"Smart City" Geestland probt digitalen Alltag – ein Zukunftsmodell?

Eine Frau blickt durch das Fenster einer geöffneten Autotür.
Bild: Radio Bremen | Heidi Ulrich

Rollendes Rathaus, autonome Busse und Kindergarten-Funknetz – alles Teil der "Smart City" Geestland. Was das soll und warum das Projekt inzwischen "plietsches Dörp" heißt.

Der Elektrobus fährt nahezu lautlos, fällt optisch aber umso mehr auf: Der VW-Bus ist mit Mustern übersät – in türkis, gelb, grün und blau. "Zeitmaschine" steht auf der Schiebetür. Am Steuer sitzt Pressesprecher Merlin Hinkelmann von der Stadt Geestland. Seit einem halben Jahr tourt er zusammen mit Bürgermeisterin Gabi Kasten (CDU) regelmäßig durch die 16 Ortschaften von Geestland.

Man erntet sehr viele erstaunte und überraschte Blicke, wenn man durch die Straßen fährt. Viele drehen sich danach um, viele Kinder auch, lächeln – also es ist ein Bus, der viel Freude macht und die Sympathien der Leute gewinnt.

Merlin Hinkelmann, Pressesprecher der Stadt Geestland
Ein bunter Kleinbus steht vor ländlichen Gebäuden.
Das "rollende Rathaus" in Flögeln am Jan-Christopher-Hus. Bild: Radio Bremen | Heidi Ulrich

Vor allem soll der Bus Aufmerksamkeit erregen. Und zwar für das Modellprojekt "Smart Cities". Daran ist Geestland beteiligt – als eine von aktuell knapp 30 Kommunen bundesweit. Die Bürgermeisterin will mit den Geestländern ins Gespräch kommen. Sie erklärt das Konzept auf Nachfrage eines Bürgers beim Osterbasar in Flögeln so: "'Smart City' ist ein Projekt der Städtebauentwicklung. Da geht es darum, sinnhafte Projekte zu finden, die die Stadt voranbringen und die den Bürgern in Geestland nutzen."

Selbstfahrende Busse in Bad Bederkesa

Dazu gehören beispielsweise zwei selbstfahrende Busse. Wenn alle Genehmigungen da sind, sollen sie nächstes Jahr in Bad Bederkesa in Betrieb gehen und den Ortskern mit dem Gewerbe- und Handelspark verbinden. Die Strecke ist zweieinhalb Kilometer lang und soll mehrere Haltestellen erhalten. Bisher fährt dort überhaupt kein Bus.

Diesen Lückenschluss wollen wir mit dem autonomen Bus herstellen. Autonom deshalb, um neue Mobilität zu erproben und auch festzustellen, ob autonome Mobilität jetzt schon eine Lösung im ländlichen Raum sein kann.

Gabi Kasten, Bürgermeisterin der Stadt Geestland

Denn bei "Smart Cities" geht es unter anderem darum, den Alltag zu erleichtern. Oft mit Hilfe von digitaler Technik. So arbeitet die Projektleiterin Laura Kottsieper auch an einem Funknetzwerk für Schulen, Kindergärten und andere Gebäude der Stadt. Wie viel Strom, Wasser und Wärme dort verbraucht wird, das sollen künftig Sensoren messen und an die Stadtverwaltung übertragen.

Damit können wir quasi live feststellen, welche Wasser- und Energieverbräuche wir haben. Wenn Ferien sind, könnte man sehen, ob in der Schule total viel Energie verbraucht wird. Das muss ja nicht sein. Das können wir damit eindämmen und hoffentlich viele Kosten sparen.

Laura Kottsieper, Projektleiterin

Intelligente Mülleimer melden, wenn sie voll sind

Erstmal wird investiert. Der Bund fördert die "Smart-City"-Projekte in Geestland mit bis zu zehn Millionen Euro. Bei jedem Projekt muss die Stadt aber ein Drittel der Kosten selbst stemmen. Entstanden ist zum Beispiel schon die sogenannte smarte Dorfmitte in Neuenwalde – unter anderem mit Ladestationen für E-Autos und E-Bikes oder auch mit einem intelligenten Mülleimer. Der presst den Müll klein und schickt dem Bauhof eine Nachricht, wenn er geleert werden muss.

Klingt smart – nur ausgerechnet der englische Begriff "Smart City" kam bei einigen Bürgerinnen und Bürgern nicht so gut an, erzählt die Bürgermeisterin.

Aber wir haben das bei uns transformiert und auf Geestland bezogen. Bei uns ist es jetzt 'Dat plietsche Dörp' – das ist Plattdeutsch und heißt eben das schlaue, das intelligente Dorf. Damit können die Menschen tatsächlich mehr anfangen.

Gabi Kasten, Bürgermeisterin Geestland

Was bei dem Projekt im "plietschen Dörp" – also in Geestland – erprobt wird, könnte später auch in anderen Städten und Dörfern zum Einsatz kommen. Das Projekt läuft bis Ende 2026. Auch der farbenfrohe Elektrobus wird also noch länger für Aufmerksamkeit in der Region sorgen.

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Bild: dpa | Kristin Schmidt

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    Heidi Ulrich

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 13. März 2024, 7:40 Uhr