Kirmes in Krisenzeiten: So gestalten Bremer ihren Freimarktbesuch

Der 987. Bremer Freimarkt findet in schwierigen Zeiten statt, denn die Energiekrise belastet viele Menschen. Sparen sie deshalb auch bei ihrem Freimarktbesuch?

Zunächst scheint alles wie immer auf dem Freimarkt: Dicht an dicht drängen sich Menschen auf der Bürgerweide, in den Händen halten viele von ihnen Zuckerwatte, Bratwürste oder Poffertjes. An den Imbissbuden leuchten die Lichter, von überall dröhnt laute Musik über das Gelände. Machen sich die Menschen vor dem Rundgang Gedanken darüber, wie viel Geld sie ausgeben? buten-un-binnen-Reporterin Lisa-Maria Röhling hat sich bei den Besucherinnen und Besuchern umgehört.

Feste Ziele für den ersten Freimarktrundgang nach zwei Jahren Pause haben fast alle Besucherinnen und Besucher: "Auf jeden Fall was leckeres essen, das steht an erster Stelle, und irgendein cooles Karussell fahren, das muss auch drin sein." Eine andere Besucherin erzählt, dass sie nur für die Essensbuden gekommen ist.

Preisanstieg beim Essen

Gerade beim Essen erleben aber einige eine Überraschung: Viele Budenbesitzer haben ihre Preise angehoben – nicht nur wegen der hohen Energiekosten, sondern auch weil Lebensmittel teurer geworden sind. Das zeigt sich zum Beispiel am Bierpreis auf dem Freimarkt: Hat der halbe Liter 2019, also vor der Pandemie und der Energiekrise, noch höchstens 5,50 Euro gekostet, liegt er in diesem Jahr zwischen 5,40 und 6 Euro.

Einige Besucherinnen und Besucher überlegen sich deshalb zweimal, wofür sie ihr Geld ausgeben. Die meisten von ihnen wägen vor Ort ab und achten ganz genau darauf, nicht zu viel Geld auszugeben. Andere haben extra Geld zur Seite gelegt.

Wir sind extra für den Freimarkt hierher gekommen und haben gespart.

Besucherin des Freimarkts

Gute Laune und Ablenkung in Krisenzeiten

Und trotzdem ist es an den Imbissbuden voll, an den Achterbahnen und Karussells bilden sich lange Schlangen. Dass einige der Schaustellerinnen und Schausteller ihre Beleuchtung auf LED umgestellt haben, um Strom zu sparen, fällt kaum auf. Die Menschen sind ausgelassen und gut gelaunt, viele Kinder sind zum ersten Mal auf dem Freimarkt und wollen unbedingt so viel wie möglich ausprobieren.

Karussel auf dem Bremer Freimarkt
Karussells und Fahrgeschäfte begeistern die Besucher auf dem Freimarkt. Bild: dpa | Sina Schuldt

Gerade in der Krisenzeit soll der Freimarktbesuch vom Alltag und von Geldsorgen ablenken, finden viele Besucherinnen und Besucher, dann gehe es nicht darum, auf jeden Euro zu schauen. "Eigentlich ist das hier ein besonderes Event, da gibt man halt Geld aus und das passt so", erzählt eine Besucherin. Eine andere möchte einfach den Tag mit ihrer Tochter auf dem Freimarkt genießen und dabei nicht ans Sparen denken.

Wir sind nicht mit Credo hergekommen 'Wir essen jetzt eine Bratwurst weniger'. Das ist schon ein Happening für uns, einmal im Jahr hierher zu kommen.

Besucher des Freimarkts

Und gerade nach zwei Jahren Pause scheint so mancher die gestiegenen Preise an manchen Buden gut zu verkraften: "Man merkt das schon, aber man gönnt sich das halt einmal im Jahr. Wir freuen uns so, dass wir hier wieder ohne Kontrollen und Masken rumlaufen dürfen."

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Autorin

  • Lisa-Maria Röhling
    Lisa-Maria Röhling

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 17. Oktober 2022, 9:10 Uhr