Kommentar

Meyer-Heder bot politisch nie mehr als großkotzige Unbedarftheit

Carsten Meyer-Heders Kopf im Licht, der Rest ist dunkel.

Meyer-Heder bot politisch nie mehr als großkotzige Unbedarftheit

Bild: dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Carsten Meyer-Heder war einst Hoffnungsträger der Bremer CDU. In den vergangenen vier Jahren war allerdings wenig Substanzielles von ihm zu sehen, findet unser Autor.

Soll man sich über Carsten Meyer-Heder erregen? Eigentlich nicht.

Stimmt schon: Wenn der Vorsitzende der Bremer CDU findet, man könnte ruhig mal mit der AfD zusammenarbeiten, dann könnte man schon mal politisch Temperatur bekommen. Aber: Erstens hat er für seine Äußerungen ordentlich was auf die Backen gekriegt von seinen eigenen Parteifreunden, zweitens hat er mit seinem Rücktritt ja nur vorgezogen, was er eh angekündigt hatte. Er wollte sowieso nicht mehr antreten. Und drittens: Hat Meyer-Heder jemals anders geredet? Hatte er politisch je mehr zu bieten als großkotzige Unbedarftheit? Nein!

Vom ehemaligen Hoffnungsträger war kaum noch was zu sehen

Legendär, wie er als Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl bei Radio Bremen gefragt wurde, ob er nicht Respekt vor dem Amt eines Regierungschefs hätte. Die breitbeinig hingerotzte Antwort: Naja, er wolle ja nur Bürgermeister werden. Man muss sagen: Die Jahre als Parteichef, die Jahre im Parlament, wo vom Ex-Hoffnungsträger kaum noch was zu sehen und zu hören war, haben – sagen wir mal – jetzt keinen nennenswerten Kompetenzgewinn gebracht. Es spricht halt so aus ihm heraus. Und nun ist er weg. Kein Grund zur Aufregung.

Statt inhaltlicher Klarheit liefern die Union-Parteichefs regelmäßig den dumpfen Bierzeltton des Populismus.

Jochen Grabler
Jochen Grabler

Allerdings ein Grund zur Sorge. Es wäre ja schön, wenn Meyer-Heder der einzige politisch Verpeilte in der Union wäre. Ist er aber nicht. Ganz offensichtlich haben CDU und CSU so gar keine Idee davon, wer sie eigentlich sind. Das direkte Verhältnis zur AfD, die Rhetorik, in der die Unionisten tatsächlich existierende, aber von der AfD besetzte Konfliktthemen wie Migration ansprechen, die Erklärung der Grünen zum Hauptfeind – hinter all dem und damit hinter allem Elend der sogenannten Parteiführung unter dem sogenannten Parteiführer Friedrich Merz steht doch die zentrale Frage: Was ist heute noch konservative Politik? Was wäre eine CDU, die angemessene Antworten liefert auf die Zeitenwende?

Weder CDU noch CSU haben überzeugende Antworten

Darauf hat Merz' CDU, darauf hat auch Söders CSU keine überzeugenden Antworten. Statt inhaltlicher Klarheit liefern die Union-Parteichefs allerdings regelmäßig genau den dumpfen Bierzeltton des Populismus. Fluchtgrund Zahnbehandlung – Sie wissen schon.

Das ist erstens dumm, zweitens nicht erfolgreich und drittens gefährlich. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich Konservative dabei überschätzen, wenn es darum geht, rechte Kräfte durch Anbiederung einzuhegen. Es redet halt so aus ihnen heraus, aus reiner Gedanken- und Hilflosigkeit. Merz hat es diese Woche gemacht, Meyer-Heder auch. Einer von beiden hat nun den richtigen Schluss gezogen. So gesehen: Es gibt noch Hoffnung für die CDU.

Dieses Interview führte zum Rücktritt des Bremer CDU-Chefs Meyer-Heder

Bild: Radio Bremen

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  • Jochen Grabler
    Jochen Grabler Redakteur und Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 29. September 2023, 17:10 Uhr