Bundeskanzler Scholz über Ampel-Kritik, Selbstzweifel und Pizza

Bundeskanzler Olaf Scholz.
Olaf Scholz war als erster amtierender Bundeskanzler zu Gast bei der "Mutter aller Talkshows" 3nach9. Bild: dpa | Sina Schuldt

Bei der Radio Bremen-Talkshow 3nach9 zeigt sich der Kanzler selbstkritisch, aber auch von seiner persönlichen Seite – und verrät, welches Gericht ihm immer gelingt.

Darf ein Kanzler Selbstkritik äußern? Warum zankt sich die Ampel-Koalition ständig? Und unter welchem Namen bestellt ein Bundeskanzler Pizza? Diesen Fragen stellt sich Olaf Scholz am Freitag bei der Radio Bremen-Talkshow 3nach9.

Um die großen aktuellen Themen wie Marschflugkörper und die Ministerpräsidentenkonferenz sollte es höchstens am Rande gehen. Dafür versprachen Gastgeber Giovanni di Lorenzo und Judith Rakers den Zuschauern die Chance, den Kanzler besser von seiner persönlichen Seite kennenzulernen.

Sorge um Rechtsruck in Deutschland und Europa

Und doch ging es zunächst ums Politische, um die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, den Rechtsruck in Deutschland und vielen europäischen Ländern. Scholz sprach auch das Treffen in Potsdam im vergangenen November an, bei dem unter anderem Rechtsextreme mit AfD-Politikern die Ausweisung von deutschen Staatsbürgern geplant haben.

Das gefährdet unsere Demokratie und unsere Freiheit.

Olaf Scholz, Bundeskanzler

Es stimme ihn deswegen froh, dass ganz viele Bürger unterschiedlicher Meinungen zu diesem Treffen gesagt hätten: nicht mit uns, sagte der 65-Jährige.

Dauerthema in der deutschen Gesellschaft ist die Ampel-Koalition, die mitunter einen zerstrittenen Eindruck macht. Große Teile der Bevölkerung sind mit der Politik der Regierung unzufrieden. Der Kanzler zeigte sich daraufhin selbstkritisch: Es werde angesichts der unsicheren Zeiten sehr sorgfältig diskutiert, viele unterschiedliche Meinungen zusammengebracht – das schaffe oft nicht die Klarheit, die sich die Bürger wünschten.

Was der Papst und Scholz gemeinsam haben

Erst eine Woche vor seinem Bremen-Besuch traf der Kanzler im Vatikan den Papst. Di Lorenzo interviewte einst selbst das Kirchenoberhaupt, der Papst sprach auch über seine Selbstzweifel – auch in der Ausübung seines Amtes. Ob Scholz auch solche Selbstzweifel kenne? "Alles andere wäre eine furchtbare Nachricht", antwortete Scholz. "Und alle, die sich damit brüsten, dass sie keine Selbstzweifel haben, muss man um ihre mentale Gesundheit befragen."

Aber wie weit darf ein Spitzenpolitiker Zweifel äußern, ohne sich zu beschädigen? "Man muss dazu stehen, dass man Entscheidungen zu treffen hat." Oft gebe es keine Gewissheit – "und trotzdem muss man sich entscheiden", sagt der Kanzler. Eine Sache, die einer Lösung Bedarf, könne nicht unentschieden bleiben. Gleichzeitig brauche man aber nicht den Eindruck zu erwecken, dass es nur eine Lösung und dazu nur eine Meinung gebe.

Ganze Fische, aber keine Pizza vom Lieferdienst

Am Wochenende wird im Hause Scholz abwechselnd füreinander gekocht. Welches Gericht dem Kanzler immer gelinge? "Königsberger Klopse", sagt Scholz. Er habe übrigens eine Vorliebe für Fisch: "Ich esse gerne ganze Fische." Erst neulich gab es Zander. Nicht in der Salzkruste, ganz einfach im Backofen. "Ist gut gelungen, habe ich auch schon öfter gemacht."

"Wenn Sie mal an einem Abend lieber etwas bestellen wollen, unter welchem Namen macht man das in Ihrer Position eigentlich?", fragt di Lorenzo. "Das machen wir gar nicht mehr", antwortet der Kanzler. "Aus Sicherheitsgründen?", hakt der Gastgeber nach. Der Kanzler: "Nicht aus Sicherheitsgründen, wir können ja kochen!"

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: 3nach9, 8. März 2024, 22 Uhr