Bremer Kinderärzte lehnen "Strafgebühr" in der Notfallversorgung ab

Ein Krankenwagen hält vor einem Schild, das auf den Eingang der Notaufnahme eines Krankenhauses hinweist.

Bremer Kindeärzte gegen "Strafgebühr" in der Notfallversorgung

Bild: dpa | Jörg Carstensen

Viele Notaufnahmen sind überlastet. Der Präsident des Berufsverbands der Kinderärzte schlägt deshalb eine Gebühr für bestimmte Fälle vor – und stößt in Bremen damit auf Kritik.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Bremen lehnt eine mögliche Sondergebühr für Eltern, die ohne akuten Bedarf mit ihren Kindern den ärztlichen Notdienst – egal ob Notaufnahme oder auch der kinderärztliche Bereitschaftsdienst aufsuchen –, ab. "Wir müssen uns über eine Steuerung Gedanken machen. Aber ich bezweifle, dass eine solche Gebühr in einem Bundesland, wo wir viele Familien haben, die nicht viel Geld haben, ein guter Mechanismus ist", sagte der Bremer Landesvorsitzende Stefan Trapp im Interview mit Bremen Zwei.

Reaktionen auf Vorschlag eher ablehnend

Angesichts knapper Ressourcen beim Notdienst hatte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, eine finanzielle Abgabe für bestimmte Fällen angeregt. "Die Notfallversorgung muss auf Notfälle konzentriert werden und nicht für die Pickel am Po der Kinder, für die die Eltern unter der Woche keine Zeit haben und mit denen man dann am Wochenende beim Notdienst aufschlägt", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Für solche Fälle hielte ich eine Eigenbeteiligung der Versicherten für absolut sinnvoll", ergänzte er. Bundesweit stößt Fischbachs Forderung auf Kritik: Sowohl die Deutsche Krankenhausgesellschaft als auch das Bundesgesundheitsministerium äußerten sich zurückhaltend.

Der Bremer Kinderazt Trapp pflichtete Fischbach zum Teil bei. Es müsse deutlich sein, "dass die Notfallstrukturen am Wochenende in der Nacht am Abend wirklich für medizinische Notfälle da sind". Überall krache und kneife es im Gesundheitssystem, sagte er.

Wir müssen Prioritäten setzen. Und eine wichtige Priorität wäre, dass man in Notdiensten und Notfallstrukturen eben auch nur medizinische Notfälle behandelt.

Stefan Trapp, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Bremen

Ersteinschätzung per Telefon gefordert

Ein erster, guter Schritt wäre es, dem Notdienstbesuch in einer Klinik oder beim kinderärztlichen Bereitschaftsdienst ein Telefonat vorzuschalten. Dort könne laut Trapp dann eingeschätzt werden, wie dringlich die Situation sei. Gegebenenfalls könnten dann auch noch Hinweise gegeben werden, wo den Kindern in der folgenden Woche geholfen werden könne. "So etwas einzuführen, wäre erst mal ein richtig guter erster Schritt", sagte Trapp. Nach der telefonischen Einschätzung könne entschieden werden, ob die Patienten mit dem Rettungswagen abgeholt werden müssten, selbst in die Notaufnahme gebracht werden können oder zum Bereitschaftsdienst gehen sollen, so Trapp auf Nachfrage von buten un binnen.

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVB) wird genau so etwas gefordert – auch im Zusammenhang mit einer Gebühr. "Wir befürworten eine Nicht-Notfallgebühr nur im Zusammenhang mit einer verpflichtenden Ersteinschätzung", sagte Sprecher Christoph Fox zu buten un binnen. Die technischen und medizinrechtlichen Voraussetzungen dafür seien nach Auffassung der Vereinigung gegeben.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 7. August 2023, 12:10 Uhr