Fragen & Antworten

Warum Wümme und Weser für Wassersportler so gefährlich sind

Nach Unfall auf der Wümme: Beim Kajakfahren lauern tödliche Gefahren

Bild: Radio Bremen

Auch auf scheinbar harmlosen Flüssen wie Wümme und Weser lauern zahlreiche Gefahren. Wir erklären, welche das sind – und wie Wassersportler sie umgehen können.

Nach dem tödlichen Unfall eines Kajakfahrers auf der Wümme warnen Experten vor der gefährlichen Strömung an Wehren. Denn die drei Männer, die am Mittwoch auf dem Fluss zwischen Fischerhude und Ottersberg verunglückten, hatten offensichtlich die Strömungen im Bereich des Stauwerks unterschätzt und waren gekentert. Zwei von ihnen konnten sich retten, ein 33-Jähriger starb im Wasser. "An Wehren herrscht immer Lebensgefahr", sagt Helge Cassens, Sprecher der Verdener Polizei, zu buten un binnen. Doch woran liegt das?

Was macht ein Wehr so gefährlich?

Ein Wehr reguliert den Wasserstand des Flusses. Oben wird das Wasser gestaut und dann kontrolliert abgelassen. Dabei entsteht eine Art Wasserfall. Unten entsteht dabei eine Wasserwalze. "Und das ist sehr gefährlich", erklärt Olaf Jürgens, Vorsitzender der DLRG Otterstedt. Wer in eine solche Wasserwalze gerät, habe es sehr schwer, wieder hinauszugelangen. Das gilt auch schon für kleine Wehre wie in der Wümme, bei großen wie dem Weserwehr ohnehin.

Das Problem ist nicht nur die Strömung oberhalb des Wehrs. Es ist die Gewalt des Wassers, wenn es fällt.

Olaf Jürgens, Vorsitzender der DLRG Otterstedt

"Man wird von einer Wasserwand nach unten gedrückt und von der Walze gedreht", erklärt der Wasserretter. Taucht man dann wieder auf, befindet man sich erneut hinter der Wasserwand und wird wieder nach unten gedrückt. "So hat man dann einen Kreislauf, aus dem man aus eigener Kraft nur schwer wieder hinaus kommt." Vor allem, wenn Angst und Panik einsetzen.

Wie können Wassersportler die Gefahren umgehen?

Eigentlich gibt es nur einen Weg: "Das Beste ist: Vor dem Hindernis raus aus dem Wasser, das Boot umtragen und hinter dem Wehr wieder ins Wasser einsetzen", sagt Jürgens. Vor und hinter den Hindernissen gebe es Ein- und Ausstiege. Das ist nicht nur am sichersten, sondern auch der rechtlich richtige Weg. "Vor Ort gibt es eine Beschilderung, die darauf hinweist, dass eine Weiterfahrt nicht erlaubt ist", sagt Polizeisprecher Cassens. Es sei also nicht nur sinnvoll, sein Boot umzutragen, sondern auch verpflichtend.

Der Sprecher der DLRG Bremen, Philipp Postulka, rät sogar dazu Wasserbauwerke generell zu meiden. "Auch einfache Brückenpfeiler verursachen Verwirbelungen, Strömungen, Strömungsschatten, das verändert die Eigenschaften des Flusses", sagt er.

Es gibt Hafeneinfahrten, Schleusen, Wehranlagen, all das gibt es hier in Bremen, deswegen grundsätzlich von Wasserbauwerken Abstand halten.

Philipp Postulka, Sprecher der DLRG Bremen

Welche Sicherheitsmaßnahmen können Kanu- und Kajakfahrer generell ergreifen?

Jürgens vermutet, dass die meisten Unfälle vor allem aus Selbstüberschätzung und Unterschätzung von Gefahren entstehen. Schließlich sieht die Wümme ganz harmlos aus, wenn man auf ihr paddelt – und dann wird das Wehr unterschätzt." Er appelliert deshalb, aufmerksam zu sein und Warnhinweise zu beachten. Kentert man dennoch einmal, seien Schwimmhilfen wie beispielsweise Auftriebswesten unabdingbar. "Damit man nicht direkt untergeht", sagt Jürgens.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. August 2023, 19:30 Uhr