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Riesiges Gas-Terminal: Warum nun ein LNG-Schiff in Bremerhaven liegt

Ein Schiff liegt neben einem Kran.
Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Mit der "Transgas Force" hat ein schwimmendes Gas-Terminal in Bremerhaven festgemacht. Warum es dort nun monatelang liegt, was LNG-Schiffe leisten und warum sie umstritten sind.

LNG – also verflüssigtes Erdgas – ist seit dem Krieg in der Ukraine ein Weg, mit dem Deutschland unabhängig von russischem Erdgas werden will. Es wird in riesigen Tanks per Schiff aus dem Ausland angeliefert und muss bisher noch auf speziellen LNG-Schiffen verarbeitet werden – quasi in schwimmenden Gasfabriken. Denn der Bau von Anlagen an Land dauert noch einige Jahre. Solch ein Schiff, das die Menschen künftig mit Flüssigerdgas versorgt, liegt nun in Bremerhaven auf der Lloyd Werft. Das sind die Gründe.

Ein Schiff liegt an einer Kaje.
Das LNG-Schiff "Transgas Force" wird von der Lloyd Werft flott gemacht. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Können Interessierte die "Transgas Force" in Bremerhaven sehen?

Ja, sehr gut sogar. Das Schiff liegt unübersehbar an der Westkaje, also genau gegenüber von der "Letzten Kneipe vor New York". Die "Transgas Force" ist außerdem ziemlich groß, fast 300 Meter lang und 47 Meter breit. An der Bordwand steht in großen Buchstaben "LNG".

Was passiert mit dem Schiff in Bremerhaven?

Die "Transgas Force" wird von der Lloyd Werft für ihren Einsatz als LNG-Schiff in Stade vorbereitet. Dazu müssen Rohrleitungen und Anschlüsse angepasst werden. Es wurde bereits ein großer Kran aufgebaut. Die Arbeiten dauern laut Werft zweieinhalb bis drei Monate, ab Ende des Jahres soll das Schiff dann in Stade zum Einsatz kommen.

Welche LNG-Schiff-Standorte gibt es?

Die "Transgas Force" ist eines von vier LNG-Schiffen, das die Bundesregierung seit dem Ukraine-Krieg gechartert hat. In Brunsbüttel und Wilhelmshaven läuft der Betrieb bereits. Dann kommt Stade hinzu. Ein viertes Schiff soll ebenfalls nach Wilhelmshaven kommen. Weitere Standorte sind in Lubmin und Mukran bei Rügen. Die schwimmenden Einheiten in Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel sollen aber 2026/2027 durch stationäre LNG-Terminals an Land abgelöst werden. Die befinden sich noch im Bau, deshalb überbrücken Schiffe die Zeit.

Was genau macht ein LNG-Schiff?

Auf dem Schiff wird aus dem flüssigen LNG wieder Gas. LNG steht für "Liquified Natural Gas", das ist auf minus 162 Grad heruntergekühlt und deshalb verflüssigt. Damit es zum Heizen genutzt werden kann, muss es jedoch gasförmig sein. Also wird das flüssige LNG mithilfe von Wasser erwärmt. Dann kann es als Gas über Leitungen an Land abgeführt werden.

Ein Schiff liegt an einer Kaje.
Das LNG-Schiff soll mehrere Monate in Bremerhaven liegen. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Wieviel können die LNG-Schiffe leisten?

Laut dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium liegt die sogenannte Regasifizierung des künftigen LNG-Schiffs in Stade bei bis zu 7,7 Milliarden Kubikmetern jährlich – damit sollen rund zwei Millionen Haushalte durch das überregionale Gashochdrucknetz versorgt werden können. Alle LNG-Schiffe zusammen können laut Bundeswirtschaftsministerium bei voller Auslastung rund 32 Milliarden Kubikmeter Gas liefern. Das ist laut dem Ministerium etwa die Hälfte der Gas-Menge, die Deutschland sonst aus Russland bezogen hat.

LNG ist nicht unumstritten, was hat es damit auf sich?

Umweltschützer kritisieren, dass LNG ein fossiler Energieträger ist und zu einem Großteil aus klimaschädlichem Methan besteht. Auch die Fördermethode von LNG durch Fracking, wie es etwa in den USA gemacht wird, steht in der Kritik. An einigen Orten haben sich auch Bürgerinitiativen aus Anwohnern gebildet, weil sie Lärm befürchten.

Darum liegt jetzt ein riesiges Gas-Terminal in Bremerhaven

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 27. Juli 2023, 15:10 Uhr