Ein Wahrzeichen Bremerhavens: der Simon-Loschen-Turm

Historische Aufnahme des Simon Loschen Turms in Bremerhaven, Postkarte um 1910

Bremerhavener Wahrzeichen: der Simon-Loschen-Turm

Bild: Staatsarchiv Bremen

In Bremerhaven steht der älteste Festland-Leuchtturm an der Nordseeküste. Er ist bis heute eines der wichtigsten Leuchtfeuer auf der Weser für die Schifffahrt.

Historische Aufnahme des Simon Loschen Turms in Bremerhaven, Postkarte um 1900
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Leuchtturm gebaut. Bild: Staatsarchiv Bremen

Mit dem Bau des Neuen Hafens war die Errichtung eines Leuchtfeuers an der Sportbootschleuse notwendig geworden, um eine sichere Ansteuerung für die Schifffahrt zu gewährleisten. Der rotbraune Leuchtturm aus Backsteinen mit kirchenähnlichen Anbauten steht auf der nördlichen Seite der Schleuse zum Neuen Hafen. Gebaut wurde er in den Jahren 1853 bis 1855 nach den Plänen des Architekten Simon Loschen. Simon Loschen lebte von 1818 bis 1902 und war in Bremen und Bremerhaven ein wichtiger Vertreter des neugotischen Baustils.

Was am allerschönsten ist, ist der Blick auf den Zoo mit seinen Felsenlandschaften. Manchmal sieht man auch die Affen turnen von hier aus!

Holger Bruns über den Ausblick vom Simon-Loschen-Turm

Seit einigen Jahren ist der Turm für die Öffentlichkeit geschlossen. Heute steigt nur noch alle paar Monate ein Mitarbeiter für Wartungsarbeiten in die Turmspitze. Auch für Holger Bruns, Sprecher des Hafenbetreibers Bremenports, ist es etwas Besonderes, den Turm zu besteigen. Hinter der grün-weißen Holztür des Leuchtturmes liegt der Eingangsbereich. Er erinnert mit seiner gewölbeartigen Decke an eine gotische Kathedrale. Über eine enge Wendeltreppe geht es in den ersten Stock in einen achteckigen Raum, in dem bis 2018 geheiratet werden konnte. Von hier aus blickt man über den Deich und auf die Wesermündung. Weiter geht es auf einer knarzenden Wendeltreppe bis zu einer dicken Stahlluke. Dahinter steigt man die letzen Stufen bis in die lichtdurchflutete Turmspitze hinauf.

Ausblick aus dem Simon Loschen Turm in Bremerhaven
Weiter Blick über die Wesermündung. Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Belohnt wird man für den anstrengenden Aufstieg durch einen einmaligen Weitblick über die Wesermündung. Man überblickt die ganze Stadt, sieht das Klimahaus, das Auswandererhaus, den Hafen, den Containerterminal. Holger Bruns liebt den Ausblick: "Was am allerschönsten ist, ist hier der Blick auf den Zoo mit seinen Felsenlandschaften. Manchmal sieht man auch die Affen turnen von hier aus!"

Ein Wegweiser durch die Weser

Simon Loschen Turm in Bremerhaven
Oben an der Spitze leuchtet das Signalfeuer. Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Die beiden Weltkriege hat der Turm unbeschadet überstanden. Doch der Anbau, in dem früher die Schleusen- und Leuchtturmwärter gearbeitet und gewohnt haben, wurde komplett zerstört und auch nie wieder aufgebaut. Was noch da und wieder intakt ist, ist das Leuchtfeuer. In der Leuchtturmspitze dient heute ein Doppelsignalscheinwerfer als Lichtquelle.

In knapp 35 Metern Höhe leuchtet der Orientierungspunkt auf dem alten Leuchtturm. Zusammen mit dem in nächster Nähe stehenden Oberfeuer bildet das Licht des Simon-Loschen-Leuchtturms als Richtfeuer eine Achse. So wissen die Kapitäne der Schiffe in der Fahrrinne Blexer Bogen genau, wo sie entlang fahren müssen, um den Übergangsbereich von der Außen- zur Unterweser sicher zu durchqueren. "Der Turm ist ja weiterhin ein aktives Seezeichen," erklärt Holger Bruns. "Das Gegenstück sehen wir dahinten auf dem Willi-Brandt-Platz. Das hier ist das Oberfeuer, das da drüben ist das Unterfeuer, und gemeinsam sind sie die Orientierungspunkte für Schifffahrt."

Originalgetreue Restaurierung

Historische Aufnahme des Simon Loschen Turms in Bremerhaven, Postkarte um 1910
Der alte Leuchtturm wurde originalgetreu restauriert. Bild: Staatsarchiv Bremen

Ende 2021 war der Simon-Loschen-Turm komplett verhüllt. Riesige Gerüste verwehrten monatelang den Blick auf das Wahrzeichen. Das grüne Laternenhaus mit seinem spitzen Dach wurde komplett erneuert. Die verrosteten Bauteile wurden in aufwendiger Handarbeit detailgetreu nachgebildet. Der gesamte Aufsatz wurde restauriert und neu gestrichen, erzählt Holger Bruns, innen in einem tiefen Rot, außen in einem hellen Grün. Den richtigen Farbton zu treffen, war nicht so einfach: "Bei den Entschichtungsarbeiten der alten Kuppel hat man gesehen, dass die Originalfarbe, die hier aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammte, etwas anders war, als die Farbe, an die sich Bremerhaven über die Jahrzehnte gewöhnt hatte. Und deshalb hat man sich sehr viel Mühe gegeben, diesen ursprünglichen Farbton wiederherzustellen, sodass das jetzt ein etwas anderes grün ist, als Bremerhaven in den letzten Jahrzehnten zu sehen bekam."

Der alte Turm erstrahlt nun also wieder im Original-Farbton und im neuen Glanz. Inmitten von modernen Bauten rund um den neuen Hafen ist der alte Simon-Loschen-Turm ein beliebtes Fotomotiv und noch immer eines der wichtigsten Leuchtfeuer auf der Weser für die Schifffahrt. Und vielleicht kann irgendwann auch wieder darin geheiratet werden.

Autorin

  • Porträt Sina Derezynski
    Sina Derezynski Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 6. Juni 2022, 10:40 Uhr

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