Interview

Regnerische Juli-Tage: Frohlocken bei den Förstern in Bremen und umzu?

Abgestorbene Bäume in einem Waldgebiet

Diese Vorteile hat ein verregneter Sommer

Bild: dpa | Jens Büttner

Gewitter und Regen freuen die Sonnenliebhaber aktuell gar nicht. Doch für die Pflanzen und Wälder ist die Feuchtigkeit wichtig. Für Förster Knut Sierk reicht das aber längst nicht aus.

Nicht nur in Kalifornien sieht man im Moment Bilder von ausgetrockneten Wäldern und Dürren. Auch hier in Deutschland leidet der Wald immer stärker unter Hitze, Trockenheit und Stürmen. Warum heftige Gewitter dem Wald nur wenig helfen und wie die Wälder in Deutschland im Moment dastehen, erklärt Knut Sierk, der als Förster im bremer Umland arbeitet.

In den vergangenen Tagen und Wochen hat es viel geregnet. Sind Sie da als Förster zufrieden bei der Wetterlage?

Wir freuen uns über jeden Tropfen. Aber viel ist immer relativ: Für uns ist das nämlich noch viel zu wenig. Eigentlich brauchen wir lang anhaltende Niederschläge, also dauerhaften Landregen und nicht diese Gewitter. Die fließen nämlich nur oberflächlich ab: Der Niederschlag sickert nicht in den Boden.

Jeder Tropfen hilft uns, aber kontinuierlicher Niederschlag ist besser.

Knut Sierk, Niedersächsische Landesforsten
Knut Sierk
Knut Sierk ist Förster und bei den Landesforsten Niedersachsen zuständig für Waldflächen auch rund um Bremen herum. Bild: Niedersächsische Landesforsten

Was fehlt dem Wald gerade?

Das größte Problem ist die anhaltende Dürreperiode der letzten fünf Jahre. Vor allem in den Wintermonaten hat es wenig geregnet. Im Winter brauchen wir starke Niederschläge und Schneeschmelze, damit das Wasser kontinuierlich in die tieferen Bodenschichten bis zwei Meter Tiefe eindringen kann.

Für den Wald war es eine Katastrophe, was in den letzten fünf Jahren passiert ist. Das führen wir auf den Klimawandel zurück.

Knut Sierk, Niedersächsische Landesforsten

Wir erleben immer mehr Wetterphänomene: Lange Dürren, ein Sturm nach dem anderen, Hagelgewitter und viel zu heftige Niederschläge und Stürme zur Unzeit. All das macht dem Wald zu schaffen und sorgt dafür, dass der Wald kränkelt. Ein Viertel unserer Bäume sind nicht mehr gesund. Und dann kommen Schaderreger, zum Beispiel Borkenkäfer und Pilze, dazu und drehen dem Wald den Hals um.

Wie steht der Wald hier in der Region um Bremen da?

Um Bremen rum sind natürlich immer höhere Niederschläge, dadurch gibt es eine bessere Versorgung mit Bodenwasser. Auch hier gibt es einzelne Regionen, wo es für den Wald schwierigere Bedingungen gibt. Zum Beispiel gibt es bei Osterholz-Scharmbeck große Kiefernflächen auf sandigen Standorten. Insgesamt ist es im Elbe-Weser-Dreieck aber noch feuchter, der Wald ist besser versorgt und deshalb auch vitaler.

Sie haben vorhin gesagt, dass wir schon seit fünf Jahren unter der Dürre leiden. An welchem Punkt für den Wald stehen wir gerade?

Wir sind an einem ganz schwierigen Punkt, an dem es für viele Bäume und Wälder langsam kritisch wird. In der Lüneburger Heide und im Harz sind die Bäume schon per se gefährdeter. Und wir sehen schon Gebiete, wo die Böden so leergelutscht sind, dass dort auch Buchenwälder anfangen abzusterben.

Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 26. Juli 2023, 6:12 Uhr