. Außerdem arbeiteten Häfen zwar rund um die Uhr, Abnehmer im Hinterland jedoch oft nicht. Zu den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sei es schwierig jetzt schon eine Aussage zu treffen.

Laut Ökonom Vincent Stamer vom IfW hat es in den letzten zwei Jahren ein hohes Transportaufkommen gegeben, weil die Menschen während der Pandemie eher physische Güter als Dienstleistungen nachgefragt hätten. Der Lockdown in China verschaffe nun ein Zeitfenster, um Staus abzubauen, bevor mit dem Weihnachtsgeschäft dann wieder alles anlaufe, so Stamer zu buten un binnen. Auch Geisler sagt: "Wenn wir die Häfen jetzt nicht leergeräumt kriegen, drohen große Probleme spätestens zum Herbst hin." Der Abbau eines Staus braucht laut Stamer dreimal länger als sein Aufbau.

Sorge vor Streiks in Häfen

Neben den Containerstaus treibt die Schiffsmakler jedoch noch etwas Anderes um: Momentan wird für die Häfen ein neuer Tarifvertrag verhandelt. Arbeitsniederlegungen sind laut Geisler im Moment zwar noch nicht angekündigt, dies könne sich jedoch ändern. Die Situation stelle eine "gefährliche Gemengelage" dar. Schiffsmakler hätten Sorge vor Streiks und längerfristigen Tarifstreitigkeiten. Auch für Wissenschaftler Stamer kämen Streiks aktuell zur Unzeit.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. Juni 2022, 19:30 Uhr