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Klima-Protest: So läuft die Besetzung an einer Bremerhavener Schule

Drei junge Menschen sitzen vor einer Tür mit einem Protest-Banner.
Caro (17), David (19) und Aurin (19)
Bild: Radio Bremen | Mirjam Benecke

In Bremerhaven haben Schüler ihre Aula besetzt, um auf die Klimakrise hinzuweisen. Nach langen Verhandlungen blieben die Aktivisten über Nacht – so soll es nun weitergehen.

Am Montagmorgen erklärten die Protestbewegungen Fridays for Future und End Fossil Occupy die Aula der Bremerhavener Geschwister-Scholl-Schule für besetzt. Banner hingen an den Wänden, eine Band spielte. Als Anlass nannten die Aktivistinnen und Aktivisten die laufende Weltklimakonferenz und die fortwährende Zerstörung von Lebensgrundlagen durch fossile Konzerne. Für viele an der Schule kam die Aktion überraschend. Zunächst sah es nicht danach aus, als würde die Besetzung die Nacht überdauern. Doch die Schülerinnen und Schüler sind weiterhin vor Ort und wollen bleiben.

Wie verlief die Nacht?

Etwa 35 Schülerinnen und Schüler haben gestern ihre Schlafsäcke gepackt und in der Schule übernachtet. Eigentlich wollten sie in der besetzten Aula schlafen, allerdings gab es darüber lange Verhandlungen mit der Schulleitung und der Stadt. Ergebnis nach zwei Stunden: Zumindest in der Bibliothek auf dem Schulgelände durften die Aktivistinnen und Aktivisten nächtigen. Es sei eine angenehme, aber kurze Nacht mit wenig Schlaf gewesen, berichtet die 17-jährige Schülerin Caro. Denn: "Alle verstehen sich gut, es war sehr harmonisch und entspannt."

Was ist der Grund für den Protest?

Trotz unbequemer Nacht in Schlafsäcken auf dem kalten Boden sind die Protestlerinnen und Protestler in der Sache fest entschlossen. "Wir sind im Jahr 2022 und es wird immer noch fossile Energie verwendet – Kohle, Öl, Gas", sagt Teilnehmerin Caro. "Das ist nicht gut und darauf wollen wir aufmerksam machen und hoffen, zumindest etwas zu verändern", so die 17-Jährige. Sie wollen das Ende der fossilen Energie und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels – und möglichst viel Aufmerksamkeit auf den Klimawandel lenken.

Getrieben ist der Protest auch von Frust, weil viele Jugendliche seit Jahren für das Klima auf die Straße gehen, sich – nach ihrer Ansicht – jedoch wenig ändert. An der Aktion beteiligt sind Fridays for Future und End Fossil Occupy, eine noch relativ neue Klima-Protestbewegung in der es besonders um die Besetzung von Schulen und Universitäten auch andernorts geht.

Was passiert während der Aktion?

Der Unterricht an der Geschwister-Scholl-Schule läuft normal weiter, aber am ersten Protesttag gingen immer wieder Schülerinnen und Schüler zwischendurch aus dem Unterricht in die Aula. Dort gibt es verschiedene Veranstaltungen. "Wir haben mehrere Punkte, darunter eine Lesung und eine Diskussion", berichtet Caro. Auch einen Austausch mit Lehrenden habe es gegeben, ob dies die richtige Protestform sei und worum es im Kern ginge. "Gestern haben wir ein Training für eine Räumung gemacht", sagt die 17-Jährige. "Für den Ernstfall, falls wir geräumt werden – was unwahrscheinlich ist."

Ein Megafon steht vor Protestplakaten.
Die Aula der Geschwister-Scholl-Schule in Bremerhaven ist seit Montag von Klima-Aktivisten für besetzt erklärt. Bild: Radio Bremen | Mirjam Benecke

Was sagt die Stadt zu all dem?

Bremerhavens Schuldezernent Michael Frost (parteilos) hatte sich nach Beginn der Aula-Besetzung zur Schule begeben und lange mit der Schulleitung und Vertretern der Protestaktion gesprochen. Er habe dabei den Eindruck gewonnen, dass die Schülerinnen und Schüler sehr ernsthaft an die Sache herangingen und die Aktion profunde geplant sei. Es sei klargeworden, dass es keine Spaßaktion sei, so Frost. Die Schülerinnen und Schüler würden in der Aula sehr zielgerichtet an Fragen arbeiten, die die Menschheit bewegen.

Wie soll es jetzt weitergehen?

Wie lang die Aktion andauert, lässt sich noch nicht genau sagen. "Wir versuchen auf jeden Fall so lange wie möglich hier zu bleiben und das auch heraus zu handeln", sagt Schülerin Caro. Ziel sei es, mindestens bis Freitag zu bleiben, wenn möglich länger. "Es kommen die Tage auch immer noch mehr Leute und dann ist das wie so ein Wechsel zwischen den Menschen, die hier sind."

Aufgrund seiner Eindrücke teilte Schuldezernent Frost mit, die Aktion dürfe bis Freitag weiterlaufen. Allerdings gibt es dafür eine Reihe von Bedingungen. Zum Beispiel, dass die Schülerinnen und Schüler nicht in der Aula übernachten, sondern in der Schulbibliothek. Wenn es zu eklatanten Regelverstößen komme, würde man die Besetzung auflösen, so Frost. Bisher sehe es aber nicht danach aus.

Das erhoffen sich Bremerinnen und Bremer von der Weltklimakonferenz

Bild: Radio Bremen

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Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Next, Next am Morgen, 15. November 2022, 8:10 Uhr